8. November 2021, 10:49 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Flughafen Berlin Brandenburg (BER) muss sich die Titulierung „Pannenflughafen“ wohl noch länger gefallen lassen. Denn auch ein Jahr nach der neun Jahre verspäteten Eröffnung wollen dort Pleiten, Pech und Pannen nicht abreißen. Betroffen war auch TRAVELBOOK-Redakteurin Gudrun Brandenburg, als sie dieser Tage von der griechischen Insel Kreta zurück nach Berlin flog. Doch die gebürtige Berlinerin hat auch ein Herz für den gebeutelten Hauptstadtflughafen. Ein Kommentar.
Erst in den Herbstferien vor wenigen Wochen hat der Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg (BER) seiner Titulierung als „Pannenflughafen“ wieder alle Ehre gemacht. Etliche Urlauber verpassten ihre Flüge aufgrund von Personalmangel und Pandemie-bedingt aufwendigeren Check-ins. Während sie durch die riesigen Panoramafenster beobachten konnten, wie sich ihre Flieger in die Lüfte erhoben, hatten sie wegen der endlos langen Warteschlangen bei den Sicherheitskontrollen das Nachsehen – und blieben am Boden.
Glücklicherweise ist uns das bei unserem Flug nach Kreta vor knapp zwei Wochen nicht passiert. Wohl aber nur deshalb nicht, weil wir sicherheitshalber gut drei Stunden vor Abflug (um 4.30 Uhr früh!) am BER waren und aufgrund unseres teureren Flugtarifs sowohl beim Check-in als auch bei den Sicherheitskontrollen die sogenannte Fast Lane nutzen durften.
Warten aufs Bodenpersonal
Ganz anders sah es allerdings am Mittwoch vergangener Woche bei unserem Rückflug aus. Nachdem unser Flieger aus Kreta am BER zum Stillstand gekommen war, die Motoren längst verstummt waren und die Türen eigentlich hätten geöffnet werden müssen – tat sich lange nichts. Nach 15 Minuten teilte man uns schließlich den Grund mit: „Liebe Fluggäste, wir sind offenbar überraschend gelandet und warten auf das Bodenpersonal, das hoffentlich bald – auf wundersame Weise – gelaufen kommt, um die Fluggastbrücke an die Maschine zu fahren“, hieß es mit leicht ironischem Unterton aus dem Cockpit. Dass es am BER derzeit Personalprobleme gebe, sei ja weitgehend bekannt, plauderte der 1. Offizier weiter.
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Warten aufs Gepäck
Nach gut 20 Minuten Warten war es dann so weit. Die Brücke kam, die Türen gingen auf und wir durften die Maschine endlich verlassen. Doch bei der Gepäckausgabe war wieder jede Menge Geduld gefragt. Als nach einer Stunde immer noch „Bitte warten“ auf dem Display über dem Förderband stand, fragten wir an einem der Service-Schalter nach. Die Antwort: „Wir wissen nicht, wann das Gepäck kommt. Wir sind mit nur 44 Prozent Personal deutlich unterbesetzt.“ Nach einer Stunde und 15 Minuten hatte das lange Warten dann ein Ende. Offenbar hatte sich – auf wundersame Weise – doch noch Bodenpersonal gefunden, um unser Aufgabegepäck aufs Band zu befördern.
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Trotz aller Pannen: „BER, ich habe dich trotzdem lieb!“
Trotz aller Pannen – angefangenen bei der erst neun Jahre später als ursprünglich geplanten Eröffnung des BER bis hin zu den seit geraumer Zeit defekten Laufbändern und dem nunmehr durch Keime verunreinigten Trinkwasser – ich habe den neuen Hauptstadtflughafen trotzdem lieb. Warum? Weil ich mich als gebürtige Berlinerin lange danach gesehnt habe, endlich nicht mehr von Provinz-Flughäfen im fahl-grauen Container-Schick (Berlin-Tegel und Berlin-Schönefeld) abfliegen zu müssen, sondern von einem Flughafen, der diese Bezeichnung auch verdient.
Denn eins muss man dem BER trotz aller Unzulänglichkeiten lassen: Mit seinen großen Panoramafenstern (leider mörderisch für Vögel) und holzvertäfelten Wänden sieht der Flughafen nicht nur schick aus, sondern bietet mit einer – wenn auch überschaubaren – Anzahl an Geschäften und gastronomischen Einrichtungen ein für Berliner Verhältnisse bisher nie da gewesenes Angebot.
Bleibt nur zu hoffen, dass der BER nicht pleite geht und auf wundersame Weise alle Pannen dort irgendwann behoben werden. Dann haben den Hauptstadtflughafen vielleicht auch noch andere lieb.