19. Juni 2023, 17:23 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
In Polen entsteht ein neuer Mega-Flughafen, entworfen von einem Star-Architekten. Was bisher über das Projekt bekannt ist. TRAVELBOOK hat die Infos.
Centralny Port Komunikacyjny heißt der neue Riesen-Flughafen, der aktuell in Polen entsteht, kurz „CPK“. Das heißt auf Deutsch ungefähr „Zentraler Kommunikationshafen“. Und es meint mehr als einen einfachen Flughafen. Der CPK soll ein „Umschlagknotenpunkt zwischen Warschau und Łódź“ werden, „der den Luft-, Schienen- und Straßenverkehr integrieren wird“, heißt es auf der Internetseite des Flughafens. Und der soll bereits zur Jahreswende 2027/ 2028 eröffnen. Zunächst mit einer Kapazität für 40 Millionen, später 65 Millionen Fluggäste. Geplant wird Polens größtes infrastrukturelles Projekt übrigens von Großbritanniens Star-Architekt Sir Norman Foster. Das Architekturbüro Foster + Partner plante unter anderem den Flughafen Stansted.
CPK soll „intermodaler Verkehrsknotenpunkt“ werden
Auf einer Fläche von 3.000 Hektar, 37 Kilometer westlich von Warschaus Zentrum in der Gemeinde Baranów, entsteht Polens neuer CPK-Flughafen. Geplant ist ein „intermodaler Verkehrsknotenpunkt“, wie die Betreiber schreiben. Dazu gehört ein Umsteigeflughafen mit einem das ganze Jahr über täglich laufenden Betrieb. Geplant sind vorerst „zwei parallele Start- und Landebahnen (…), die einen unabhängigen Betrieb ermöglichen“. Auf denen sollen pro Stunde 90 bis 100 „Luftbewegungen“ stattfinden können, also Starts und Landungen. Die geplante Jahreskapazität liegt zunächst bei 400 bis 450.000 Flügen. Eine Erweiterung auf drei Landebahnen mit „mindestens 150 Luftbewegungen pro Stunde“ und etwa 600 bis 700.000 Flügen pro Jahr“ ist in Planung.
In der ersten Phase sollen 40 Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt werden können, „mit der Möglichkeit einer schnellen Erweiterung auf eine Kapazität von 50 Millionen Passagieren pro Jahr“, heißt es seitens CPK. Bis 2060 sollen rund 65 Millionen Passagiere pro Jahr vom CPK abfliegen und dort ankommen können. Eine Erweiterung um weitere 35 Millionen Passagiere ist angedacht. Die Erweiterungen sind laut dem Betrieb „abhängig vom Bedarf an Infrastruktur“.
Der Flughafen-Terminal soll eng mit dem Bahnhof und Busterminal verbunden sein, um einen leichten Umstieg von einem aufs andere Verkehrsmittel zu ermöglichen. Die Betreiber des CPK planen einen „kollisionsfreien Eisenbahnverkehr in alle Richtungen“. Das soll mittels „maximal 40 Zugpaaren auf Fernspeichenstrecken und maximal 12 Zugpaaren im Ballungsraum (höchstens stündlich 52 Zugpaaren)“ geschehen. Mindestens 14 Bahnsteigkanten und sieben Bahnsteige für Fernzüge mit 400 Metern Länge sind geplant, außerdem mindestens zwei Bahnsteigkanten und ein Bahnsteig für Agglomerations-Züge aus dem Ballungsgebiet Warschau-Łódź. Der Transfer zwischen Bahnhof und Flughafen soll täglich für bis zu 150.000 Fahrgäste sichergestellt werden. Bei den Fernzügen ist eine Kapazität von bis zu 100.000 Fahrgästen geplant.
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So soll Polens CPK-Flughafen aussehen
Die Architektengruppe von Foster + Partners bezeichnet den neuen Großflughafen CPK als „als symbolisches Tor nach Polen“ und einen „Verkehrsknotenpunkt des 21. Jahrhunderts, der Luft, Schiene und Straße vereint, gleichzeitig die nationale Identität des Landes widerspiegelt und ein außergewöhnliches Passagiererlebnis bietet“. In ihrer Vision findet der CPK „ein Gleichgewicht zwischen betrieblicher Effizienz, Umweltverantwortung und symbolischem Ausdruck.“ Grant Brooker, Head of Studio bei Foster + Partners, spricht von einer „gewebten architektonischen Form“, die „als kraftvoller symbolischer Hinweis auf das reiche kulturelle Erbe Polens und die vereinte Stärke seines Volkes dienen“ kann.
Foster + Partners schreiben in einer Mitteilung, dass es am CPK einen begrünten „landseitigen Umsteigeplatz“ mit natürlichem Licht geben soll, ein zentraler Platz, von dem aus die Passagiere Zugang zu Flügen, Bussen und Bahnen haben sollen. Der Platz soll „die Umstellung auf effizientere und nachhaltigere Fortbewegungsmittel unterstützen“ und „zukünftige neue Technologien“ unterbringen. Eine Idee für das Dach ist ein „einfaches, durchgehendes Gewölbedach, das die Passagiere intuitiv vom Platz zum Flugzeug leitet“. Geplant sind außerdem „visuelle Verbindungen zur umgebenden Landschaft“, mit denen „ein starkes Ortsgefühl“ geschaffen werden soll. Glaubt man den Bildern, soll hier viel mit natürlichen Materialien wie Holz gearbeitet werden.
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Zweithöchster Kontrollturm Europas geplant
Ein wichtiges Detail des neuen Flughafens ist jedoch noch offen: wer den Kontrollturm wie gestaltet. Klar ist, dass der CPK-Kontrollturm der höchste in ganz Polen werden soll. Klar ist auch, dass die maximale Höhe des Gebäudes 105 Meter betragen wird. Übrigens: In Europa ist nur der Kontrollturm des Flughafens Wien-Schwechat höher, der misst 109 Meter. Bis zum 6. Juni können sich neun Unternehmen und vier Planungskonsortien für Entwurf und Planung des Kontrollturms bewerben, die bereits seit dem letzten Jahr vertraglich mit dem neuen Flughafen verbunden sind. Rahmenverträge für Nebengebäude auf dem Flughafengelände bestehen mit diesen bereits seit dem letzten Jahr. Wer den Zuschlag bekommt, muss sich schließlich mit Foster + Partner abstimmen. Der neue Kontrollturm soll zur Architektur des Terminals passen, erste Entwürfe soll es Anfang 2024 geben.
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Flughafen entsteht auf ehemaligem Wohngebiet
Die Arbeiten an dem neuen Flughafen in Polen haben laut den Betreibern bereits begonnen. Noch nicht mit den ersten, vorbereitenden Bauarbeiten, wie Erdarbeiten, der Fundamentlegung des zukünftigen Terminals und dem Bau des Eisenbahntunnels – auch hier läuft die Bewerbungsfrist noch bis Mitte Juni. Begonnen haben aber vor einigen Wochen bereits die ersten Abrissarbeiten, wie es in einer Mitteilung der Betreiber vom 10. Mai 2023 heißt. Der neue Flughafen entsteht auf einem Gelände, auf dem zum Teil Wohnhäuser stehen. Die Besitzer verkauften sie teilweise freiwillig. Wer nicht verkaufen will, wird laut „Business Insider“ enteignet und bekommt eine Entschädigungszahlung.