
15. April 2025, 13:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
In Berlin ticken manche Uhren anders – sie sind nicht einfach nur Zeitmesser. Einige von ihnen sind Kunst, Geschichte, Experiment und Spektakel. TRAVELBOOK stellt die ungewöhnlichsten Exemplare vor.
Die Versuche, Zeit messbar und sichtbar zu machen, begannen mit der Erfindung der Sonnenuhr. Da nachts und bei trübem Wetter die Zeitangabe zwangsläufig erlosch, kam es zur Entwicklung mechanischer und schließlich digitaler Zeitmesser. Heute ticken Hunderte öffentlicher Uhren in Berlin. Die meisten von ihnen sind rein zweckmäßig, mit gut lesbarem Zifferblatt oder Display ausgestattet. Doch einige Exemplare kommen ganz ohne Zeiger aus, stattdessen fließt Wasser durch sie hindurch oder Lichter blinken in verschiedenen Formen.
Übersicht
Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz
Treffpunkt und Sehnsuchtsort: Zentral gelegen auf dem Alexanderplatz symbolisiert die Weltzeituhr seit 1969 globale Verbundenheit und weckte zu DDR-Zeiten sicherlich auch bei manchen Menschen Reiselust in unerreichbar ferne Länder. Der rotierende Zylinder aus Aluminium und Stahlbeton, designt von Formgestalter Erich John, zeigt die Uhrzeit in 24 Weltstädten auf einen Blick. Schon in Ostberlin galt die Weltzeituhr als ein beliebter Treffpunkt der Stadt, während der Wende wurde sie einer der wichtigsten Versammlungsorte für Demonstrationen. Man kann sagen, wer heute unter ihr steht, befindet sich am Puls der (Berliner) Zeit.

Wie kommt man hin?: Alexanderplatz, Berlin-Mitte; S- und U-Bahnhof Alexanderplatz, diverse U- und S-Bahnlinien (u. a. U2, U5, U8, S3, S5) sowie Bus- und Straßenbahnlinien (u. a. Bus 100 und 200, Tram M4, M5)
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Fließende Zeit – die Wasseruhr im Europa-Center
Wer kennt das nicht? Die Zeit zerfließt und zerrinnt, lässt sich nicht festhalten – wie Wasser. Genau auf diesem Prinzip beruht die sagenhafte 13 Meter hohe Wasseruhr im Europa-Center in Charlottenburg. Das faszinierende Kunstwerk aus grünem Wasser und Glas ist die größte Wasseruhr Europas, 1982 gebaut und entworfen vom französischen Physiker Bernard Gitton. Die Zeit ergießt sich hier in gläserne, aufeinander getürmte Kugeln, dazu schwingt ein riesenhaftes Pendel. Vor der dreigeschossigen Riesenuhr lässt es sich wunderbar innehalten. Beim leisen Gluckern, beim Fallen der Tropfen und beim Zählen der Minuten vergisst man den Trubel der Metropole. So entschleunigend kann Zeit auch sein!

Wie kommt man hin?: Europa-Center, Tauentzienstraße (Charlottenburg); U-Bahnhof Kurfürstendamm, Buslinien 100, 200
Berlin-Uhr – kniffliges Zeitrechnen
Wie haben wir uns schwergetan, die Uhr lesen zu lernen! Besonders Kinder des analogen Zeitalters. Doch wer glaubt, mit analog und digital sei es getan, der kann sich von der sogenannten Berlin-Uhr eines Besseren belehren lassen. Sie verlangt mathematisches Verständnis und ist nicht auf Anhieb durchschaubar. Denn sie beruht auf einem bestimmten System (allerdings nicht der Mengenlehre). 1975 vom Erfinder Dieter Binninger entwickelt, zeigt sie die Zeit mit leuchtenden Farbblöcken an – ohne Zeiger oder Ziffern. Als erste Uhr dieser Art weltweit, noch dazu als öffentliche Installation, war sie ihrer Zeit weit voraus.
Nach einem Umzug und mehrjähriger Pause steht dieses einzigartige Exemplar im Retro-Look nun seit 1996 vorm Tourist-Information-Center in der Nähe des Bahnhofs Zoologischer Garten. Ein absolutes Muss für Technik-Nerds, Mathe-Fans – oder alle, die Zeit und Lust zum Knobeln haben.

Wie kommt man hin?: Budapester Straße 45 (Ecke Kurfürstenstraße) am Eingang der Tourist-Information; Bahnhof Zoologischer Garten, U-Bahn, Buslinien 100 und 200
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Die Grüne Uhr – Verkehrsturm am Potsdamer Platz
Einen recht prominenten Standort hat sich die Grüne Uhr ergattert, sie thront mitten auf dem verkehrsreichen Potsdamer Platz (siehe großes Foto oben). Dieser Ort ist Programm, denn die Grüne Uhr ist der Nachbau der ersten Verkehrsampel Deutschlands (1924) und damit mehr als nur ein Zeitmesser. Auf jeder der fünf Seiten des 8,5 Meter hohen Verkehrsturms prangt eine Uhr, sodass die Zeit aus allen Richtungen zu sehen ist. Seinerzeit galt der Verkehrsturm als verkehrstechnische Innovation und wurde bald zu einem modernen Wahrzeichen der Hauptstadt. Und auch heute ist er (der Nachbau von 1997) ein sehr beliebtes Fotomotiv. Übrigens, im Original-Verkehrsturm saß in einer verglasten Kabine oberhalb der Uhr ein Polizist und schaltete die Lichter der Ampel von Hand.

Wie kommt man hin?: Potsdamer Platz, zentral; S- und U-Bahnhof Potsdamer Platz

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Foucaultsches Pendel im Technikmuseum
Zwar keine Uhr im klassischen Sinne, aber dennoch ein Zeitmesser ganz besonderer Art ist das große Foucaultsche Pendel im Deutschen Technikmuseum Berlin. Auf den ersten Blick fasziniert es durch seine haushohe Größe, die wiederum auf die Dimension dessen hinweisen könnte, was dieses Experiment veranschaulicht: Das Pendel zeigt, dass sich die Erde um ihre eigene Achse dreht. Sichtbar wird das durch die langsame Richtungsänderung seiner Schwingung im Verlauf eines Tages.

Wie kommt man hin?: Das Foucaultsche Pendel befindet sich im Lichthof des Science Center Spectrum im Deutschen Technikmuseum, Trebbiner Straße 9; Bahnhof Gleisdreieck, U-Bahnlinien U1 und U2