18. April 2016, 16:05 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der stark von Ryanair frequentierte Airport Frankfurt-Hahn könnte bald Amazon gehören. Laut Medienberichten habe es bereits Gespräche gegeben. Warum der deutsche Airport für das Online-Versandhaus so interessant ist.
Heben am Flughafen Frankfurt-Hahn statt Passagieren bald nur noch Pakete ab? Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, habe es zwischen dem Internet-Riesen Amazon und dem Airport „Vertriebsgespräche“ gegeben. Laut dem Artikel könnte Amazon sogar daran interessiert sein, Frankfurt-Hahn zu kaufen.
Anfang 2016 hatte Amazon in den USA bereits 20 Frachtflugzeuge Typ Boeing 767 geleast und in China eine Reederei-Lizenz beantragt – offensichtlich mit dem Ziel, seine Logistik noch weiter auszubauen. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ weiter berichtet, werde auch in Deutschland das Angebot erweitert, zum Beispiel um Zweirad-Kuriere in Berlin, die bereits ab diesem Sommer im Einsatz sein sollen.
Schnappt sich der Online-Gigant jetzt als nächstes Frankfurt-Hahn? Fakt ist, der Flughafen ist defizitär, wird vom Bundesland Rheinland-Pfalz zum Verkauf angeboten. Hanna Koch, Pressesprecherin des Flughafens, sagte auf Anfrage zu TRAVELBOOK: „Vorerst ist das nur die Gerüchteküche, die da brodelt, und wohl auch von den Medien befeuert wird. Wir haben vom angeblichen Interesse von Amazon auch erst aus der Zeitung erfahren.“
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Flughafen-Sprecherin: »Amazon ist herzlich willkommen
Koch stellt aber gleichzeitig klar: „Wenn Amazon das wollen würde, wären sie natürlich herzlich willkommen. Wir haben ja einen optimalen Standort mit guter Anbindung, kurzen Wegen und einer einfachen Logistik.“ Joachim Winkler, Sprecher des Innenministeriums von Rheinland-Pfalz, sagte zum momentanen Stand der Dinge zu TRAVELBOOK: „Es gibt aktuell drei Interessenten, mit denen wir detailliert verhandeln. Alle stammen aus dem ostasiatischen Raum.“
Für einen Flughafen-Kauf durch Amazon könnte laut „Lloyds Loading List “ sprechen, dass er in Europa zentral gelegen ist, und sich außerdem in der Nähe des Logistik-Zentrums von Amazon in Koblenz befindet. Von Frankfurt-Hahn aus wäre es mit einem Flugzeug dann auch nur noch ein Katzensprung zu weiteren europäischen Logistik-Zentren, wie zum Beispiel Katowice in Polen oder Luton in England.
Das Unternehmen KPMG, das den Verkauf von Frankfurt-Hahn abwickeln soll, sagte zu TRAVELBOOK nur: „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu Gerüchten über laufende Geschäfte nicht äußern.“
Doch was würde es für Passagiere bedeuten, wenn Frankfurt-Hahn wirklich zum reinen Frachtflughafen umfunktioniert werden sollte? Laut Webseite des Flughafens flogen allein 2015 hier über 2,6 Millionen Menschen ab – allerdings wurden auch knapp 80.000 Tonnen Fracht in 2015 abgefertigt. Insgesamt gab es mehr als 21.000 Flugbewegungen.
Laut einer Pressemitteilung auf der Flughafen-Webseite wolle man aber auch zukünftig das Passagiergeschäft weiter ausbauen. John Kohlsaat, Vertriebsleiter von Frankfurt-Hahn, erklärt darin auch: „Als zentral gelegener und günstiger Flughafen sind wir in Rheinland-Pfalz und dem Rhein-Main-Gebiet für Touristik-Unternehmen ein interessanter Partner.“ Presseprecherin Koch bekräftigt: „Wir sind und bleiben auch in Zukunft ein Passagier- UND Frachtflughafen.“