16. Januar 2023, 15:40 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Schloss Sanssouci in Potsdam ist das Lebenswerk und Vermächtnis des preußischen Königs Friedrich dem Großen. Der philosophisch veranlagte Monarch ließ es in absoluter Rekordzeit erbauen und nutzte es als Rückzugsort. Heute ist es Unesco-Welterbe und einer der größten Touristenmagneten im Raum Berlin-Brandenburg.
Man kann wohl mit Recht sagen, dass Potsdam, die Landeshauptstadt von Brandenburg, an schönen Schlössern und Prunkbauten nicht gerade arm ist. Doch das Juwel der Metropole an der Havel ist ohne Zweifel Schloss Sanssouci. Es ist einer der bekanntesten Paläste Deutschlands, wenn nicht weltweit. Erbaut vom Preußenkönig Friedrich II., der auch Friedrich der Große genannt wurde, ist es ein beeindruckendes Zeugnis der deutschen Rokoko-Architektur, ja quasi das Hauptwerk dieser Epoche. Und doch blieb seinem Schöpfer lange sein letzter Wunsch im Bezug auf das Schloss verwehrt.
Es ist das Jahr 1745, als laut „Visit Berlin“ in Potsdam der Bau eines nie dagewesenen Prunk-Palastes beginnt. König Friedrich der Große hat ihn bei dem Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff in Auftrag gegeben. Er träumt von einem ruhigen Rückzugsort, an dem er sich von seinen quasi ständig stattfindenden Kriegszügen erholen kann. Einem Fleckchen nur für sich, an dem er ohne Sorgen leben kann. Und so wird auch der Name für sein neues Refugium geboren: Schloss Sanssouci. Das Schloss ohne Sorgen, so aus dem Französischen übersetzt die Bedeutung.
Sanssouci und sein legendäres Vorbild
In der Rekordzeit von nur zwei Jahren erschafft der Architekt nach dem Vorstellungen und unter kreativer Mitwirkung seines Königs nun also Schloss Sanssouci. Friedrich erklärt es zu seinem Sommersitz, schnell wird es auch sein liebster Ort, an den er sich nur mit seinen Windhunden zurück ziehen kann. Das einstöckige Schloss steht auf einem Weinberg mit insgesamt sechs Terrassen, aus den hohen Flügeltüren kann der Monarch direkt ins Freie treten. Von dort hat er einen beeindruckenden Blick auf den darunter liegenden Park. Eine vergleichsweise bescheidene Residenz trotz der prachtvollen Innenausstattung, nur zwölf Räume zählt der Preußen-Palast.
Neben dem Schloss entstehen zwei weitere Gebäude. Die sogenannten Neuen Kammern dienen damals der Unterbringung von Gästen. In der Bildergalerie wird bedeutende Kunst ausgestellt, zum Beispiel von Caravaggio, Tintoretto und Rubens. Obwohl in seinen Dimensionen überhaupt nicht vergleichbar, wird Schloss Sanssouci bald auch das „deutsche Versailles“ genannt. Der Name ist eine Referenz an den legendären Märchenpalast vor den Toren von Paris. Anders als die Mächtigen in Frankreich möchte Friedrich der Große mit seinem Schloss aber nicht protzen. Im Gegenteil, es soll ein Ort nur für ihn sein, und ihn im Zweifel auch nicht überdauern. Selbst kleinste Restaurationen und Reparaturen an dem Bau genehmigt er nur widerstrebend.
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Treffpunkt der kulturellen Elite
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Dennoch wird Schloss Sanssouci schnell ein Treffpunkt der intellektuellen Elite Preußens und Europas, wie „Deutschlandfunk“ berichtet. Der Preußen-König trifft dort unter anderem den französischen Philosophen Voltaire. Der Komponist Johann Sebstain Bach ist genauso zu Gast wie Mitglieder der Preußischen Akademie der Künste. Nur Elisabeth Christine, die Ehefrau von Friedrich, sieht man eher selten in Sanssouci. Sie bewohnt lieber weiter ihr eigenes Schloss in Berlin. Und auch Friedrich kann sein Schloss Sanssouci wohl nicht so genießen, wie er gerne würde. Insgesamt 11 Jahre seiner Regentschaft verbringt er nämlich auf Schlachtfeldern.
Und selbst im Tod findet Friedrich lange keine Ruhe, denn sein letzter Wunsch bleibt ihm zunächst verwehrt. Er will unbedingt an der Seite seiner Windhunde auf dem Gelände seines Schloss Sanssouci beerdigt werden. Doch als der „Alte Fritz“ 1769 stirbt, setzt man ihn an der Seite seines Vaters stattdessen in der Potsdamer Garnisonskirche bei. Erst 1991 schließlich wird der große Herrscher, der Deutschland eines seiner schönsten Schlösser geschenkt hat, dann schließlich nach Sanssouci umgebettet. Heute befindet sich sein Grab auf der Terrasse am Weinberg vor dem Palais.
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Welterbe seit 1990
Der Park, der sich zu Füßen des Schlosses befindet, wird in seiner heutigen Form erst im 19.Jahrhundert von dem bekannten Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné angelegt. Gemeinsam mit Schloss Sanssouci gehört das riesige Areal bereits seit 1990 zum Unesco-Welterbe. Es gehört heute der der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die es auch verwaltet. 1992 und 1999 wurde der Welterbe-Status nochmals erweitert, und umfasst heute auch noch zahlreiche andere Sehenswürdigkeiten in Potsdam.
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Das Schloss Sanssouci ist für Besucher in der Wintersaison vom 1.11.-31.03. außer montags täglich von 9-16.30 Uhr geöffnet. In der Sommersaison von 01.04.-31.10. kann man das Schloss außer montags täglich von 9-17.30 Uhr besuchen. Eine Buchung über den Online-Ticketshop wird aufgrund der hohen Beliebtheit des Schlosses empfohlen. Der Eintritt kostet aktuell inklusive Audioguide 14 Euro, ermäßigt 10 Euro. Mit dem Ticket Sanssouci+ für 22 bzw. 17 Euro kann man am selben Tag auch noch andere Potsdamer Schlösser besichtigen. Bitte beachten: Beim Kauf bucht man eine feste Einlasszeit mit.
Wie lange nun ein Besuch in Schloss Sanssouci dauert, kann man nicht pauschal sagen. So werden im Internet Führungen angeboten, die inklusive Tour durch den Park zwei Stunden dauern. Je nach Interesse kann man sicher aber auch kürzer oder länger im Schloss verweilen. Auf der Webseite der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten findet man jedenfalls im Ticketshop keine offiziellen Angaben dazu. TRAVELBOOK-Tipp: Nehmen Sie sich etwas Zeit und genießen das prächtige Rokoko-Schloss ganz „sans soucis“ – ohne Sorgen eben, genau wie damals Friedrich der Große.