26. Juni 2020, 11:05 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Nach monatelanger Ungewissheit ist die staatliche Rettung der Lufthansa vor einer Pleite wegen der Corona-Krise beschlossene Sache. Die Aktionäre gaben am Donnerstag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung grünes Licht für das bis zu neun Milliarden Euro schwere Finanzpaket des Bundes.
Die Aktionäre genehmigten am Donnerstag (25. Juni) mit einer Mehrheit von 98 Prozent der Stimmen das Paket mit einer Kapitalerhöhung zum 20-prozentigen Einstieg des Staates und die milliardenschweren Stillen Einlagen. Die Lufthansa-Spitze hatte gewarnt, andernfalls drohe eine Insolvenz mit Totalverlust für die Aktionäre. „Wir haben kein Geld mehr“, sagte Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley zum Auftakt des virtuell abgehaltenen Aktionärstreffens am Donnerstag.
Auch Großaktionär Heinz Hermann Thiele stimmte dem Deal trotz seiner zunächst geäußerten Bedenken gegen einen Staatseinstieg bei der Lufthansa zu. Mit seinem Anteil von 15,5 Prozent hätte der Unternehmer, der die Verkehrstechnikfirmen Knorr Bremse und Vossloh kontrolliert, den Rettungsplan kippen können. Kurz vor dem Aktionärstreffen gab auch die EU-Kommission das Paket unter Auflagen frei. Konkurrent Ryanair kritisierte, Deutschland verstoße damit gegen EU-Recht.
Geschäftseinbruch durch Corona-Pandemie
„Es ist ohne Zweifel ein historischer Moment für unser Unternehmen“, beschrieb Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf der Hauptversammlung die Tragweite der Entscheidung. Die Rettungsaktion sei so bedeutend wie die Gründung der Lufthansa 1953 und ihre Privatisierung 1997. Die Airline sei unverschuldet wegen des Geschäftseinbruchs durch die Corona-Pandemie in Existenznot geraten. Um nach der Krise zu alter Stärke als führende europäische Fluggesellschaft zurückzufinden, müsse die Lufthansa agiler und effizienter werden. Eine harte Restrukturierung sei für den Konzern mit seinen 138.000 Beschäftigten notwendig. „Auch schmerzhafte Personalmaßnahmen werden wir umsetzen müssen“, ergänzte Spohr.
Kredit in Höhe von bis zu 3 Milliarden Euro
Das Rettungspaket besteht aus bis zu drei Milliarden Euro Kredit der staatlichen Förderbank KfW, 5,7 Milliarden Euro an Stillen Einlagen sowie einem rund 300 Millionen Euro schweren, 20-prozentigen Aktienpaket. Seit Wochen auch in der Politik umstritten war der Einstieg des Staates als künftig größter Aktionär. Die Beteiligung wurde auf Druck der SPD beschlossen, Unionspolitiker waren gegen zu viel Einmischung. Der Münchener Unternehmer Thiele hatte seine Zustimmung zunächst offengelassen, dann aber am Vorabend der Hauptversammlung in der „FAZ “ erklärt, er wolle nicht für eine Insolvenz der Lufthansa stimmen.
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Was bedeuten die Maßnahmen für die Kunden?
Doch welche Auswirkungen wird das Milliarden-Paket für die Lufthansa für deren Kunden haben? Luftfahrt-Experte Heinrich Grossbongardt sagt dazu auf TRAVELBOOK-Anfrage: „Generell werden sich die Preise für Flugtickets in Zukunft erhöhen, denn auch die Ausgaben der Airlines und Flughäfen mehren sich ja durch die gestiegenen Sicherheitsanforderungen. Auch die Lufthansa wird versuchen, teurere Preise durchzusetzen – in welcher Höhe hängt auch davon ab, wie sich der internationale Wettbewerb jetzt entwickeln wird.“
In diese Rechnung fällt zudem, dass die Lufthansa zusätzlich zu den gewährten Staatshilfen auch noch die Zinsen dafür wird zurückzahlen müssen. Allein bei den 5,7 Milliarden Euro für die stille Beteiligung sind das aktuell vier Prozent, die bis 2027 auf 9,2 Prozent steigen werden, so Grossbongardt.