16. September 2019, 15:28 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mehr mit dem Zug fahren statt zu Fliegen – das nehmen sich immer mehr Menschen vor, doch oft greift man doch auf die Airlines zurück. Aber Achtung: Je nach Strecke können Sie nämlich mit dem Zug fahren, obwohl sie bei einer Airline gebucht haben. Große Fluggesellschaften wie Lufthansa und Swiss haben bereits einige Flugstrecken durch die Bahn ersetzt, nun bietet auch KLM eine Strecke an. TRAVELBOOK hat sich das Konzept genauer angeschaut.
In einer Kooperation mit den Bahnunternehmen Thalys (Belgien) und der NS Dutch Railways (Niederlande) will KLM ab dem 29. März 2020 eine Zugverbindung zwischen Amsterdam Flughafen und Hauptbahnhof Brüssel anbieten. In einer Pressemitteilung erklärt KLM, man wolle auf der Strecke einen der bisherigen fünf Flüge pro Tag durch eine Zugverbindung mit einem Hochgeschwindigkeitszug von Thalys ersetzen. Die Umstellung von Flug auf Zug sei „komplex und herausfordernd“, sagt der KLM-CEO Pieter Elbers. „Geschwindigkeit ist das A und O, nicht nur hinsichtlich des Zugs selbst, sondern auch bei dem Transfer am Flughafen. Wir versuchen bei beidem maximale Fortschritte zu machen“, sagt Elbers weiter.
Angebote auch bei Swiss und Lufthansa
Mit dem neuen Konzept orientiert sich KLM an anderen Airlines, die auch bereits auf Züge bei einigen Verbindungen setzen. So gibt es zum Beispiel bei Swiss eine Zugverbindung zwischen dem Bahnhof Basel SBB und dem Flughafen Zürich mit dem sogenannten „Flugzug“. Wer über Swiss diese Strecke bucht bekommt zwar eine Bordkarte, wird aber auf jeden Fall mit dem Zug fahren. Aktuell überlegt die Airline, dieses Konzept auch auf die Strecke Zürich – Lugano anzuwenden.
Bei Lufthansa gibt es schon seit Jahren das Programm „Lufthansa Express Rail“. Aktuell existiert das Angebot zwischen Frankfurt und 14 weiteren Strecken, darunter u.a. wichtige Drehkreuze wie Köln oder Stuttgart, aber auch Städte wie Göttingen oder Aachen. Auch hier gibt es dann eine Bordkarte, auf der dann statt eines Gates eben das Gleis steht und sogar auch eine Boardingzeit, laut eines Sprechers der Lufthansa meistens um die fünf Minuten vor Abfahrt des Zuges.
Die Züge können allerdings auf der Lufthansa-Seite nur in Verbindung mit einem Flug gebucht werden. Ein Beispiel: Es ist möglich, mit Lufthansa von Paris nach Kassel zu gelangen. Dafür fliegt man zunächst von Paris nach Frankfurt und von dort mit dem Lufthansa-Zug mit der Flugnummer LH3719 (Flugzeugtyp: Train) weiter nach Kassel. Es ist allerdings nicht möglich, nur von Frankfurt nach Kassel zu buchen – dann erscheint eine Fehlermeldung auf der Lufthansa-Seite.
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Warum gibt es überhaupt die Flug-Züge?
Im aktuellen Fall von KLM will die Airline ein Zeichen für die Nachhaltigkeit setzen. Dieser Aspekt ist auch bei Lufthansa relevant, sagt ein Sprecher zu TRAVELBOOK. Allerdings ist der Wechsel von Flug auf Zug oft auch einfach die sinnvollere Lösung, z.B. wenn die Verbindung auf der Schiene fast oder sogar genauso schnell wie der Flieger ist. Das sei bei Lufthansa etwa auf der Strecke Frankfurt – Köln der Fall gewesen, als die Express-ICE-Strecke in Betrieb genommen wurde.
Gleiches ist auch der Grund für die aktuellen Überlegungen für die Strecke Zürich – Lugano: Dort können durch die Zugstrecke durch den Gotthard-Basistunnel und die in Zukunft geplante Fahrt durch den Ceneri-Basistunnel circa 60 Minuten eingespart werden. Dann wäre die Bahn sogar schneller als das Flugzeug.
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Für Reisende machen die Verbindungen aber auch hauptsächlich deswegen Sinn, weil sie einen reibungslosen Anschluss von Flieger zum Zug ermöglichen. So wird etwa das Gepäck schon zum Zug gebracht und Verspätungen sind nicht mehr problematisch. Allerdings lassen die meisten Airlines sich diesen Service teuer bezahlen. Im Fall unserer Beispiel-Reise von Frankfurt nach Kassel kostete der Zug im Schnitt um die 100 Euro, wer direkt bei der Bahn bucht, zahlt hingegen im schlimmsten Fall knapp mehr als 60 Euro.