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Blondinen haben keine Chance, Kilo-Sünderinnen müssen abnehmen!

So hart ist es, Flugbegleiterin bei Singapore Airlines zu werden

Angehende Flugbegleiterinnen im Trainingszentrum von Singapore Airlines
Angehende Flugbegleiterinnen im Trainingszentrum von Singapore Airlines Foto: Singapore Airlines
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TRAVELBOOK Redaktion

22. Januar 2016, 9:28 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Wenn die Flugbegleiterinnen von Singapore Airlines am Airport mit ihren Rollköfferchen vorbeischweben, verdrehen nicht nur Männer die Köpfe, auch Frauen schauen ihnen anerkennend nach. Es gibt manche, die würden sie sogar als Popstars der Lüfte bezeichnen. Doch um den Job zu bekommen, müssen die Frauen durch ein hartes Programm – und Blondinen haben ohnehin keine Chance.

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Das Markenzeichen der Flugbegleiterinnen von Singapore Airlines (SIA) ist der Sarong Kebaya, eine für westliche Augen fast märchenhaft erscheinende Batik-Uniform. 1972 hat sie der französische Modeschöpfer Pierre Balmain entworfen. Balmain war fasziniert von Frauen, die erotisch, aber auch unnahbar wirkten. Wie seine Lieblingskundinnen Hildegard Knef und Katharine Hepburn.

Der Sarong sollte aber nicht nur hübsch und sexy aussehen, sondern auch funktional sein. So verdeckt der Faltensaum einen Schlitz, der die Singapore Girls, wie sie auch genannt werden, weit beweglicher macht, als es das enge Gewand vermuten lässt. Schließlich sollen sie in einem Notfall ein vollbesetztes Riesenflugzeug wie den Airbus A380 in gerade mal 90 Sekunden evakuieren.

In 90 Sekunden? Wie soll das denn funktionieren? Ein Besuch im Singapore Airlines Trainingszentrum am Seagull Walk im Stadtstaat Singapur gibt Antworten.

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Sprung ins Wellenbad aus A380-Attrappe

Acht Meter können ziemlich hoch sein. Vor allem, wenn man sich aus der offenen Tür eines A 380 ins Wasser stürzen soll. Aber sie springen alle, ohne auch dass nur eine der so zierlich wirkenden jungen Frauen zögert. Sie landen in einem gewaltigen, heftig bewegten Wellenbad im Singapore-Airlines-Trainingszentrum. Schließlich muss im Fall der Fälle auch eine hohe See einkalkuliert werden. Nach dem Sprung aus der Flugzeugattrappe eines A380-Rumpfs bleiben die Flugbegleiterinnen noch im kühlen Nass: Jetzt dürfen sie die Prozeduren nach einer Notwasserung trainieren.

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Zwei Wochen dauert allein das Sicherheitstraining, das nicht nur SIA-Azubis, sondern auch jeder der etwa 7000 Flugbegleiter von Singapore Airlines einmal jährlich absolvieren muss. Dabei lernt die Crew, dass bei einer zügigen Notwasserung über die Gummirutsche auch schon mal ein leichter Schubs in den Rücken des zu rettenden Passagiers angebracht sein kann. Und dass Nylonstrümpfe auf der Notrutsche schwere Verbrennungen auslösen können. Hochhackige Schuhe? Müssen vor dem Sprung auf die Rutsche vom Kabinenpersonal eingesammelt werden, damit sie keine Löcher in den Plastikschlauch stechen.

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17-Wochen-Training für Flugbegleiter

Bei der Rekrutierung des fliegenden Personals betreibt keine andere Fluggesellschaft weltweit einen solchen Aufwand wie Singapore Airlines. 17 Wochen dauert das Training für angehende Flugbegleiter. Die Ausbildung ist hart, voll gepackt mit Serviceübungen in der Economy- und Business-Class, Erste Hilfe, Notfallmedizin, Stresstests, Deeskalationstraining und Seenotübungen.

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In Flugzeug-Attrappen werden etwaige Notfälle simuliert. Foto: Singapore Airlines

Die künftigen Singapore Girls werden im Lächeln und im Leise-Laufen unterrichtet – damit sie Fluggäste, die selig schlummern, nicht aufwecken. Weinkunde und Etikette stehen ebenso auf dem Lehrplan wie der Umgang mit stark alkoholisierten Passagieren. Oder wie man sich höflich, aber wirksam gegen allzu zudringliche „Verehrer“ an Bord wehrt.

Es gibt sogar Vorschriften dafür, wo genau der Zucker zu liegen hat, wenn Kaffee oder Tee serviert wird. „Wir müssen wie eine wundersame Erscheinung sein“, erklärt Carolyn Lum, langjährige SIA-Flugbegleiterin, „Wir müssen in der Kabine einfach da sein, wenn wir gebraucht werden.“

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Es gibt strenge Vorschriften, was das Aussehen der Singapore Girls angeht. Foto: Singapore Airlines

Blondinen haben keine Chance

Groß, blond und eine Figur wie Gisele Bündchen? Glückwunsch zu so viel Sex-Appeal! Doch um ein Flugbegleiterin bei Singapore Airlines zu werden, reicht das leider nicht.

Chancen haben ausschließlich Asiatinnen. Mehr als 80 Prozent aller Singapore Girls stammen aus Singapur oder Malaysia. Die restlichen 20 Prozent kommen aus Ländern wie China, Indien, Indonesien, Japan oder Korea. Damit dürfte SIA vermutlich die einzige große Airline ohne Blondinen im Bordservice sein. Eine Bewerbung ist ab dem Alter von 20 Jahren möglich. Mehrsprachig sollten potentielle Mitarbeiter sein, ein gutes Servicegefühl und viel Natürlichkeit haben und gleichzeitig sehr professionell auftreten.

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Ausschließlich Asiatinnen kommen bei Singapore Airlines als Flugbegleiterinnen infrage. Foto: Singapore Airlines

Strenges Auswahlverfahren

Bei der Auswahl der Kandidatinnen wird streng auf Äußerlichkeiten geachtet. Es gibt Gewichtsvorgaben, Mini- und Maxi-Körpergrößen. Und selbstverständlich Schminkvorschriften. Jede Singapore-Airlines-Flugbegleiterin hat ihre eigene Farbkarte: Entsprechend ihrem Hauttyp benutzt sie entweder Brauntöne oder kühlere Blautöne. Je nach Rang orientieren sich die Schminkvorschriften auch noch an den Farben des Sarong Kebaya. Die Farben der Uniformen signalisieren den Status der Crew-Mitglieder.

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Auch das richtige Schminken wird trainiert. Foto: Singapore Airlines

Wer am Flughafen mal ein bisschen mit seinem Wissen angeben möchte:

  • Blauer Sarong = Flight Stewardess
  • Grüner Sarong = Leading Stewardess
  • Roter Sarong = Chef-Stewardess
  • Bordeauxroter Sarong = Inflight Supervisor

SIA-Stewards tragen übrigens dunkle Anzüge. Die Farbenlehre, die bei den Kolleginnen den Dienstgrad anzeigt, spiegelt sich bei den Herren auf der Krawatte wider.

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Wer zunimmt, kriegt einen Diät- und Trainingsplan

Wer es in die Ausbildung schafft, muss hart an sich arbeiten – notfalls auch an der eigenen Figur. Der Sarong Kebaya wird für jedes Singapore Girl maßgeschneidert. Sollte die Uniform im Laufe der Zeit zu eng werden, entwirft die Ausbildungsleiterin für Kilo-Sünderinnen einen Diät- und Trainingsplan.

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17 Wochen dauert die Ausbildung für Flugbegleiter. Foto: Singapore Airlines

Das Erscheinungsbild der Flugbegleiter gehört zu den wenigen Möglichkeiten, wie sich Airlines von der Konkurrenz abheben können. Und das Singapore Girl soll asiatische Grazie, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft ausstrahlen. Es ist auch die erste Werbefigur, die einen Platz in Madame Tussaud’s Wachsmuseum in London erhielt.

Probleme damit, in ein Rollenklischee einer demütig dienenden Asiatin gedrängt zu werden, haben die Flugbegleiterinnen von Singapore Airlines offenbar nicht. Carolyn Lum: „Ich bin sehr stolz auf meinen Job, und ich liebe das, was ich tue.“

Für die meisten SIA-Flugbegleiter ist der Kabinenjob tatsächlich noch ein Traumberuf – obwohl auf Langstrecken der Wach-Schlaf-Rhythmus durcheinandergerät, sich die tägliche Arbeitszeit in der trockenen Luft an Bord weit über zehn Stunden hinziehen kann oder nervige Bereitschaftsdienste zu leisten sind. Immerhin genießen die Singapore Girls in Asien einen ähnlichen Status wie Prominente aus der Fernseh- und Modewelt.

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