27. Februar 2024, 17:05 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein Schiffswrack, das als „Titanic der Alpen“ bezeichnet wird, soll nun mehr als 90 Jahre nach seinem Untergang geborgen werden. TRAVELBOOK zeigt, wie es dazu kam.
Am 1. Juli 1892 wurde das Raddampfschiff „Säntis“ von der Schweizerischen Nordostbahn in Betrieb genommen. Zu dieser Zeit fuhr man auf den Straßen vor allem noch mit Pferdekutschen oder bewegte sich zu Fuß. Rund vier Jahrzehnte später, im Jahr 1933, versank das Schiff im Bodensee und wurde seitdem größtenteils vergessen – bis jetzt. Denn die „Titanic der Alpen“ soll nun aus dem Seebett gehoben und der Öffentlichkeit präsentiert werden.
„Titanic der Alpen“ soll geborgen werden
Im Herbst 2013 wurden im Bodensee Vermessungsarbeiten durchgeführt. Dabei stieß man auf das 48 Meter lange Wrack des Dampfschiffs Säntis, welches dank der vorherrschenden Dunkelheit und der Sauerstoffarmut hervorragend erhalten ist. Daraufhin wurde der Dampfer laut DailyMail von der Schiffsbergungsgesellschaft Romanshorn gekauft und es wurden Pläne für die Rückkehr an die Oberfläche ausgearbeitet. Ziel nach der Bergung sei es, das Schiff für die Öffentlichkeit auszustellen.
TRAVELBOOK fragte beim Schiffsbergungsverein nach, wann genau das Schiff zurück an die Oberfläche gebracht werden soll. Laut des Vereins plant man, das Schiff zwischen dem 18. und 31. März auf eine Tiefe von 12 Metern anzuheben. Die endgültige Bergung an die Oberfläche solle am 20. April erfolgen, eventuell auch einige Tage früher, abhängig von den Witterungsverhältnissen. Was im Anschluss daran mit dem Schiff geschehen soll, ist noch unklar. Silvan Paganini, Präsident des Schiffsbergungsvereins, teilte mit, dass man lediglich über die finanziellen Mittel verfüge, um das Wrack zu bergen und zu konservieren.
Allerdings hätten sich bereits verschiedene Organisationen gemeldet, die an einer Anschlusslösung für das Schiff interessiert wären. Eine endgültige Entscheidung stünde jedoch noch aus. Die Frage, ob das Schiff wieder fahrtüchtig gemacht werden soll, beantwortet Paganini nur indirekt: „Die Herstellung der Fahrbereitschaft würde mindestens 11 Millionen kosten, was natürlich das Budget unseres kleinen Vereins übersteigt.“
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Die Geschichte der „Titanic der Alpen“
Ursprünglich war das Dampfschiff eine Fährlinie, die Passagiere auf dem Bodensee beförderte. Insgesamt war es rund 40 Jahre in Betrieb und konnte bis zu 400 Menschen auf einmal transportieren. Dabei wurde es sogar noch 20 Jahre vor der Titanic in Betrieb genommen und verfügte laut dem Seeblick, ähnlich wie die echte Titanic, über eine Drei-Zylinder-Dampfmaschine. Diese waren nur wenig verbreitet, weswegen die Säntis später den Titel „Titanic der Alpen“ erhielt.
Nachdem die Motoren des Schiffs von Kohle auf Öl umgestellt wurden, rentierte sich der Betrieb wirtschaftlich nicht mehr. Daraufhin entschied sich die Schweizerische Bodensee-Schiffahrtsgesellschaft, die Säntis zu verschrotten. Dafür brachte man das Dampfschiff in die Mitte des Sees und versenkte es. Begleitet von zischendem Rauch und unter Hochhalten der Schweizer Flagge verschwand es schließlich aus dem Tageslicht und sank 210 Meter in die Tiefe – und lag dort weitgehend vergessen bis zu den Vermessungsarbeiten im Herbst 2013.