2. März 2020, 13:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bis zu ein Viertel der Flüge könnten wegen des Corona-Virus in der kommenden Woche bei der Lufthansa ausfallen. Leidtragende wären in diesem Fall neben Fluggästen wohl vor allem die Angestellten des Unternehmens – denn statt wie eigentlich angekündigt zu expandieren, will man nun bei den Mitarbeitern sparen. TRAVELBOOK weiß, das aussehen soll und welche Flüge voraussichtlich eingeschränkt werden.
Aus Angst vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus hat die Lufthansa jetzt in einer Pressemitteilung angekündigt, „in den kommenden Wochen“ bis zu 25 Prozent der Kurz- und Mittelstreckenverbindungen zu streichen. Auch bei den Langstreckenflügen werde das aktuelle Angebot weiter verringert, sodass „die Zahl der rechnerisch nicht eingesetzten Langstreckenjets der Lufthansa Group … von 13 auf bis zu 23 Flugzeuge ansteigen“ werde. Insgesamt fliegen für die Airline 181 Langstrecken-Maschinen.
Welche Flug-Verbindungen der Lufthansa sind betroffen?
Auf TRAVELBOOK-Anfrage, welche Verbindungen konkret betroffen sein werden, antwortete Konzernsprecher Jörg Waber: „Lufthansa passt ihr Angebot der veränderten Nachfrage an und reduziert im März die Frequenzen auf diversen Routen nach Italien. Dies umfasst die Ziele Mailand, Venedig, Rom, Turin, Verona, Bologna, Ancona und Pisa. Zudem werden die Frequenzen auf innerdeutschen Verbindungen von Frankfurt nach Berlin, München, Hamburg und Paderborn sowie von München nach Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Köln, Bremen und Hannover verringert.“
Weiter kündigte der Konzern an, die Möglichkeit von Kurzarbeit in verschiedenen Bereichen zu prüfen. Bereits am 26.Februar hatte das Unternehmen auf seiner Webseite ein umfangreiches Maßnahmenpaket bekannt gegeben, in dem unter anderem eine „Kostensenkung in administrativen Bereichen“ sowie ein „Angebot an Mitarbeiter für unbezahlten Urlaub“ angekündigt wurde. Darüber heißt es wörtlich: „Um den wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus frühzeitig zu begegnen, setzt Lufthansa jetzt zahlreiche Maßnahmen zur Kostensenkung um.“ Auf TRAVELBOOK-Anfrage bestätigte Waber, dass es das Angebot für „freiwilligen, unbezahlten Urlaub“ tatsächlich gibt.
Sparen zulasten der Mitarbeiter
Auch hieß es, alle 4500 für die Airline eigentlich geplanten Neueinstellungen würden „nochmals überprüft, ausgesetzt oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.“ Zudem werde man alle eigentlich geplanten Stations- und Flugbegleiter-Lehrgänge ab April 2020 nicht durchführen und Kursteilnehmer der bereits laufenden Lehrgänge „vorerst“ nicht in ein Beschäftigungsverhältnis übernehmen. „Viele der geplanten künftigen Kurse waren noch nicht mit konkreten Teilnehmern besetzt. Ziel bleibt es, den Teilnehmern langfristig einen Arbeitsvertrag anbieten zu können.“ Laut Waber sind von der Maßnahme aktuell 700 eigentlich geplante Neueinstellungen betroffen, 600 davon Stellen beim Kabinen-, weitere 100 Arbeitsplätze beim Bodenpersonal.
Insgesamt werde in den administrativen Bereichen das Projektvolumen um 10 Prozent gekürzt, das Sachkostenbudget um sogar 20 Prozent. Bis zum Ende des Winterflugplans am 28. März bleiben zudem alle Flüge der Lufthansa, SWISS und Austrian Airlines von und nach Festland-China gestrichen. Zudem habe man aufgrund der aktuellen „Nachfragesituation“ auch für Flüge von und nach Hongkong „Frequenzanpassungen“ vorgenommen. Dies plane man auch für Verbindungen von und nach Zürich.
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Mundschutz für Mitarbeiter
Doch wie schützt der Konzern Passagiere und Crew auf bislang noch stattfindenden Flügen? „Sowohl unseren Crews als auch unseren Mitarbeiter an ausgewählten Flughäfen – beispielsweise Hongkong, Südkorea und allen italienischen Flughäfen nördlich von Rom, inklusive Rom – werden für den persönlichen Gebrauch Mundschutzmasken zur Verfügung gestellt. Unseren Crews ist es freigestellt, einen Mundschutz auf den Strecken von und nach Hongkong, Südkorea und einigen italienischen Flughäfen, konkret Rom und alle Flughäfen nördlich von Rom, zu tragen.“
Das Unternehmen will am 19. März in einer Bilanzpressekonferenz dazu Stellung nehmen, wie sich die Ausbreitung des Coronavirus auf die finanzielle Situation des Konzerns auswirken wird. Die Lufthansa bereite sich aber laut Waber auf verschiedene Szenarien vor und werde „bei Bedarf in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden über das weitere Vorgehen auch kurzfristig entscheiden.“ Die genaue weitere Entwicklung sei derzeit nicht vorhersagbar.