17. November 2023, 15:52 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Beim Handgepäck haben die meisten Airlines genaue Vorschriften: Nicht zu groß darf es sein, und auch ein maximales Gewicht darf oft nicht überschritten werden. Noch dazu verschärfen viele Fluggesellschaften die Regeln für das Handgepäck stetig – oft zahlen Fluggäste bei einem vermeintlichen Billigflug dann doch noch einen satten Aufpreis. TRAVELBOOK hat bei den Fluggesellschaften nachgefragt, welche Handgepäckregelungen gelten und wie die Einhaltung kontrolliert wird.
19,8 Kilogramm zeigt die Kofferwaage auf dem Band neben dem Check-in-Schalter an. Glück gehabt: Das ist gerade noch im Rahmen dessen, was so einige Airlines beim Aufgabegepäck erlauben. Wer zu viele Kilos dabei hat, muss unter Umständen kräftig draufzahlen. Doch während man um das Wiegen des aufzugebenden Koffers beim Einchecken nicht herumkommt, sind die Kontrollen beim Handgepäck nicht ganz so eindeutig. Dabei gibt es auch hierfür bei jeder Fluggesellschaft genaue Vorschriften zu Größe und Gewicht.
Seit einigen Jahren schon werden Gepäckstücke immer häufiger abgemessen, etwa durch Boxen, in die das Gepäckstück passen muss. Handgepäck derer, die am Schalter einchecken, wird mitunter auch gewogen. Grobe Regelverstöße sind daher kaum noch möglich. Dennoch: Oft reicht der Platz in der Kabine auch dann nicht, wenn sich alle Passagiere an die Regeln halten. Daher zählen Flugbegleiter, wenn möglich, schon während des Boardings die Handgepäckstücke: Ist die maximale Kapazität der Kabine erreicht, bitten die Mitarbeiter einzelne Fluggäste, ihre Handgepäckstücke aufzugeben. TRAVELBOOK hat bei den Fluggesellschaften genauer nach den Handgepäckregelungen und den Kontrollen gefragt.
Handgepäckregelungen auf einen Blick
55 x 40 x 20 Zentimeter, diese Maße darf das Handgepäck bei den meisten Airlines maximal haben. Bei einigen sind es einige Zentimeter mehr oder weniger. Ryanair erlaubt sogar nur noch eine Tasche in der Flugzeugkabine, die nicht größer als 40 x 20 x 25 Zentimeter sein darf. Wer mehrere oder auch größere Handgepäckstücke mitnehmen möchte, kann dies im passenden Tarif mit einem Aufpreis dazubuchen. Inzwischen ermöglichen fast alle Fluggesellschaften ihren Fluggästen, durch eine kleine Zusatzbuchung, zwei Handgepäckstücke zu transportieren – ein großes und ein kleines Gepäck.
Beim Gewicht variieren die erlaubten Kilos bei den Airlines schon mehr. Während man etwa bei British Airways ein 23 Kilogramm schweres Handgepäckstück mit in die Kabine nehmen darf, erlaubt Tuifly nur 6 Kilo. Condor erlaubt in der Economy-Class maximal 8 bis 10 Kilo – je nach gebuchtem Tarif. Bei einigen Airlines darf man nur ein Gepäckstück dabei haben, andere lassen ein Extrateil in Form einer Hand- oder Laptoptasche zu.
Hier erfahren Sie mehr über die Handgepäckregeln verschiedener Airlines:
Kontrollen bei Lufthansa und Eurowings
Lufthansa-Sprecherin Sandra Kraft bestätigte auf TRAVELBOOK-Nachfrage, dass man die bestehenden Handgepäckregeln weiterhin verstärkt durchgesetzt. „Die Kontrollen werden besonders dort verstärkt, wo es erfahrungsgemäß ein hohes Fluggast- und Handgepäckaufkommen gibt“, sagt die Sprecherin. Lufthansa überprüft an weltweiten Flughäfen Gewicht, Größe und Anzahl der Handgepäckstücke bereits vor der Sicherheitskontrolle.
Gleichzeitig biete man Fluggästen frühzeitig an, ihr Gepäck einzuchecken und spreche Kunden bereits am Check-in-Schalter an. „Auf besonders gut ausgelasteten Flügen und ausgewählten Strecken erhalten die Reisenden, die ihre Kontaktdaten hinterlegt haben, vor dem Abflug eine E-Mail beziehungsweise eine SMS mit dem Hinweis, das Handgepäck kostenfrei einzuchecken“, sagt die Lufthansa-Sprecherin weiter. Damit will man die Gesamtanzahl von Handgepäckstücken reduzieren und das Boarding beschleunigen.
Und wie genau kontrolliert etwa Eurowings, ob jemand zu viel oder zu schweres Gepäck dabei hat? „Die Gates sind mit separaten Lanes, Tensatoren und Handgepäckrahmen ausgestattet, mit denen die Größe der Gepäckstücke überprüft werden kann“, sagte eine Eurowings-Sprecherin TRAVELBOOK. „Zu großes oder zu viel Handgepäck wird zur Verladung in den Frachtraum gekennzeichnet. Nicht regelkonformes Gepäck ist zahlungspflichtig.“ Bei Verstößen muss man eine Gebühr entrichten.
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So handhaben es andere Airlines
Die Pressesprecherin bei Condor, teilte auf Nachfrage von TRAVELBOOK mit: „Das Condor-Personal am Check-in achtet beim Einchecken bereits auf das Handgepäck. Gäste, die nur mit Handgepäck reisen und den Check-in bereits online vorgenommen haben, begeben sich direkt zur Sicherheitskontrolle, wo der erste Gepäckcheck ansteht“. Während des Boardings am Gate könne ebenfalls noch eingegriffen werden. Reisende haben bereits beim Check-in die Möglichkeit, die ausgestellten Aufsteller zur Überprüfung der Handgepäckgröße zu benutzen. Bei Bedarf kann der Kunde sowohl vor Ort als auch online weiteres Handgepäck dazubuchen. „Sollte sich herausstellen, dass einer unserer Gäste zu schweres oder zu großes Handgepäck mit sich führt, wird dieser gebeten, das betroffene Gepäckstück aufzugeben.“ In dieser Situation fallen Übergepäckgebühren an.
Ryanair empfiehlt, sich gleich am Schalter für die Gepäckabgabe zu erkundigen, ob das Handgepäck für die Kabine zulässig ist. „Kunden, die sich unsicher sind, können den Maßständer am Flughafen nutzen, um die Maße ihres Handgepäcks zu überprüfen“, erklärt der Pressesprecher bei Ryanair. Wenn man erst nach der Sicherheitskontrolle am Flugsteig feststellt, dass das Gepäckstück zu groß ist, kann es vom Bodenpersonal immer noch zurückgewiesen. Das Gepäck kann man anschließend gegen eine Gebühr von 50 Euro im Frachtraum verstauen lassen.
Bei Flügen mit der britischen Billigfluggesellschaft Easyjet braucht man sich zumindest keine allzu großen Sorgen zu machen, wenn das Handgepäckstück gefühlte Tonnen wiegt. Die offizielle Gewichtsbeschränkung liegt bei 15 kg. Dennoch legt die Fluggesellschaft den Fokus darauf, dass Passagiere in der Lage sind, das Gepäckstück ohne Hilfe in einem Gepäckfach zu verstauen und aus diesem wieder herauszunehmen. Ausnahmen gebe es bei stark ausgelasteten Flügen. Dazu teilte Easyjet gegenüber TRAVELBOOK mit: „Hier sind wir nicht immer in der Lage, das Handgepäck aller Passagiere in der Kabine zu verstauen. Unter Umständen ist es dann nötig, das Handgepäck aufzugeben. Dies ist kostenlos.“
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Das kann teuer werden
Wenn das Gepäckstück bei Easyjet allerdings die zulässige Größe von maximal 56 x 45 x 25 Zentimetern überschreitet, werden „Passagiere am Gepäckabgabeschalter aufgefordert, es zur Beförderung im Frachtraum aufzugeben“. Dafür erhebt Easyjet eine Gebühr in Höhe von 40 Euro. Noch teurer wird es, wenn Passagiere direkt zum Gate gehen und sich erst dort herausstellt, dass ihr Handgepäckstück die zulässigen Maße überschreitet. Die Airline verstaut das Gepäckstück dann im Frachtraum des Flugzeugs und kassiert dafür 55 Euro. „Die Größe des Handgepäckstücks wird am Gepäckannahmeschalter und am Boarding Gate mithilfe eines Gepäckrahmens geprüft“, erklärt die Sprecherin weiter. Bei der Fluggesellschaft Vueling liegt der Preis sogar bei 80 Euro, wenn das Handgepäckstück die Vorgabe von 10 kg und 55 x 40 x cm überschreitet. Ähnliche Preise kassieren auch andere Fluggesellschaften.
Auf der sicheren Seite ist also, wer eine Tasche oder einen Koffer als Handgepäck mitnimmt, welche die bei der Airline zugelassenen Maße nicht überschreitet. Ansonsten muss man Kontrollen und Zusatzkosten befürchten. Man sollte sich außerdem zusätzlich erkundigen, ob mehrere Handgepäckstücke erlaubt sind und ob man den korrekten Tarif gebucht hat.