17. Dezember 2024, 10:27 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Im Interview mit WELT rechnet Ryanair-Chef Michael O’Leary scharf mit dem deutschen Luftfahrtmarkt ab. Er kritisiert hohe Steuern, teure Flughafengebühren und politische Untätigkeit – und warnt vor einem „Luftfahrt-Friedhof“. Ohne Kurskorrektur drohen sinkender Wettbewerb und steigende Ticketpreise.
Ryanair-Chef Michael O’Leary übt scharfe Kritik am Luftfahrt-Standort Deutschland und wirft der Regierung Inkompetenz vor. „Wir scheren uns nicht um den deutschen Markt. Er ist ein Desaster. Praktisch jedes andere Land hat sich nach Covid besser erholt“, sagte er im Interview mit WELT (gehört wie TRAVELBOOK zu Axel Springer). Während Spanien bei 113 Prozent des Vor-Corona-Niveaus liege, Italien bei 111 Prozent, stagniere Deutschland bei 82 Prozent. „Der Grund dafür ist Regierungs-Inkompetenz.“
„Auch Easyjet und sogar Eurowings bewegen massiv Kapazität aus Deutschland heraus“
Seit 2019 sei die Luftverkehrssteuer in Deutschland um 110 Prozent gestiegen. „Die Sicherheitsgebühren sind wahnsinnig, die Kosten für die zweitschlechteste Luftverkehrskontrolle Europas unverschämt“, so O’Leary. „In Deutschland denkt ihr: Wir besteuern den Luftverkehr zu Tode, dann wird es vorangehen.“
Ryanair hat zuletzt Flughäfen wie Dortmund, Dresden und Leipzig aufgegeben sowie Kapazitäten in Berlin, Hamburg und Köln reduziert. „Auch Easyjet und sogar Eurowings bewegen massiv Kapazität aus Deutschland heraus“, sagte O’Leary. „Und ihr habt eine Regierung, die sich einen Sch*** darum schert.“
Ein Treffen mit Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt Anfang des Jahres blieb laut O’Leary ohne Ergebnis: „Ich habe letzten Januar Ihren Kanzleramtsminister Schmidt getroffen und einen Plan vorgelegt: Sie senken die Steuern und Gebühren, wir verdoppeln das Flugangebot in Deutschland binnen sieben Jahren. Ich habe nicht einmal eine Antwort bekommen!“
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„Euer arroganter deutscher Weg ist f***ing over!“
O’Leary warnt vor einer Monopolstellung der Lufthansa und sinkender Wettbewerbsfähigkeit: „Deutschland entwickelt sich zu einem Luftfahrt-Friedhof. Der Rest Europas reduziert Kosten, um die Luftfahrt anzukurbeln. Tourismus ist eine riesige Wachstumsindustrie. Ihr lasst das alles liegen. Wir wachsen überall – außer in Deutschland.“ Dennoch bleibe der Markt wichtig: „Wir werden dort im kommenden Jahr 12,5 Millionen Kunden haben. Wenn wir Deutschland der Lufthansa überlassen, wird sie alles überteuern.“
Die Lösung sieht der Ryanair-Chef in einer neuen politischen Ausrichtung: „Was wir brauchen, ist eine neue Regierung, die sich dem Wachstum verschreibt. Euer arroganter deutscher Weg ist f***ing over!“ Bis dahin konzentriert sich Ryanair auf andere Märkte, in denen sich das Geschäft stärker lohnt.