23. Dezember 2024, 6:48 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer zum ersten Mal vor der Slawenburg Raddusch im Spreewald steht, der staunt über das ulkige Gebilde. Ein hölzerner Ring, der schon von Weitem zu sehen ist. Der heutige Komplex ist ein Nachbau des Originals, und gerade deshalb ein spannendes Ziel. Und ein Touristenmagnet.
Gewusst hat man schon lange von den Resten der Burg, die im 9. Jahrhundert entstanden war und eine von beinahe 50 in der Region gewesen war. 1984 begann man mit Ausgrabungen im Bereich der Slawenburg Raddusch. Das Original hatte einen Durchmesser von 38 Metern innen und 58 Metern außen, der Wall war sieben Meter hoch und von einem 5,5 Meter breiten Graben umgeben.
Ein wehrhafter Bau, den man sich sofort bildlich vorzustellen begann. Kein Wunder, dass 1992 die Idee entstand, den Burgwall neu aufzubauen. Vollendet wurde die „neue“ Slawenburg 2003.
Eintauchen in die Geschichte
Wer die Burg im Vetschauer Ortsteil Raddusch besucht, erfährt viel über die Grabungen, die auf dem Gelände stattfanden. Darüber, wie der einstige Burghof freigelegt und die Brunnen untersucht wurden. Auch nach Siedlungsresten suchten die Archäologen, aber das Gebiet rund um die Burg war jahrhundertelang beackert worden – entdeckt wurde beinahe nichts mehr.
Einige Fundstücke, die ausgegraben wurden, sind heute in einer Dauerausstellung zu sehen. Das spektakulärste Stück ist eine slawische Figur, der „Götze von Raddusch“, der im 10. Jahrhundert in einem der Brunnen landete. Die einstige Funktion des „Götzen“ ist rätselhaft.
Innen Beton, außen Eichenholz und Lehm
Die nachgebaute Slawenburg Raddusch besteht aus einem hohlen Betonring mit Platz für Ausstellungen und eine Gaststätte. Er wurde mit Eichenholz und Lehm verkleidet und bekam so das Äußere, welches das Original vermutlich einst hatte. Die Ausstellung lohnt sich, zum Beispiel als Abstecher bei einer Fahrt auf dem Gurkenradweg.
Zu sehen gibt es Funde aus vielen Gebieten in der Niederlausitz. So Manches wurde von den Baggern der Braunkohletagebaue freigelegt. In einem Rundgang kann man sich über die Slawenzeit vor 1200 Jahren, die Steinzeiten, die Bronzezeit, die Germanen und das Mittelalter informieren. Bei Führungen gibt es außerdem Informationen über die Geschichte der Burg und viele andere Erklärungen. Auch die Erkundung auf eigene Faust mit Audioguide ist möglich. Die Ausstellung wird mit Trickfilmen und Animationen ergänzt, was sie auch für Kinder spannend macht.
Außengelände mit Ausstellungsflächen und Spielplatz
Rund um die Burg ist die Landschaft flach. Grund ist der jahrhundertelange Ackerbau, durch den einst auch die originale Burg zerstört wurde. Bevor die Grabungen begannen, war sie nur ein flacher Hügel. Elf Hektar Fläche gehören zur Slawenburg Raddusch. Sie werden als Ausstellungsfläche mitgenutzt. Es gibt einen „Zeitsteg“ mit Landschaftsinseln, auf denen zum Beispiel über die Mittelsteinzeit informiert wird – in passendem Rahmen, sodass man sich fühlt, als hätte man gerade eine Zeitreise hinter sich.
Auch der Spielplatz passt in die alten Zeiten. Es gibt hölzerne Spielgeräte wie den Wagen ohne Räder und anderes. Blickfang ist ein Ochse aus Holz, der einen Eichenstamm „zieht“. Er erinnert daran, wie mühsam es früher war, das Baumaterial heranzuschaffen. Immerhin wurden 1600 Stämme für die Burg benötigt!
Repliken von Fundstücken im Burgladen
Wer noch mehr über die Slawenburg erfahren möchte, der bekommt im Burgladen Literatur über den Bau, über Archäologie in Brandenburg, Repliken der Fundstücke von der Eschenholzschale bis zum Messer mit Horngriff, Andenken und Produkte aus dem Spreewald.
Auch ein Burgbistro gibt es – mit Spreewälder Küche von Kartoffeln mit Quark und Leinöl über Schmorgurken bis zu Hefeplinsen. Bis August 2024 wurde die Anlage kommunal betrieben. Aktuell betreibt ein tschechischer Investor die Slawenburg, in der 15 Vollbeschäftigte und mehrere Hilfskräfte arbeiten.
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Lage der Slawenburg Raddusch
Text: Silke Böttcher