22. Mai 2024, 17:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Flugzeuge werden hinsichtlich ihrer Funktionen und Umweltfreundlichkeit immer moderner. Doch auch wenn mittlerweile äußerst fortschrittliche und mitunter futuristisch anmutende Modelle durch die Lüfte schweben – es fliegen auch noch ältere. Erfahren Sie bei TRAVELBOOK, welche noch im Betrieb befindliche Boeing in puncto Baujahr alle Flugzeuge nach ihr alt aussehen lässt, beziehungsweise umgekehrt.
Das älteste Passagierflugzeug, das noch fliegt, gehört zur Flotte der 1992 gegründeten Luftfahrtgesellschaft Nolinor Aviation. Doch das war nicht immer so. Wie die britische Tageszeitung „The Telegraph“ schreibt, war die Maschine vom Typ Boeing 737-2K2C mit der Seriennummer 20836 über die Jahre für verschiedene Airlines im Dienst, darunter Australian Airlines, Air Florida und weitere. Seit ihrem Premierenflug 1974 (damals für Transavia Airlines) ist rund ein halbes Jahrhundert vergangen. Doch das Flugzeug ist noch immer in Betrieb.
Wo man ins älteste Passagierflugzeug der Welt einsteigen kann
Nolinor Aviation kommt Ihnen vermutlich nicht auf Anhieb bekannt vor. Das dürfte daran liegen, dass die Airline mit Sitz in Mirabel, Kanada, vor allem in heimischen Gefilden unterwegs ist und daneben vereinzelte Ziele in den USA anfliegt. „Nolinor Aviation verfügt über die weltweit größte Flotte von Boeing 737-200 -Flugzeugen“, kann man auf der Website der Fluggesellschaft nachlesen, und demnach über ein außergewöhnlich großes Fachwissen über diesen Flugzeugtyp. Dementsprechend setzt die Fluggesellschaft den Methusalem der Flotte nur noch für Inlandsflüge ab beispielsweise Quebec ein. Und das nach wie vor regelmäßig, wie man etwa bei der Luftfahrt-Datenbank „Airfleets“ einsehen kann. Beim Flugradar der Website „ADS-B Exchange“ lässt sich die Aktivität des Flugzeugs live verfolgen.
Übrigens: Nur ein Jahr jünger als das älteste Passagierflugzeug der Welt ist ein weiteres Mitglied der Nolinor-Aviation-Flieger-Familie. So befördert auch die Boeing 737-200 mit Baujahr 1975 im Namen der Airline bis heute Passagiere.
Wie sicher ist es, mit einer fast 50-jährigen Boeing zu fliegen?
Vor dem Hintergrund der immer weiter voranschreitenden technischen Entwicklung kommen Sicherheitsbedenken hinsichtlich des Fliegens mit einer so betagten Maschine vielleicht nicht ganz von ungefähr. Doch die kann Luftfahrtexperte Cord Schellenberg im Gespräch mit TRAVELBOOK schnell ausräumen.
Es komme nicht auf das Herstellungsjahr an, so Schellenberg, sondern vielmehr – neben bestens ausgebildeten Piloten – auf den technischen Zustand von Flugzeugen an. „Wartung und Überholung“ seien zwei wichtige Punkte, deren Durchführung laut Einschätzung des Experten kein Problem darstellen dürfte. Boeing sei verpflichtet, Ersatzteile vorzuhalten. So lang also das älteste Passagierflugzeug vorbildlich gepflegt und untergebracht ist, spreche nichts dagegen, dass es Fluggäste transportiert. Und: „Bei den Ländern, für die der Flieger im Einsatz war, kann man darauf vertrauen, dass die technische Historie korrekt aufgezeichnet ist“, so Schellenberg. Daneben sind keine gravierenden Vorkommnisse dokumentiert. „Die Passagiere scheinen ja zuverlässig ans Ziel zu kommen“, fasst der Experte zusammen, „sonst wäre die Maschine nicht mehr im Einsatz.“
Eine andere Form der Nachhaltigkeit
Normalerweise baue man Flugzeuge für einen Einsatz von 25 bis 30 Jahren, räumt der Experte ein. Die 50-jährige Boeing sei entsprechend ein „Oldtimer“ – dadurch ergäben sich gewisse Besonderheiten und ein verändertes Anforderungsprofil. Das sei bei einem privaten Fahrzeug, das regelmäßig zum TÜV müsse und nicht für sämtliche alltägliche Fahrten genutzt werde, kaum anders.
Damit der Einsatz des ältesten Passagierflugzeugs wirtschaftlich sein kann, müsse er demnach auf Strecken erfolgen, die nicht so viel beflogen werden, dabei aber einen guten Ertrag bringen. Was den Kerosinverbrauch betrifft, sei die Klimabilanz des ältesten Passagierflugzeugs sicher nicht so gut wie die modernerer Flieger. „Eine gewisse Nachhaltigkeit kann man dem Flugzeug trotzdem nicht absprechen“, findet Schellenberg. Schließlich steht es für die nachhaltige Verwendung eines unter hohem Energieeinsatz hergestellten Geräts, „und die Maschine wird offensichtlich technisch gut betreut“.