13. Dezember 2024, 12:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Fast 140 Jahre hielt das Ulmer Münster mit dem höchsten Kirchturm der ganzen Welt einen beachtlichen Rekord. Doch bald muss die gotische Kirche den Stab weitergeben. Welches berühmte Bauwerk nach Erweiterungsarbeiten im kommenden Jahr noch höher in den Himmel ragen wird – und was die Münstergemeinde dazu sagt? Das alles erfahren Sie bei TRAVELBOOK.
Die neue Anwärterin für den Titel wurde alles andere als aus dem Boden gestampft. Einen inoffiziellen trägt sie bereits: als berühmteste Baustelle der Welt. Die Rede ist von der Sagrada Família, der berühmten römisch-katholischen Kirche und Sehenswürdigkeit in Barcelona. Als eines der bekanntesten Werke des katalanischen Architekten Antoni Gaudí gibt sie einen beeindruckenden Anblick ab, zu dem aber leider auch stets Baukräne gehören. Denn seit nunmehr 1882 wird quasi ununterbrochen an der Fertigstellung der Basilika gearbeitet. Diese könnte nun in absehbarer Zukunft endlich erreicht sein. Und im Verlauf geht für das Ulmer Münster damit einher, dass seiner bald nicht mehr der höchste Kirchturm der Welt sein wird.
Ulmer Münster hat bald nicht mehr höchsten Kirchturm der Welt
Bis es so weit ist, haben die Informationen auf der Website der Stadt Ulm noch Bestand. „Mit einer Höhe von 161 Metern ist das Ulmer Münster die höchste Kirche weltweit. Es fasziniert rund eine Million Besucherinnen und Besucher jedes Jahr – durch seine Dimensionen, seine Kunst und seine Geschichte.“ An keinem der drei Punkte wird etwas ändern, dass den größten Kirchturm der Welt bald ein anderes Gotteshaus haben wird.
Ein kurzer Abriss der Entstehung. Es war 1377, als die Ulmer beschlossen, eine neue Bürgerkirche mitten in der Stadt zu errichten; finanziert durch Spenden aus der Gemeinde. Begonnen wurde der Bau wurde unter der Leitung des Architekten Heinrich Parler, er musste aufgrund der Reformation und finanzieller Probleme jedoch über Jahrhunderte immer wieder unterbrochen werden. Die Vollendung erfolgte erst im Jahr 1890 – unter Verwendung der „historischen Pläne aus dem Mittelalter“. Dies betont Dekan Dr. Thorsten Krannich, der auch für die Geschäftsführung der Kirchengemeinde verantwortlich ist, im Gespräch mit TRAVELBOOK. Dass das Ulmer Münster bald nicht mehr den höchsten Kirchturm der Welt haben wird, findet man dort übrigens gar nicht schlimm.
»Wir haben weiterhin den größten Natursteinturm der Welt
Wie Dr. Thorsten Krannich erklärt, hat man für den Bau historische Materialien verwendet. Deshalb könnte man die Kirchtürme des Ulmer Münsters und der Sagrada Família im Grunde gar nicht miteinander vergleichen – für die Türme der spanischen Kirche sei Beton zum Einsatz gekommen. „Und dafür sind sie gar nicht mal so hoch“, fügt der Dekan hinzu. Man denke an den 828 Meter in die Höhe ragenden Burj Khalifa in Dubai. Für seinen Turm und die Flügel wurden rund 180.000 Kubikmeter Beton verbaut.
Der Kirchturm des Ulmer Münster bleibe weiterhin der höchste Natursteinturm der Welt. Und ohnehin gehe es hier nicht um einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde, befindet der Dekan. „Wir freuen uns, dass die Sagrada Família in Barcelona bald fertiggestellt sein wird“, so Dr. Thorsten Krannich im Namen seiner Kirchengemeinde.
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Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) soll derjenige der 18 Türme der Sagrada Família, der dem Ulmer Münster dann den Rekord abnehmen will, im Sommer 2025 um ein begehbares Glaskreuz erweitert werden – und das übrigens durch eine Firma aus Bayern. Diese schreibt sich auch den Bau der Elbphilharmonie in Hamburg sowie des Donut-förmigen Apple-Headquarters in San Francisco auf die Fahne.
Für den Glasanbau in Spanien müssen demnach zunächst die benötigten sechs Teile im Werk in Gundelfingen hergestellt werden, die später zusammen das Kreuz ergeben werden. Wie es im fertigen Zustand aussehen wird, kann der Laie sich wohl schwer vorstellen. Sollte man aber in den Sommermonaten 2025 in Barcelona sein, dann könnte man Zeuge von wahrscheinlich spektakulären Montagearbeiten werden. Diese werden immerhin in 150 Metern Höhe stattfinden, und laut dpa-Informationen voraussichtlich zwei Monate andauern (von Juni bis August). Bis die berühmteste Baustelle der Welt endgültig keine mehr sein wird, könnte aber noch mehr Zeit vergehen. Man geht derzeit von einer Vollendung im Jahr 2026 aus.