
22. März 2025, 7:38 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Bhutan baut einen wunderschönen neuen Flughafen. Und der lädt nicht nur viele neue Reisende ein, das kleine Land zu besuchen. Er ist auch das Flagschiff einer ganz besonderen neuen Stadt.
Im Süden des buddhistischen Königreichs Bhutan, unweit der indischen Grenze, entsteht eine sogenannte Achtsamkeits-Stadt: Gelephu. Und diese bekommt einen ebenso besonderen, weil achtsamen Flughafen. Das Konzept dafür stellte das zuständige Architekturbüro Bjarke Ingels Group, kurz BIG, kürzlich vor
Übersicht
Wie funktioniert ein achtsamer Flughafen?
Flughäfen sind in der Regel keine sonderlich stressfreien Orte und schon gar nicht achtsam. Natürlich kann man sich dort besonders gut in Achtsamkeit üben, wird man von gestresst rennenden Reisenden angeraunzt oder angerempelt – aber ein achtsamer Ort? Nein, eher nicht. In Bhutan, das ohnehin bereits für seine Achtsamkeit und Naturverbundenheit bekannt ist, soll sich das nun ändern.
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Das Architekturbüro Bjarke Ingels Group, kurz BIG, schreibt auf seiner Homepage, das neue Tor zur Gelephu Achtsamkeits-Stadt solle Bhutans kulturelles Erbe mit modernen Innovationen verbinden und sei „konzipiert für achtsames Reisen und zukünftige Erweiterungen“. Schaut man sich die Bilder des Designs für den neuen Flughafen an, besteht der offensichtliche Achtsamkeitsansatz in erster Linie aus natürlichen Elementen wie Holz und Pflanzen, vereint mit kunstvollen Verzierungen und klaren Formen.

Auf der Seite des Projekts erklärt man darüber hinaus: „Konzipiert, um Achtsamkeit in die oftmals stressvollen Reiseerfahrungen einzubringen, wird der Flughafen in natürliches Licht getaucht, mit einem großen Eingang in dreifacher Höhe, großzügigen deckenhohen Fenstern und Oberlichtern.“ Hinzu kommen Indoor- und Outdoor-Lounges mit Ruheorten für Yoga, Gongbädern und Meditation. Laut BIG verkörpern diese Möglichkeiten, sich wieder neu zu zentrieren, „Bhutans Werte des Glücks und des psychischen Wohlbefindens“ (TRAVELBOOK berichtete).
So soll der neue Gelephu International Airport aussehen
Die Architektur des Flughafens entstehe als Gitterstruktur und bestehe aus modularen Massivholzrahmen, die für Flexibilität und Erweiterbarkeit sorgten, heißt es seitens BIG. Aus der Ferne sollen sie einer stilisierten Bergkette ähneln. Das Holz soll lokal und nachhaltig gefertigt und von einheimischen Künstlern mit bemalten Holzschnitzereien geschmückt werden. Diese seien mit drei Drachenarten verziert, die die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Bhutans repräsentierten. „Das Ergebnis ist traditionell und doch avantgardistisch, zukunftsweisend und verwurzelt“, heißt es seitens des Architekturbüros. Inspiriert seien diese vom „Kachen, einer hölzernen Säule aus der bhutanischen Architektur“.

„Ein Flughafen ist der erste und letzte Eindruck, den Sie von einem Ort bekommen, den Sie besuchen“, schreibt BIG-Gründer und -Kreativdirektor Bjarke Ingels. Das Architekturbüro habe versucht, in seinen Entwürfen die Natur und Kultur des Landes und der Achtsamkeits-Stadt zu verkörpern. Dazu dürften die Wälder des Hochlandes von der Ankunftshalle durch den Flughafen bis hin zur Landebahn fließen. „Tropische Bäume bieten Reisenden Schatten und der Waldhof beherbergt die Hauptfunktionen der Einwanderung, der Sicherheit und des Gepäcks“, heißt es weiter.

Eröffnung für 2029 geplant
Laut BIG ist die Eröffnung des 68.000 Quadratmeter großen Flughafens für 2029 geplant. Der dann zweite Internationale Flughafen Bhutans soll künftig 123 Flüge pro Tag bedienen können, heißt es auf der Projektseite. Bis 2040 soll der Gelephu International Airport 1,3 Millionen Fluggäste pro Jahr willkommen heißen. Diese Zahl soll bis 2065 auf 5,5 Millionen Passagiere anwachsen.

Der neue Großflughafen in Bhutan sei essenziell für den Erfolg der Gelephu Achtsamkeits-Stadt als Wirtschaftsstandort und „eine wichtige Lebensader für die nationale Sicherheit Bhutans, insbesondere als Binnenland“, wird der König Bhutans, Jigme Khesar Namgyel Wangchuck, und Auftraggeber des Gelephu International Airports von BIG zitiert.

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Gelephu in Bhutan, die Achtsamkeits-Stadt
Der König Bhutans war es auch, der das ganze Projekt ins Leben rief. Seine Vision von einer Achtsamkeit-Stadt skizzierte er den Bewohnern Bhutans bereits in einer Rede im Jahr 2023. Mehr als 1000 Quadratkilometer soll die Stadt im Süden des Landes und an der indisch-bhutanischen Grenze groß sein und elf Stadtteile umfassen. Ihren Standort und die Anbindung an Süd- und Südostasien soll sie dazu nutzen, um „den Grundstein für das künftige Wachstum des Landes zu legen und durch Investitionen in grüne Technologien, Bildung und Infrastruktur wirtschaftliche Chancen für seine Bürger zu schaffen“, heißt es bei BIG.
Neben dem neuen internationalen Flughafen gehören auch Schienensysteme, ein Staudamm für Wasserkraftwerke und öffentliche Plätze zum Masterplan der Achtsamkeits-Stadt, ebenso wie ein Gesundheitszentrum, ein spirituelles Zentrum, eine Universität, ein Hydrokultur- und Aquaponik-Gewächshaus, ein Kulturzentrum und ein Markt. Als Baumaterialien für die Stadt werden auch hier lokale Materialien wie Holz, Stein und Bambus verwendet. Die Häuser selbst sollen nicht höher als sechs Stockwerke hoch sein.
Die Stadt selbst basiert auf den neun Bereichen des bhutanischen Index des Bruttonationalglücks (Gross National Happiness Index, GNH): psychologisches Wohlbefinden, Gesundheit, Bildung, Lebensstandard, Zeitnutzung, ökologische Vielfalt und Widerstandsfähigkeit, gute Regierungsführung, kulturelle Vielfalt und Widerstandsfähigkeit sowie Vitalität der Gemeinschaft.