8. Dezember 2017, 16:14 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Haben Sie schon mal von Baltia Airlines gehört? Die US-Fluggesellschaft wurde 1989 gegründet, um Passagiere Non-Stop von New York nach St. Petersburg zu fliegen. Es gibt die Airline immer noch, inzwischen unter einem anderen Namen – nur ist bisher kein einziger Passagier mit ihr geflogen. Was dahinter steckt.
Baltia Airlines wurde vor ziemlich genau 28 Jahren von einem Mann mit großen Ambitionen gegründet: Igor Dmitrowsky, lettischer US-Einwanderer, der mit einer Kefir-Fabrik reich geworden war und der erste sein wollte, der den ehemaligen Ostblock direkt an die USA anbindet. Zwei Boeings 747 sollten regelmäßig von den USA aus Städte in Russland, Weißrussland, der Ukraine und Lettland ansteuern. Dmitrowsky mietete im Terminal 4 am JFK International Airport New York mehrere Büros und stellte Manager ein, die viel planten, die Erlaubnis des Transportministeriums einholten und sich ein attraktives Vielfliegerprogramm ausdachten.
Airline wartet seit 28 Jahren auf Lizenz
Nur eines rutschte bei dem Großprojekt irgendwie aus Dmitrowskys Fokus: Die Betriebsgenehmigung der Federal Aviation Authority (FAA). Laut dem britischen „Telegraph“ hat die US-Luftfahrtbehörde die Lizenz schon sieben Mal verhindert. Ein Grund war, dass die mittlerweile 35 Jahre alte Boeing 747 – die andere wurde längst verschrottet – eine unbrauchbare Notrutsche hatte. Doch statt alles in Ordnung zu bringen, steht die letzte Baltia-Airlines-Maschine seither ungenutzt herum. Denn nach Jahrzehnten ohne Einnahmen fehlt es der Fluggesellschaft an Geld, schlimmer, sie ist mit zig Millionen Dollar in den Miesen.
Der neue Inhaber hat große Pläne
Nach dem Tod von Igor Dmitrowsky 2016 übernahm ein neuer Inhaber die Firma. Ganz im Sinne seines Vorgängers kommt aufgeben für ihn aber nicht in Frage: Er will Baltia Airlines endlich in die Luft bringen. „Eine neue Ära beginnt. Wir haben eine Vision und einen Plan, wie wir das umsetzen wollen“, verkündete Baltia-Airlines-Präsident Anthony Koulouris vollmundig in einer offiziellen Mitteilung.
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Was genau er damit meint, teilte der Airline-Chef nicht mit. Laut dem Flugfachportal „ch-aviation“ buttert Koulouris, gleichzeitig Geschäftsführer, Präsident und Kapitalgeber, nun Geld in die schlafende Airline und sucht Investoren, die es ihm gleichtun. Außerdem sei er auf der Suche nach neuen, kerosinsparenderen Maschinen.
Dem Bericht zufolge bedeutet der Neuanfang auch das Ende für die Boeing, die fast 30 Jahre vergeblich im Hangar auf ihren ersten Passagierflug gewartet hat. Das hat fast etwas von Dornröschen – nur dass auf die 747 am Ende kein Prinz, sondern der Friedhof wartet.
Neuer Name soll’s bringen
Um die verschlafene Vergangenheit von Baltia zu Grabe zu tragen, hat der neue Chef seiner Airline einen neuen Namen und eine neue Heimat geschenkt: Baltia Airlines heißt nun US Global Airways. Liest man sich auf der Webseite der umbenannten Fluggesellschaft durch die Unternehmensgeschichte, ist Baltia übrigens mit keinem Wort erwähnt.
Außerdem sollen die neuen, noch anzuschaffenden Flugzeuge, die bald gen Osteuropa und – neu im Flugplan – auch Europa starten sollen, dann etwas nördlicher, am Stewart International Airport stationiert sein. Laut „Mid-Hudson News“ hat die Fluggesellschaft dort schon Büros angemietet.
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Jetzt soll es mit der Lizenz klappen
Auf die Betriebsgenehmigung der Flugaufsicht wartet US Global Airways allerdings noch. Laut Flugfachportal „ch-aviation“ ist die Airline der Lizenz Anfang 2017 aber schon ein ganzes Stück näher gekommen: Mit Einverständnis der FAA habe man den Zertifizierungsprozess neu gestartet.
Darauf angesprochen, wann es denn soweit sein wird, wird der neue Chef mit den Worten „in nicht allzu ferner Zukunft“ zitiert. Klingt fast schon ironisch.
Dieses Video zeigt das einzige Flugzeug von damals Baltia Airlines bei einem Testflug – zahlende Passagiere waren keine an Bord.
PS: AirBaltic hat mit Baltia Airlines übrigens nichts zu tun. Bei denen läuft’s.