12. Januar 2020, 6:50 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Füchse treiben sich liebend gern auf Flughäfen rum. Flughäfen sind für Füchse geradezu ein Paradies, weil sie dort ungestört umherstreifen können und ausreichend Nahrung finden. Umgekehrt sind Füchse für Flughäfen sehr nützlich und dort auch gern gesehene Gäste. TRAVELBOOK erklärt, warum.
Ob Berlin, Frankfurt oder Hamburg – auf so gut wie jedem deutschen Flughafen halten sich Füchse auf. Für Flughäfen beziehungsweise die Flugsicherheit spielen Füchse eine wichtige Rolle. Als natürliche Feinde der Vögel tragen sie dazu bei, Vogelschlag, Kollisionen von Vögeln mit Flugzeugen, zu vermeiden.
„Der Fuchs leistet gute Unterstützung dabei, die Anzahl der Vögel am Flughafen zu minimieren. Zudem frisst er Mäuse und stellt damit einen Nahrungskonkurrent zu mäusefressenden Arten wie Falken, Mäusebussarde, Reihern und Störchen dar“, sagt Christian Hellberg, Geschäftsstellenleiter beim Deutschen Ausschuss zur Verhütung von Vogelschlägen im Luftverkehr (DAVVL) auf Nachfrage von TRAVELBOOK. Auch halten Füchse bodenbrütende und im Schwarm auftretende Vogelarten von Flughäfen fern, wie die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH auf Nachfrage von TRAVELBOOK mitteilt. Aktuell gebe es auf dem Gelände des Flughafens Berlin-Schönefeld schätzungsweise sieben bis zehn Rotfüchse, auf dem Areal des Flughafens Berlin-Tegel seien es „ebenfalls etliche“.
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Füchse auch am Frankfurter und Hamburger Airport
Auch am Frankfurter Flughafen streifen Füchse umher. Die Einzäunung, durch die u. a. größere Säugetiere wie sogenanntes Schalenwild abgehalten soll, stellt für die Füchse kein Hindernis dar, wie eine Sprecherin des Flughafenbetreibers Fraport gegenüber TRAVELBOOK mitteilt. Der Airport Hamburg hat erst kürzlich bei Twitter ein Video über einen seiner Füchse veröffentlicht und sucht nun nach einem Namen für seinen „kleinen roten Star“.
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So geeignet Flughäfen als Revier für Füchse auch erscheinen mögen, ein ganz ungefährliches Pflaster sind sie für die Tiere nicht. „An den Flugverkehr gewöhnen sich die Tiere schnell. Es kommt natürlich vereinzelt zu Kollisionen mit Flugzeugen, das heißt der Fuchs wird vom Flugzeug überrollt“, so Hellberg vom DAVVL. In Frankfurt behält man das Treiben der Tiere daher im Blick. „Wenn Füchse in der Sicherheitszone des Rollfelds Erdbauten anlegen, werden diese unter Berücksichtigung der Tierschutzvorgaben wieder verfüllt. An geeigneten Stellen haben wir am Flughafen Frankfurt für Füchse insgesamt fünf Kunstbauten geschaffen“, berichtet eine Fraport-Sprecherin.
Flugunfälle wegen Vogelschlag
Vogelschlag ist ein gravierendes Problem für die Luftfahrt. Bei Flugunfällen, die auf Vogelschlag zurückzuführen sind, haben nach Angaben des DAVVL bereits Hunderte Menschen ihr Leben verloren. Seit 1988 erlitten in diesem Zusammenhang mindestens 247 Luftfahrzeuge in der Zivilluftfahrt Totalschäden. Der Deutsche Ausschuss zur Verhütung von Vogelschlägen im Luftverkehr befasst sich mit den Zusammenhängen von Vegetation und Vogelaufkommen im Umfeld von Verkehrsflughäfen, arbeitet Konzepte zur Vogelschlagverhütung und biologischen Flugsicherheit aus und berät zu diesen Fragen u. a. auch Flughafenbetreiber und Fluggesellschaften.
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Maßnahmen gegen Vogelschlag
An den beiden Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel beispielsweise werden zusätzlich verschiedene Methoden eingesetzt, um Vogelschlag zu verhindern beziehungsweise zu minimieren. Dazu zählen u. a. mehrmals tägliche Kontrollfahrten sowie Vogelzählungen, aber auch der Einsatz von Schalldruckwellen erzeugenden Gaskanonen, die die Vögel „vergrämen, also wiederholt stören und verscheuchen“ sollen, sagt eine Sprecherin der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH. Auch werden verschiedene landschaftsgestalterische Maßnahmen eingesetzt, um Vögeln keinen Lebensraum zu bieten. So werde der Rasen beispielsweise bewusst nicht gemäht, damit Vögel nur schwer Mäuse finden können und offene Wasserflächen wie u. a. Entwässerungsgräben mit Netzen überspannt.
Von sämtlichen oben genannten Maßnahmen, Vögel von Flughäfen fernzuhalten, hält der Naturschutzbund Deutschland (NABU) landschaftsgestalterische Maßnahmen für am sinnvollsten. Ein gutes Beispiel im Hinblick auf Lebensraumgestaltung sei der Flughafen München, sagt Lars Lachmann, Leiter des Bereichs Ornithologie und Vogelschutz beim NABU-Bundesverband, auf Nachfrage von TRAVELBOOK. „Aufgrund der Langgrasbewirtschaftung ist der Flughafen als Jagdgebiet für große Vögel wie Greifvögel nicht attraktiv, da sie aus der Luft am Boden ihre Beute nicht sehen können.“
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Nabu hält Standort von Istanbuler Airport für ungeeignet
Nach Ansicht des Vogelschützers müssen Flughäfen Kollisionen mit großen Vögel vermeiden, dabei aber darauf achten, die Vogelwelt möglichst wenig zu stören. Insbesondere beim Bau neuer Flughäfen sollte daher zum Schutz der Vögel und zur Vermeidung von Vogelschlag vorab genau überlegt werden, wo man sie baue. Den Standort des neuen Istanbuler Großflughafens am Bosporus beispielsweise hält Lachmann in dieser Hinsicht für ungeeignet. „Der Flughafen liegt an der wichtigsten Vogelzugstrecke von Europa nach Asien und wird daher gravierende Probleme mit Vogelschlag bekommen“, ist Lachmann sich sicher. Proteste u. a. von Doğa Derneği (DD), einem Vogel- und Naturschutzverband in der Türkei, hätten im Hinblick auf die Standortwahl der türkischen Regierung nichts bewirken können.