10. Oktober 2018, 13:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In einem einem Flugzeug zu sitzen und plötzlich brennt eins der Triebwerke, dürfte nicht nur für Menschen mit Flugangst eine Horror-Vorstellung sein. TRAVELBOOK erklärt, wie gefährlich Triebwerksbrände bei Flugzeugen wirklich sind und wie sich Passagiere in solch einem Fall verhalten sollten.
„Ein Triebwerksbrand ist eine ernstzunehmende Situation, kommt aber in der Regel sehr selten vor“, erklärt Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt auf TRAVELBOOK-Nachfrage. In das komplexe Triebwerk sind Halonlöscher eingebaut, die einen möglichen Brand meistens von alleine löschen.
Während in der Luft die Hitze des Feuers durch den Gegenwind nach hinten geleitet wird, sei ein Brand am Boden bei Start und Landung gefährlicher, weil sie dort nach oben steige, sagt Großbongardt. Die Fluggäste würden in dem Fall so schnell wie möglich über die Rutschen in Sicherheit gebracht.
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Flugzeuge können auch mit nur einem Triebwerk fliegen
„Das Erste, was die Crew bei einem Brand tut, ist das entsprechende Triebwerk stillzulegen“, erklärt Heinrich Großbongardt. Kein Grund zur Sorge: Mit nur einem Triebwerk lässt sich der Flug für dreieinhalb bis sechs Stunden zum nächsten Ausweichflughafen fortsetzen. Sogar ein Start mit nur einem Triebwerk ist denkbar.
Anweisungen der Besatzung folgen
Fluggäste, die in einer Maschine mit brennendem Triebwerk sitzen, sollten unbedingt auf die Crew hören. „Eine besorgniserregende Entwicklung ist, dass viele Fluggäste heute erst ihr Handy zücken, um Fotos und Videos zu machen, bevor sie den Anweisungen Folge leisten“, sagt Großbongardt. Und nicht nur das: Anstatt das Flugzeug schnell zu verlassen, holen sich viele Fluggäste noch ihr Gepäck. Dadurch haben sie auf der Evakuierungsrutsche die Hände nicht frei, um sich festzuhalten.
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Triebwerksbrand während der Fußball-WM 2018
Auch wenn Triebwerksbrände nach Aussage von Luftfahrt-Experte Großbongardt selten vorkommen, fängt hin und wieder doch ein Triebwerk Feuer. Zum Beispiel während der Fußball-WM 2018, als Flammen unter den Tragflächen die Nationalmannschaft Saudi-Arabiens und die restlichen Passagiere eines Airbus A319-100 in Russland in Angst und Schrecken versetzten.
Der Airbus der russischen Fluggesellschaft Rossiya war am 18. Juni gerade in Rostow am Don gelandet, wo Saudi-Arabien zwei Tage später gegen gegen Uruguay spielen sollte, als das Triebwerk Feuer fing. Die Passagiere konnten jedoch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Einige filmten und fotografierten den Zwischenfall.
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Wie kam es zu dem Zwischenfall in Rostow am Don?
Ein Triebwerksbrand muss nicht mit dem Alter oder mangelnder Wartung des Flugzeugs zu tun haben, betont Luftfahrt-Experte Großbongardt. Zwölf Jahre war die Rossiya-Maschine laut dem britischen „Mirror“ alt – kein Alter für ein Flugzeug, zumal die Triebwerke oft separat gewartet und gegebenenfalls ausgetauscht werden, meint Großbongart. Kleinere Feuer am Triebwerk gehen seiner Erfahrung nach oft glimpflich aus. „Größere Katastrophen aus den letzten Jahren sind mir nicht bekannt“, sagt er.
Der saudi-arabische Verband äußerte sich offiziell zu dem Vorfall: Es habe sich um eine „kleine technische Fehlfunktion” gehandelt. Die Spieler und Passagiere verließen ganz regulär über die Treppen die Maschine.