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Ruhe und spektakuläre Natur

Kirnitzschtal – der Geheimtipp für Wanderer im Elbsandsteingebirge

Kirnitzschtal
Vom Carolafelsen aus hat man einen wunderbaren Blick auf das weite Land Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

6. April 2019, 10:20 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Das Elbsandsteingebirge ist einer der absoluten Besuchermagneten in Deutschland – und dennoch gibt es auch hier Orte, die noch nicht völlig überlaufen sind. Wer einen Urlaub im Kirnitzschtal macht, den erwarten zwei Dinge: Ruhe und spektakuläre Natur. Hier ist wirklich für jeden Wanderfreund eine tolle Tour dabei…

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Zugegeben, die Wörter „Elbsandsteingebirge“ und „Geheimtipp“ werden wohl nicht allzu oft in einem Satz fallen – zu bekannt ist die spektakuläre Landschaft im Osten Deutschlands aufgrund ihrer einzigartigen Natur und der unendlichen Möglichkeiten, diese zu erwandern oder anderweitig zu genießen. Dieser weltweite Ruhm hat natürlich auch seine Schattenseiten, denn besonders im Sommer strömen die Urlauber geradezu in die Sächsische Schweiz, tritt man sich an so manchem Ort sprichwörtlich auf die Füße. Populäre Sehenswürdigkeiten wie die Bastei oder die Festung Königstein sind dann hoffnungslos überfüllt und verlieren viel von ihrer Magie, Erholung suchende Reisende sind genervt.

Zum Glück gibt es aber, mitten im Herzen des Elbsandsteingebirges, das Kirnitzschtal – ein gut erschlossener, aber immer noch sehr ursprünglicher Ort, an dem sich bewegungsfreudigen Besuchern unzählige Möglichkeiten bieten, die teilweise unfassbar schöne Natur in ihrer vollen Pracht zu genießen.

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Das Beste: Während sich an anderen Orten der Sächsischen Schweiz die Touristen geradezu stapeln, ist es auf vielen Strecken im Kirnitzschtal angenehm leer und ruhig. Das gibt Naturfreunden die Gelegenheit zur inneren Einkehr und dazu, einmal nichts anderes zu hören als die beruhigenden Geräusche des Waldes: das Zwitschern der Vögel, das Rauschen des Windes, das leise Knacken der Zweige unter den eigenen Füßen.

Grenzenloser Wanderspaß

Das Auto kann man bei einem Besuch im Kirnitzschtal übrigens getrost zuhause lassen, denn es gibt gleich mehrere öffentliche Verkehrsmittel, mit denen sich die Gegend gemütlich und nicht selten mit Panorama-Aussicht genießen lässt. Das liebenswerteste ist zweifellos die Kirnitzschtalbahn, eine seit 120 Jahren verkehrende Straßenbahn, die mitten durch das Tal fährt und damit auch die weltweit einzige Straßenbahn ist, die innerhalb eines Nationalparks verkehrt.

Die Kirnitzschtalbahn fährt seit 1898 durch den Nationalpark Sächsische Schweiz
Die Kirnitzschtalbahn fährt seit 1898 durch den Nationalpark Sächsische Schweiz Foto: dpa Picture Alliance

Im Sommer kommen dazu noch zahlreiche Wanderbusse, die Besucher an ihr Tagesziel bringen – an wirklich jeder Haltestelle beginnt mindestens ein Wanderweg, finden sich authentische kleine Gaststätten und Wanderlokale, dicht an den Fels geschmiegt und mit deftiger Küche, die das Beste aus Deutschland und dem sehr nahen Tschechien servieren. Es ist übrigens auf Touren in der Gegend keine Seltenheit, dass man, ohne es überhaupt zu merken, länderübergreifend unterwegs ist, denn der Nationalpark, der aus Sächsischer und Böhmischer Schweiz besteht, setzt den Wanderern sprichwörtlich keine Grenzen.

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 Tagestour durch das Kirnitzschtal

So zum Beispiel bei einer spektakulären Tagestour, die man in dem kleinen Ort Hinterhermsdorf beginnen kann – er wurde 2001 zu Deutschlands schönstem Dorf gewählt und ist mit seinen klassischen Umgebindehäusern und den Obstbäumen am Wegesrand an Romantik tatsächlich kaum zu überbieten. Schon bald taucht man hinter dem Ort in den Wald ein und beginnt die Wanderung, die zunächst zur „Oberen Schleuse“ führt: An dieser Stelle wird seit langer Zeit der etwa 40 Kilometer lange Bach Kirnitzsch gestaut, der dem Tal seinen Namen gegeben hat.

Hier trifft man auf eine beeindruckende Schlucht und hat die einmalige Gelegenheit, sich auf einem Kahn zwischen den bewaldeten Felshängen hindurch staken zu lassen, während in dem nur acht Grad kalten klaren Wasser Forellen und Saiblinge ihre Bahnen ziehen – und man ganz nebenbei einen Teil der Geschichte unseres Landes erkundet, denn man bewegt sich entlang der ältesten heute noch existierenden Grenze Europas, die bereits im 16. Jahrhundert zwischen dem heutigen Tschechien und Deutschland gezogen wurde. Wer links im Boot sitzt, ist in Tschechien, die Gäste auf der rechten Seite befinden sich in Deutschland, und überall entlang der Klamm erinnern Grenzsteine an diese Trennung.

Kirnitzschtal
Die Bootsfahrt auf der Kirnitzsch von der Oberen Schleuse aus gehört zu den Highlights Foto: dpa Picture Alliance

Versteck vor schwedischen Soldaten

Am Ende der Kahnfahrt führt der Weg weiter oberhalb der Klamm durch tiefen Wald und vorbei an weiteren eindrucksvollen Felsformationen, immer entlang der Kirnitzsch, bis sich das Gelände plötzlich öffnet und einer lichtdurchfluteten grünen Ebene Platz macht, wo am Uferrand Erlen und mannshohe Farne wachsen und man nicht selten anhalten muss, um sich ein paar köstliche Himbeeren oder Brombeeren zu pflücken. Bunte Schmetterlinge flattern zu Hunderten über den Weg, und man hat nicht nur an der Kirnitzsch, sondern auch an der Marienquelle die Möglichkeit, die leere Feldflasche wieder mit kaltem Wasser aufzufüllen. Auf verschiedenen Wegen erreicht man schließlich die Untere Schleuse und hat dann die Möglichkeit, wieder zu einer Busstation oder zurück nach Hinterhermsdorf zu gelangen – die Ausschilderung der Strecken ist in weiten Teilen absolut narrensicher.

Hinterhermsdorf
Der neugestaltete Dorfplatz in Hinterhermsdorf, das 2001 zum schönsten Dorf Deutschlands gekürt wurde Foto: dpa Picture Alliance

Auch kürzere Wanderungen möglich

Wem ein ganzer Tag zu viel ist, der kann die wunderschöne Natur und ein paar atemberaubende Ausblicke aber auch innerhalb weniger Stunden erwandern. Los geht es an der Station Lichtenhainer Wasserfall, wo es eine echte Skurrilität gibt, nämlich einen Wasserfall, der mehrmals am Tag über eine Art „Klospülung“ geflutet wird und damit Besucher in Begeisterung versetzt.

Elbsandsteingebirge - Lichtenhainer Wasserfall
Der Lichtenhainer Wasserfall im „Normalzustand“. Wird oben das Schwallwehr geöffnet, strömen die Wassermassen sturzbachartig den Felsen hinunter. Foto: dpa Picture Alliance

Von dort aus führt ein Waldweg erst einmal ziemlich steil, aber dafür auch kurz in Richtung Kuhstall, einer Höhle bzw. ein riesiges steinernes Tor – es ist nach dem Prebischtor auf tschechischem Gebiet das größte seiner Art im gesamten Elbsandsteingebirge. Der Name rührt vermutlich daher, dass die Bevölkerung ihr Vieh im 30-jährigen Krieg vor den plündernden Schweden dort versteckte. Von hier oben aus hat man eine wunderbare Aussicht auf die umliegenden Wälder und Felsformationen in der Weite, vor allem, wenn man über die sogenannte Himmelsleiter auf den „Gipfel“ des Neuen Wildensteines steigt, zu dem der Kuhstall gehört – Achtung, die schmale Treppe ist nichts für Menschen mit Höhenangst oder Klaustrophobie, denn der „Weg“ nach oben ist wenig mehr als ein enger Felsspalt.

Felsentor Kuhstall
Blick durch das riesige Felsentor mit dem Namen Kuhstall Foto: dpa Picture Alliance

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Zur Stärkung Gulasch und Knödel

Im weiteren Verlauf der Wanderung geht es wiederum durch Schatten spendenden Wald und schließlich durch den Großen Zschand, das längste Trockental der Sächsischen Schweiz – wer es durchwandert staunt über die baumbewachsenen Felsriesen, die das Tal zu beiden Seiten säumen. Schon vor Jahrhunderten wurde dieser Weg als Handelsstraße zwischen Böhmen und Sachsen genutzt. Bitte unbedingt beachten: Der Zschandweg nach Tschechien bis zum Gabrielensteig befindet sich in der Kernzone des Nationalparks, dessen Betreten verboten ist – wer dagegen verstößt, muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen.

Am Ende der eher kurzen Wanderung kommt man an der Haltestelle Neumannmühle wieder zur Straße, wo man die Wahl hat zwischen der Besichtigung der historischen, aufwendig restaurierten Wassermühle, oder der Einkehr in das ansässige Restaurant, das zu räsonablen Preisen den Magen bis aufs Äußerste füllt – probieren Sie hier das Gulasch mit böhmischen Knödeln und zum Dessert den Mohnkuchen.

Nichts für schwache Nerven

Natürlich ist im Kirnitzschtal auch eine spannende Mischung aus Kletteraction und ruhiger Wanderung mit Panorama-Ausblicken möglich, und zwar bei einer Tour, die bei der Station Beuthenfall beginnt – auch hier geht es zunächst einmal hoch in den Wald, bevor man sich entscheiden kann, wie man nun zu dem spektakulären Aussichtspunkt Carolafelsen (siehe großes Foto oben) gelangen möchte.

Ruhiger geht es über einen Weg, der „Wilde Hölle“ genannt wird, doch Mutige können den Aufstieg über den Klettersteig Häntzschelstiege wagen: Von Waldarbeitern einst zur Abkürzung ihres Arbeitsweges in den Stein gehauen, ist dieser „Weg“ auch gesichert nichts für schwache Nerven, geht es doch über den nackten Felsen an Klettersprossen in die Höhe. Ganz ehrlich: Hätte man mir vorher gesagt, was mich erwartet, wäre ich wohl gelaufen. Die Belohnung für das Adrenalin ist aber eine unglaubliche Aussicht von den sogenannten Affenfelsen aus auf das weite Land, und wenig später toppt der Carolafelsen das ganze noch einmal.

Häntzschelstiege
Die Häntzschelstiege ist wirklich nichts für schwache Nerven Foto: dpa Picture Alliance
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Gute bezahlbare Unterkünfte

Nicht weniger atemberaubend ist dann der Abstieg über den Schmilkaer Kessel in das kleine Nest Schmilka, das durch einen cleveren Unternehmer von einer Art Geisterstadt in einen Touristenmagneten verwandelt wurde, was unter anderem an der Schaumühle liegt – aus dem hier produzierten Mehl werden heute wagenradgroße Kuchen und Quiches gebacken, und das selbst gebraute Bier muss man besonders an einem warmen Tag einfach probieren. Im Wirtshausgarten sitzt es sich unter einer alten Kastanie äußerst gemütlich, und so kann man einen tollen Wandertag auch entspannt ausklingen lassen.

Gemütlich: der Biergarten der Schmilkschen Mühle in Bad Schandau im Ortsteil Schmilka
Gemütlich: der Biergarten der Schmilkschen Mühle in Bad Schandau im Ortsteil Schmilka Foto: dpa Picture Alliance

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Wer nach einer guten und dennoch bezahlbaren Unterkunft sucht, hat die Wahl zwischen zahllosen sehr gut angebundenen Alternativen, die noch dazu oft sehr preiswert sind: So zum Beispiel das Gasthaus „Zum Sonnenhof“, gelegen mitten im Nirgendwo der Felder bei Hinterhermsdorf. Von hier aus kann man etliche Wanderungen starten, die Zimmer sind klein aber gemütlich, und samstags stellt sich der Chef bei gutem Wetter persönlich hinter den Grill und bereitet Spezialitäten vor, die er ausschließlich aus lokalen Schlachtereien bezieht – so gutes Schweinefleisch habe ich noch nie gegessen.

Noch günstiger gar ist der Campingplatz „Ostrauer Mühle“, wo man schon für wenige Euro einen Platz in einem Mehrbettzimmer des angeschlossenen Wanderheims bekommen kann. Der ebenso abgeschiedene Ort hat auch ein eigenes Restaurant für alle, die nicht unterwegs schon gegessen haben.

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