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Tausende weitere Stellen bedroht

Lufthansa noch stärker in der Krise als bisher gedacht

Lufthansa Pilot
Bislang sollten bei der Lufthansa rund 26.000 Stellen abgebaut werden. Nun sind weitere Tausend Jobs bedroht. Foto: Picture Alliance
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TRAVELBOOK Redaktion

22. September 2020, 11:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die Lufthansa verschärft wegen der nicht nachlassenden Corona-Krise ihren Sparkurs. Eine größere Zahl an Flugzeugen als ursprünglich geplant werde nicht mehr eingesetzt, erklärte das Unternehmen. Grund sei die deutlich langsamere Erholung des Luftverkehrs von der Pandemie-Krise.

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Die Lufthansa-Flotte und den anderen Airlines des Konzerns soll bis zu dem erst für Mitte des Jahrzehnts erwarteten Ende der Krise um 150 Maschinen auf rund 650 Flugzeuge schrumpfen und damit um 50 mehr als bislang vorgesehen. Darin sind geleaste Maschinen anderer Airlines eingerechnet. Mit der Verkleinerung plant Vorstandschef Carsten Spohr einen zusätzlichen Stellenabbau, um die Kosten zu senken. Demnach sind mehr als die bislang angekündigten 22.000 Vollzeitstellen gefährdet – wie viele, ließ die Lufthansa offen.

Lufthansa-Aktie eingebrochen

An der Börse brachen die Aktien der Lufthansa, die mit neun Milliarden Euro Kredit und einer 20-prozentigen Beteiligung des deutschen Staates vor der Pleite gerettet werden musste, um acht Prozent ein.

„Die Aussichten für den internationalen Luftverkehr haben sich in den vergangenen Wochen deutlich eingetrübt“, erklärte die Lufthansa. Der Passagierluftverkehr hat sich von der vor einem halben Jahr ausgebrochenen Corona-Pandemie bisher kaum erholt. Der internationale Luftfahrtverband IATA rechnet für Europa mit einem Rückgang der Passagierzahlen 2020 um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Rund sieben Millionen Arbeitsplätze in Luftfahrt und Tourismus drohen wegzufallen.

Nach einer leichten Belebung im Sommer sind die Buchungszahlen auch bei der Lufthansa seit September wieder gesunken, weil mit steigenden Infektionszahlen in Europa wieder mehr Reisewarnungen und Quarantäneauflagen verhängt wurden. Im vierten Quartal erwartet die Airline-Gruppe, bei Passagierflügen nur noch 20 bis 30 Prozent des Vorjahresangebots in die Luft zu bringen und nicht länger 50 Prozent.

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Aus dem Betrieb genommen werden spritfressende Langstreckenflugzeuge mit vier Triebwerken. Alle 14 Exemplare des Großraumjets Airbus A380 bleiben am Boden. Dabei werden acht von ihnen ebenso wie zehn A340-600 in einen „Langzeitparkmodus“ gestellt. „Diese Flugzeuge würden nur im Falle einer unerwartet schnellen Markterholung wieder reaktiviert werden können“, erklärte die Airline.

Gewerkschaften sträuben sich

Wie viele Arbeitsplätze zusätzlich bedroht sind, ist unklar. Vorstandschef Spohr hatte vergangene Woche in einer Mitarbeiterversammlung von einem Personalüberhang von einem Fünftel der Belegschaft gesprochen, bezogen auf das Vorkrisen-Niveau. Es dürften einige Tausend mehr als die bislang genannten rund 26.000, häufig in Teilzeit beschäftigten Personen betroffen sein. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sank im zweiten Quartal allerdings schon von 137.000 auf gut 129.000, vor allem durch Personalabbau beim Catering im Ausland.

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Durch Krisenpakete mit den Gewerkschaften will Spohr die Zahl der „notwendigen betriebsbedingten Kündigungen begrenzen“. Im Mai hatte der Lufthansa-Boss noch versprochen, vor allem durch Teilzeitmodelle möglichst viele Beschäftigte zu halten, insofern sie nicht etwa über Abfindungen freiwillig ausscheiden. Doch die Verhandlungen über Personalkostensenkungen mit den Gewerkschaften führten nur bei den Flugbegleitern mit deren Vertretung UFO zu einem mehrjährigen Krisenpakt. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit ließ sich vorerst nur auf eine Vereinbarung bis Ende 2020 ein. Die Gespräche mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi für das Bodenpersonal brach die Lufthansa Mitte August ab.

Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen gefordert

Die Gewerkschaften fordern Beschäftigungssicherung mit einem Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Das will das Management seit August mit Verweis auf die schwere Krise nicht mehr garantieren. „Allen ist klar, dass es ohne Einschnitte in der Lufthansa nicht weitergeht“, erklärte Verdi-Verhandlungsführerin Mira Neumaier. Doch die Beschäftigten verlangten für ihren Sparbeitrag im Gegenzug Sicherheiten. Es fehle an zukunftsweisenden Konzepten.

Ziel der Einsparungen ist es, die Mittelabflüsse von derzeit 500 Millionen Euro im Monat auf 400 Millionen Euro zu drücken und im Laufe des nächsten Jahres wieder Geld in die Kasse zu bekommen, erklärte der Vorstand. Die Flottenverkleinerung führe im dritten Quartal zu einer Wertberichtigung von bis zu 1,1 Milliarden Euro.

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Kampf gegen Billigflug-Konkurrenz

Die Lufthansa will ihren Platz als viertgrößte Airline-Gruppe der Welt, bemessen an Umsatz und Flottengröße, über die Krise retten. Die bisher stark von lukrativen Geschäftsreisen abhängige Airline-Gruppe muss sich dafür stärker auf das weniger profitable Geschäft mit Privatreisen und Ferienflügen verlegen und noch härter mit der Billigflug-Konkurrenz von Ryanair oder Easyjet kämpfen. Dafür hat sie die neue Gesellschaft Ocean gegründet, die ab 2021 mit den ersten Langstreckenflugzeugen an den Start gehen soll. Das Flugpersonal soll aber deutlich weniger als bei der Kernmarke Lufthansa verdienen – dagegen stemmen sich die Vereinigung Cockpit und Verdi.

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