11. August 2022, 14:00 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Schloss Predjama in Slowenien ist eine der beeindruckendsten Festungen der Welt, denn sie ist direkt in den Fels einer Klippe gebaut. Über 800 Jahre alt, hält sie sogar einen Guinness-Buch-Rekord. Bis heute ist sie auch bekannt für ihren wohl berühmtesten Besitzer – der auf äußerst skurrile Weise zu Tode kam.
Nahe dem slowenischen Ortes Predjama thront, 123 Meter hoch in einer steilen Felswand, eine der beeindruckendsten Festungen Europas. Schloss Predjama, einst eine uneinnehmbare Burg, schmiegt sich hier in eine Klippe, als wäre sie in einem Stück aus ihr heraus geschlagen worden. Ein Ort, um den sich in seiner mehr als 800-jährigen Existenz zahlreiche Legenden gebildet haben. Eine davon handelt von einem berüchtigten Raubritter – und einer Toilette.
Laut „Lonely Planet“ wurde an der Stelle, wo heute Schloss Predjama steht, ab dem Jahr 1202 erstmals eine Verteidigungsanlage erbaut. Sein heutiges Aussehen erhielt das mächtige Gemäuer aber erst im 16. Jahrhundert, wurde bis dahin mehrfach umkonstruiert und verstärkt. Vier Stockwerke hoch, erhebt sich die imposante Festung noch heute wie eine Kulisse aus einem Fantasy-Film. Der offiziellen Webseite des Ortes zufolge hält sie sogar einen Guinness-Buch-Rekord.
Die größte Höhlenburg der Welt
Demnach ist Schloss Predjama dort offiziell eingetragen als „größte Höhlenburg der Welt“. Und auch in diversen Rankings der schönsten Schlösser der Welt findet es sich regelmäßig wieder. Natürlich ist die bizarre Felsenburg längst auch einer der größten Touristenmagneten von Slowenien. Und Besucher dort werden an einem Namen nicht vorbei kommen: Erazem Lueger. Um ihn dreht sich die wohl bekannteste Legende der Trutzburg.
Demnach war Lueger eine Art Raubritter, der Schloss Predjama im 15. Jahrhundert zu seinem Sitz auserkoren hatte. Er unterstützte die Ungarn in ihren Kämpfen gegen die Österreicher, und war deshalb bei diesen verhasst. Auch wegen seiner Sympathie für die Armen und Raubzügen gegen Reiche war er berüchtigt, was ihn zu einer Art Robin Hood von Slowenien machte. Dem Habsburger-Herrscher Frederick III. von Österreich war Lueger daher schon lange ein Dorn im Auge. Bis er einen Grund fand, seinen Widersacher ein für alle Mal zu beseitigen.
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Listiger Burgherr
Lueger tötete im Duell einen von Fredericks Gefolgsleuten, der zuvor einen von seinen Männern ermordet hatte. Frederick ließ also Schloss Predjama ab 1484 belagern, in dem Erazem mit seinem Gefolge Zuflucht suchte. Einnehmen konnte er die mächtige Felsenburg jedoch nicht. Zudem verfügte Erazem über diverse Geheimgänge, über die er sich regelmäßig mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgen konnte. Unter dem Schloss liegt nämlich eine der größten Höhlen Sloweniens, in die man beim Bau der Burg die Tunnel gegraben hatte.
Erazem schürte weiter Fredericks Zorn, indem er sich über seine Angreifer lustig machte. So soll er einmal Kirschen auf diese herab geworfen haben, um seine ausgezeichnete Versorgung trotz Belagerung unter Beweis zu stellen. Sein Ende konnte schließlich nur durch eine List besiegelt werden. Oder, besser gesagt, durch Verrat. „Atlas Obscura“ zufolge verkaufte sich einer seiner Angestellten an die Habsburger, und gab schließlich den entscheidenden Hinweis, der zu Luegers Ermordung führte.
Das Ende einer Legende
Demnach wartete der Mann, bis Erazem die Toilette benutzen musste, die sich an der Außenfassade des Schloss Predjama befand. Sodann schwenkte er für die Österreicher eine Flagge, um zu signalisieren, dass sein Herr jetzt das stille Örtchen benutzte. Ein einzelner gezielter Kanonenschuss auf selbiges brachte dann das Ende für den „Raub-Baron“.
Anschließend wurde es lange still um das Schloss Predjama, doch heute ist die Festung wegen ihrer Lage längst ein massives Besucher-Highlight. Der Webseite des Ortes zufolge hat es unter anderem schon George R. R. Martin inspiriert, den Autor der Weltbestseller-Reihe „Game of Thrones“. Ein Filmteam des „Discovery Channel“ will zudem nachgewiesen haben, dass es auf der Burg spuken soll. Vielleicht geht ja der ruhelose Geist von Erazem noch immer hier um. Beliebt ist das Schloss Predjama aber auch als einzigartige Kulisse für Hochzeiten.
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Eine der größten Schauhöhlen Europas
Nicht weniger beeindruckend ist das weitverzweigte Höhlensystem, das sich unter dem Schloss Predjama befindet. Archäologen haben hier Spuren von Besiedlung bis zurück in die Steinzeit nachgewiesen, und die bislang entdeckten Teile haben eine Länge von 14 Kilometern. 700 Meter davon sind der Öffentlichkeit zugänglich, auf denen man unter anderem Erazems alte Fluchttunnel besuchen kann. Die Höhle ist auch Heimat für eine große Feldermauskolonie.
Sie ist von Mai bis September geöffnet. Nur wenige Kilometer entfernt befindet sich aber mit Postojna noch ein Ort der Superlative, nämlich eine der größten Schauhöhlen Europas. Sie ist mit einer Gesamtlänge von 24 Kilometern derart gewaltig, dass man Teile der Strecke mit einem Besucherzug zurücklegen kann. Tickets für den sogenannten Postojna Höhlen-Park kauft man am besten Online. Für gut 40 Euro kann man dann aktuell sowohl Schloss Predjama als auch die Postojna-Höhle besichtigen.