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3. Februar 2025, 17:03 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
In Polen entsteht ein neuer Mega-Flughafen, entworfen von einem Star-Architekten. Zunächst wurde die Eröffnung 2028 angepeilt, mittlerweile hat sich der Termin verschoben. Auch hinsichtlich des Standorts und der Passagierzahlen gibt es Neuerungen. TRAVELBOOK zeigt, was aktuell über das Projekt bekannt ist.
Bei Polens Mega-Flughafen-Projekt, dem „CPK”, scheint einiges zu haken. Ursprünglich auf 2028 angesetzt, wurde der Eröffnungstermin für den Centralny Port Komunikacyjny (zu Deutsch etwa „Zentraler Kommunikationshafen“) mittlerweile auf 2032 verschoben. Grund sind offenbar Mängel, zu hoch gesteckte Visionen und politisches Kalkül.
Übersicht
Änderungen beim Flughafen CPK nach Regierungswechsel in Polen
Der neue Riesenflughafen rund 37 Kilometer westlich von Warschau war ein Prestigeprojekt der ehemaligen Regierungspartei Polens, der rechtsnationalen PiS. Nach ihrem Amtsantritt im Dezember 2023 nahm sich die Regierung rund um Donald Tusk, dem neuen Ministerpräsidenten des Landes, auch die Pläne für den CPK vor. Wie „Aerotelegraph“ berichtet, hatten nach dem Regierungswechsel viele mit dem Aus des Flughafens gerechnet. Die neue Regierung hielt jedoch an dem Flughafen fest – jedoch mit etlichen Anpassungen.
„Die Art und Weise, wie die Vorgängerregierung das Projekt umzusetzen versuchte, war mit einer Reihe von Schwierigkeiten behaftet“, zitiert „Aerotelegraph“ die polnische Regierung im Juni 2024. Demnach hätte die Vorgängerregierung „mit unrealistischen Annahmen gearbeitet“. In der Folge will die neue Regierung das Konzept anpassen und auf die Bedürfnisse des Landes abstimmen. In dem Text heißt es weiter: „Die Mängel des alten Projektes hätten zu Verzögerungen, ineffizienten Ausgaben und Schädigung der Bevölkerung durch Enteignungen geführt.“ Das Luftfahrt-Magazin zitiert Tusk mit den Worten: „Wenn man sich den Umfang der Ausgaben für Propaganda und die erzielten Effekte ansieht, dann sieht man mit bloßem Auge, das bei diesem Projekt etwas im Argen lag.“
Dennoch scheint auch Tusk Visionen für Polens neuen Flughafen zu haben. Er verspreche, dass „der neue Flughafen der modernste Flughafen in Europa“ sein werde, schreibt das Magazin. Der CPK werden sowohl an die Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecke Łódź – Warschau angeschlossen als auch an die Autobahn.
Andere Ziele und weniger Passagiere
Auf den ersten Blick wirkt das Mega-Projekt dennoch schlanker und die Töne leiser. Hieß es im Juni 2023 noch auf der Flughafenseite, der Centralny Port Komunikacyjny sollte ein „intermodaler Verkehrsknotenpunkt“ werden, ein „Umschlagknotenpunkt zwischen Warschau und Łódź“, der den Luft-, Schienen- und Straßenverkehr integrieren werde, scheinen die Ziele auf der aktualisierten Seite weitaus pragmatischer: Das Ziel ist nun „die Schaffung eines modernen, integrierten nationalen Verkehrssystems“. Dazu sollen die „notwendigen Flughafenkapazitäten für Polen“ sichergestellt werden sowie auf lange Sicht mit dem besonderen Schwerpunkt auf die Region Masowien. Außerdem soll das Luftverkehrsnetz ausgebaut und die Marktposition des nationalen Carriers PLL LOT gestärkt werden.
Änderungen fallen besonders bei den angegebenen Passagierzahlen auf: In einer älteren Version dieses Artikels aus dem Juni 2023 zitierte TRAVELBOOK die Flughafenbetreiber noch mit einer geplanten Kapazität von 40 Millionen Passagieren in der ersten Phase nach der Fertigstellung. Diese sollte bis 2060 auf bis zu 65 Millionen Fluggäste anwachsen, mit einer zunächst angedachten Erweiterung um weitere 35 Millionen Passagiere. Diese Zahlen zeigen sich mittlerweile stark reduziert. So formulierte CPK das Ziel Anfang dieses Jahres weit vorsichtiger: „… wird der CPK-Flughafen bereits in der ersten Ausbaustufe über eine Kapazität von rund 34 Millionen Passagieren pro Jahr verfügen – mit der Möglichkeit einer weiteren Erweiterung.“ An anderer Stelle heißt es: „Das Terminalkonzept ermöglicht langfristig eine flexible Erweiterung entsprechend den aktuellen Bedürfnissen und den Prognosen zur Marktentwicklung.“
Ein veränderter Standort und 30 Milliarden Euro Baukosten
Neuerungen gab es offenbar auch hinsichtlich des Standorts des Flughafens. War im Juni 2023 nur von der Gemeinde Baranów die Rede, heißt es in einer aktuellen Mitteilung zur Standortentscheidung: „Der CPK-Flughafen wird zusammen mit dem Kommunikationssystem auf seiner Westseite in der Woiwodschaft Masowien auf dem Gebiet der drei Gemeinden Baranów, Teresin und Wiskitki gebaut.“
Um den Plan für den neuen Flughafen umzusetzen, werden 2.585 Hektar Land benötigt. Der neue Flughafen entsteht auf einem Gelände, auf dem zu einem offenbar großen Teil Wohnhäuser stehen. Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 1.188 Hektar habe CPK bereits gekauft, heißt es in der Mitteilung. Etliche weitere Grundstückseigentümer haben bereits eingewilligt oder stehen noch in Verhandlungen.
Zwar betont CPK, dass mehr als 90 Prozent der Personen sich beim PDN, dem Voluntary Acquisition Programme, gemeldet hätten. Die Besitzer verkaufen ihre Grundstücke und Häuser jedoch offenbar nur teilweise freiwillig. Wer nicht verkaufen wollte, wurde laut eines Artikels aus dem Jahr 2023 bei „Business Insider“ enteignet und bekam eine Entschädigungszahlung. CPK schrieb in einer weiteren Mitteilung: „Im gesamten Jahr (Anm. d. Red.: 2024) wurde keine einzige Person zum Zwecke der CPK-Investitionen enteignet.“ Im Artikel von „Aerotelegraph“ heißt es dazu: Dank Änderungen habe man „die Anzahl der nötigen Enteignungen reduzieren können, erklärte die neue Regierung.“
Neben dem konkreten Standort stehen nun offenbar auch die voraussichtlichen Kosten fest: Die Regierung verabschiedete laut CPK im Dezember 2024 eine Kostengarantie über mehr als 131 Milliarden Złoty für den Flughafen – umgerechnet fast 31 Milliarden Euro.
Der aktuelle Plan sieht vor, dass 2026 die Baugenehmigung für den Flughafen erteilt wird. Als erstes fertiggestellt wird laut Plan der unterirdische Bahnhof im Jahr 2029. Der Flughafen selbst folgt ein Jahr später, heißt es bei „Aerotelegraph“. Das Magazin zitiert Tusk mit den Worten: „Wir gehen davon aus, dass die ersten Flugzeuge im Jahr 2032 abheben werden“. Auf der Flughafenseite sind die Planungen zur Fertigstellung ein wenig anders. Dort heißt es: „Der überarbeitete Zeitplan sieht die Fertigstellung des neuen Flughafens im Jahr 2031 und seine Inbetriebnahme im Jahr 2032 (nach den erforderlichen Abnahmetests) vor.“
Alte Pläne, neue Realitäten
Der ursprüngliche Plan sah einen Umsteigeflughafen mit einem das ganze Jahr über täglich laufenden Betrieb vor. Geplant waren vorerst „zwei parallele Start- und Landebahnen (…), die einen unabhängigen Betrieb ermöglichen“, wie die Betreiber damals schrieben. Auf denen sollten pro Stunde 90 bis 100 Starts und Landungen stattfinden können. Die zunächst geplante Jahreskapazität lag damals bei 400.000 bis 450.000 Flügen. Eine Erweiterung auf drei Landebahnen mit „mindestens 150 Luftbewegungen pro Stunde“ und etwa 600.000 bis 700.000 Flügen pro Jahr“ war in Planung.
Das Flughafen-Terminal sollte eng mit dem Bahnhof und Busterminal verbunden sein, um einen leichten Umstieg von einem aufs andere Verkehrsmittel zu ermöglichen. Die Betreiber des CPK planten einen „kollisionsfreien Eisenbahnverkehr in alle Richtungen“. Das sollte mittels „maximal 40 Zugpaaren auf Fernspeichenstrecken und maximal zwölf Zugpaaren im Ballungsraum (höchstens stündlich 52 Zugpaaren)“ geschehen. Mindestens 14 Bahnsteigkanten und sieben Bahnsteige für Fernzüge mit 400 Metern Länge waren geplant. Außerdem mindestens zwei Bahnsteigkanten und ein Bahnsteig für Agglomerations-Züge aus dem Ballungsgebiet Warschau-Łódź. Der Transfer zwischen Bahnhof und Flughafen sollte täglich für bis zu 150.000 Fahrgäste sichergestellt werden. Bei den Fernzügen war eine Kapazität von bis zu 100.000 Fahrgästen geplant.
Aktuell finden sich nicht allzu viele Details auf der Seite zum Flughafen. Das „zentrale Element des multimodalen CPK-Hubs“ werde das Atrium sein, heißt es dort. In dem sollen der Umsteigebereich für die Flughafenpassagiere, die U-Bahn-Station und der Busbahnhof unterkommen. Das Atrium sei auch von außen, etwa für Besucher oder Angehörige, zugänglich. Geplant sei außerdem eine sogenannte „Airport City“ mit Hotels, Büros und Gewerbe. Weitere Details verrät die Seite an der Stelle nicht. Sie verweist aber auf die Architekten, auf deren Website jedoch aktuell nur die Nachricht zum ursprünglichen Entwurf aus 2022 zu finden ist. Gestalten sollte Polens größtes infrastrukturelles Projekt ursprünglich Großbritanniens Star-Architekt Sir Norman Foster. Das Architekturbüro Foster + Partners plante unter anderem den Flughafen Stansted. Nun heißt es in einer Mitteilung aus Januar 2025: „Der Entwurf wurde von einem Konsortium aus Foster + Partners, Buro Happold und 30 weiteren Designfirmen erstellt.“
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So soll Polens CPK-Flughafen nach den alten Plänen aussehen
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Die Architektengruppe von Foster + Partners bezeichnete den neuen Großflughafen CPK damals „als symbolisches Tor nach Polen“. Außerdem schrieben sie von einem „Verkehrsknotenpunkt des 21. Jahrhunderts, der Luft, Schiene und Straße vereint, gleichzeitig die nationale Identität des Landes widerspiegelt und ein außergewöhnliches Passagiererlebnis bietet“. In ihrer Vision findet der CPK „ein Gleichgewicht zwischen betrieblicher Effizienz, Umweltverantwortung und symbolischem Ausdruck.“ Grant Brooker, Head of Studio bei Foster + Partners, sprach von einer „gewebten architektonischen Form“, die „als kraftvoller symbolischer Hinweis auf das reiche kulturelle Erbe Polens und die vereinte Stärke seines Volkes dienen“ kann.
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Foster + Partners schrieben in der Mitteilung, dass es am CPK einen begrünten „landseitigen Umsteigeplatz“ mit natürlichem Licht geben soll. Einen zentralen Platz, von dem aus die Passagiere Zugang zu Flügen, Bussen und Bahnen haben sollen. Der Platz sollte „die Umstellung auf effizientere und nachhaltigere Fortbewegungsmittel unterstützen“ und „zukünftige neue Technologien“ unterbringen. Eine Idee für das Dach war ein „einfaches, durchgehendes Gewölbedach, das die Passagiere intuitiv vom Platz zum Flugzeug leitet“. Die Architekten planten außerdem „visuelle Verbindungen zur umgebenden Landschaft“, die „ein starkes Ortsgefühl“ schaffen sollten.