Direkt zum Inhalt wechseln
logo Deutschlands größtes Online-Reisemagazin
Absurde Bestimmungen

Ryanairs fantasievolle Interpretation des Begriffs „Handgepäck“

Bei Ryanair wird Handgepäck oft aufgegeben
Bei Ryanair wird vermeintliches Handgepäck oft doch aufgegeben Foto: picture alliance / Jochen Tack | Jochen Tack

24. Februar 2025, 17:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Ryanair steht bekanntlich nicht für den höchsten Reisekomfort; eine Buchung ist vor allem aufgrund der scheinbar günstigen Ticketpreise attraktiv. Doch dabei gilt es, achtsam zu sei. Denn an verschiedenen Stellen erhebt die Billig-Airline unerwartete Gebühren, die ihr zusätzliche Einnahmen einbringt – auf Kosten der Reisenden. TRAVELBOOK geht in diesem Zusammenhang näher auf die durchaus ungewöhnlichen Bestimmungen zum Handgepäck bei Ryanair ein. Dieses darf nämlich in vielen Fällen ein solches gar nicht sein.

Artikel teilen

Auf der Suche nach möglichst günstigen Flügen kommt man an Ryanair oft nicht vorbei. Die reinen Beförderungskosten erscheinen im Vergleich mit denen anderer Fluggesellschaften deutlich niedriger – doch wehe, man bucht noch Gepäck dazu. Tut man dies aber nicht, kann das Ganze schnell noch teurer werden. Schlau wäre also theoretisch, wer vermeintliches Handgepäck bereits bei der Buchung erwirbt, um zusätzliche Kosten am Flughafen zu vermeiden. Theoretisch! Denn dann zaubert Ryanair noch ein Ass aus dem Ärmel.

Gepäckgebühren und mehr Einnahmetricks bei Ryanair

Ryanair-Chef Michael O’Leary argumentierte schon häufiger, dass die Billig-Arline keine andere Möglichkeiten habe, als – beispielsweise durch die gesonderte Gepäckbepreisung – zusätzliche Einnahmen zu generieren, um dauerhaft günstige Ticketpreise anbieten zu können. Oft klappt das. Und manchmal eben nicht. So musste Ryanair erst vor wenigen Monaten rund 1,5 Millionen Euro an Kunden zurückzahlen, die zwischen 2021 und 2023 von unrechtmäßigen zusätzlichen Check-in-Gebühren betroffen waren; TRAVELBOOK berichtete.

Jetzt günstige Flüge buchen

Spar-Preis | Top-Deals |

einfach & zeitsparend

Dass für zusätzliches Gepäck Gebühren anfallen, ist nichts Neues. Wer diese umgehen, aber eine Tasche in die Kabine mitnehmen möchte, muss sich auf ein kleines, unter den Vordersitz passendes Gepäckstück mit den Maßen 40 x 20 x 25 Zentimeter beschränken. Fluggäste, denen das nicht ausreicht, sollten zusätzliches Gepäck bereits bei der Buchung mitkaufen. Versucht man hingegen spontan am Flughafen, einen gewöhnlichen Trolley mitzunehmen – so ist es immerhin bei den meisten anderen Airlines kostenlos möglich –, kann das am Ryanair-Schalter Probleme geben. Das gilt insbesondere für Passagiere, die nicht den Zusatztarif „Priority Boarding“ gebucht haben. Dieser bedeutet wörtlich übersetzt „vorzeitiger Einstieg“ und ermöglicht somit einen früheren Zugang zum Flugzeug. Darüber hinaus hat er Einfluss darauf, wie viel Gepäck mit in die Kabine genommen werden darf.

Handgepäck nur für Ryanair-Fluggäste mit Priority Boarding

An dieser Stelle sollte man an die 2018 vorgenommenen Änderungen der Gepäckbestimmungen bei Ryanair erinnern. Seither dürfen einzig Fluggäste, die Priority Boarding gebucht haben, neben einem kleinen noch ein zusätzliches größeres Handgepäckstück (55 x 40 x 20 Zentimeter groß und bis zu 10 Kilogramm schwer) mit in die Kabine nehmen. Alle anderen müssten für Überschreitungen dieses festgelegten Umfangs bezahlen. Das heißt aber noch nicht, dass die Hürde genommen wäre.

Buchende des Standard-Tarifs dürfen ein vermeintliches zusätzliches Handgepäckstück zwar kostenpflichtig dazu buchen, doch dann trotzdem nicht mit in die Kabine nehmen. Ihr „Hand“-Gepäck wird von Ryanair als 10-Kilogramm-Aufgabegepäck behandelt und in den Frachtraum befördert.

„Prio“-Tarif ist oft günstiger als Gepäckabgabe

Die einzige zweifelhafte Möglichkeit, einen Trolly mit ins Flugzeug nehmen zu können, ist also die Buchung des Priority Boardings. Doch in der Realität ist nicht viel mit Priorität (= Deutsch für „priority“). Eine entsprechende Erfahrung machte eine TRAVELBOOK-Autorin, als – wie sie – der Großteil der Passagiere eines Ryanair-Flugs den scheinbar höherpreisigen Zusatztarif in Anspruch nahm. Rechnet man weiter, ist das Priority Boarding oft sogar die günstigere Option. Hierfür fielen in besagtem Fall Kosten von rund 8 Euro an, während die Kofferabgabe in den Frachtraum bis zu 10 Euro gekostet hätte. Die kollektive Kalkulationskompetenz führte dazu, dass die Priority-Schlange mehr als doppelt so lang war wie die für die Fluggäste mit Standard-Buchung. „Um einen Platz für meinen Koffer in der Gepäckablage musste ich trotz des Tarifs kämpfen“, berichtete sie.

Mehr zum Thema

Wie erklärt Ryanair die absurde Handgepäck-Regelung?

Seit 2018 sind einige Jahre vergangen. Und trotz der Absurdität des Ganzen hat Ryanair die Bestimmungen rund ums Handgepäck nicht geändert. Steckt dahinter womöglich ein tieferer Sinn? Hat es vielleicht technische Gründe oder bietet es eine andere Art von Mehrwert, das Handgepäck aus der Flugzeugkabine zu verbannen? Die Antwort: jein. Auf TRAVELBOOK-Nachfrage erklärt Ryanair ein wenig ausweichend, dass es für die Sicherheit, den Komfort und die Bequemlichkeit der Fluggäste von Bedeutung sei, dass Airlines das Gepäck in der Kabine beschränken. Den Umfang des für alle Ryanair-Fluggäste zulässigen Handgepäcks beschreibt ein Sprecher der Fluggesellschaft als „großzügig und ausreichend“, um die wichtigsten und unentbehrliche persönliche Gegenstände unterzubringen.

Themen #idealoflug fliegen Ryanair
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.