29. Dezember 2014, 10:17 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Obwohl Ägypten wieder als sicher gilt, steckt der Tourismus weiter in einer tiefen Krise. Vor allem in Luxor sind viele Ägypter auf Hilfe angewiesen, um ihre Familien ernähren zu können. Eine Momentaufnahme.
Tourismusminister Hisham Zaazou ist optimistisch. Er beschwört das Comeback Ägyptens: 2015 werde wieder ein starkes Jahr. „Ich wette darauf, ich habe wirklich schon einige Wetten laufen“, sagt er. Dabei läuft das Geschäft am Nil bereits seit der Revolution 2011 äußerst schleppend. Man könnte auch sagen: Es existiert fast nicht mehr. Das größte Problem sei die Wahrnehmung der Urlauber. „Wenn wir die verändern, werden sich die Touristen wieder dafür entscheiden herzukommen“, ist Zaazou überzeugt.
Der Nil ist kein „einfaches Produkt“
Ägypten unterstützt das Marketing der Kulturreiseanbieter, übernimmt die Landegebühren der Airports, subventioniert deutsche Charterflüge. Für Zaazou ist das alles eine Frage von Budgets, von Kapazitäten und Auslastungen. Der Nil sei eben kein so „einfaches Produkt“ wie das Rote Meer, erklärt der Minister. Das ist das große Problem.
Ahmed Mohamed, 30, hat andere Sorgen: Es ist Freitag, als Muslim dürfte er heute gar nicht arbeiten. Und doch sitzt er vor seinem Shop auf dem Vorplatz des mächtigen Karnak-Tempels. „Ich habe eine Tochter, ein zweites Kind kommt bald, per Kaiserschnitt“, erklärt er. „Das kostet viel, ich brauche das Geld.“ Und so wartet Mohamed auf Touristen. Aber weil niemand kommt, macht er erst einmal Tee.
Die meisten Touristen kommen derzeit nur für einen Tag vom Roten Meer herübergefahren. „Sie haben nicht einmal fünf Minuten Zeit, um in die Shops zu kommen. Es ist schwierig, mit ihnen ein Geschäft zu machen“, berichtet Mohamed. Die ägyptischen Tour-Guides seien auch keine Hilfe. „Sie bringen die Leute nur in die großen Läden, dafür kriegen sie dann eine Kommission. Jeder schaut nur auf sein Geschäft.“ Das ist eines der kleinen Probleme hier in Luxor.
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Die meisten Menschen, die in Luxor während der Krise ihre Jobs verloren haben, sind arbeitslos geblieben. Sozialhilfe gibt es nicht. „Bekämen die Leute keine Hilfe von ihren Nachbarn, würden sie sterben“, sagt Mohamed und dann: „Luxor und Assuan sterben.“
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„Wir sind eine grüne Oase inmitten eines Sandsturms“
Wer eine Kreuzfahrt auf dem Nil bucht, kommt eigentlich immer zu einem Landgang nach Luxor. Und die Stadt gibt derzeit ein eher betrübliches Bild ab. Im Souk versuchen es viele Händler erst gar nicht mehr mit ausgefeilten Verkaufstaktiken. „Ich akzeptiere jeden Preis“, sagt einer und hält ein Tuch in die Luft.
Ägypten hofft, bis Ende des Jahres wieder auf 850.000 deutsche Gäste zu kommen – das ist der Wert von 2013. Er liegt immer noch deutlich unter den 1,2 Millionen Reisenden in 2012. Die deutschen Veranstalter sind überzeugt, dass ein Ende der Flaute unmittelbar bevorsteht. FTI-Geschäftsführer Dietmar Gunz ist sicher: „Die Touristen haben wieder Vertrauen.“
Tourismusminister Zaazou beklagt, die deutsche Reiseindustrie habe das Rote Meer viele Jahre als alleinstehendes Zielgebiet verkauft, „so als wäre es ein eigenes Land für sich“. Dabei sei es zwischen Luxor und Assuan absolut sicher. Auch das Auswärtige Amt hat derzeit „keine Bedenken“. Zaazou verweist auf Libyen, Syrien und den Irak: „Wir sind eine grüne Oase inmitten eines Sandsturms.“
Ahmed Mohamed, der Shop-Verkäufer vom Karnak-Tempel, interessieren die Weltlage und politische Absichtserklärungen wenig. Doch vor Kurzem wurde der Eintrittspreis für den Karnak-Tempel von sechs auf acht Euro erhöht. „Warum senkt man die Preise in der Krise nicht, sondern erhöht sie?“ Mohamed kann das nicht verstehen.
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