10. September 2017, 7:46 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Sobald in Gibraltar Flugzeuge starten und landen, herrscht zunächst für den übrigen Verkehr rund um den Airport Stillstand – denn die einzige Straße ins Überseegebiet verläuft tatsächlich nur über die Piste. TRAVELBOOK über die einmalige Kreuzung und was an Gibraltar noch so absurd ist.
Vieles an Gibraltar erscheint auf den ersten Blick aberwitzig: Gerade mal 6,5 Quadratkilometer groß, entspricht das britische Staatsgebiet südlich von Spanien den Ausmaßen der kleinsten Ostfriesischen Insel Baltrum – und doch stellt es seit 2013 eine eigene von der UEFA anerkannte Fußballnationalmannschaft. Und sogar auf ein eigenes den internationalen Standards entsprechendes Fußballstadion müssen die rund 30.000 Einwohner verzichten – Heimspiele werden im portugiesischen Faro an der Algarve-Küste ausgetragen.
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Kein Platz für ein eigenes Stadion
Für ein geeignetes Stadion gäbe es aber auch kaum Platz auf der knapp bemessenen Landesfläche, denn davon nimmt der 426 Meter hohe Felsen von Gibraltar – das auffälligste Merkmal und größte Touristenattraktion des Landes – einen Anteil von 40 Prozent in Anspruch. Und genau hier trifft man auch auf die nächste Kuriosität des Überseegebiets, denn dort leben rund 250 Berberaffen – die einzigen in freier Wildbahn lebenden Primaten in ganz Europa. Kein Wunder also, dass Gibraltar manchmal scherzhaft als „Affenfelsen“ betitelt wird.
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Es gilt: Luft- vor Bodenverkehr
Wer einmal in diesem beispiellosen Überseegebiet zu Besuch war, dürfte auch bei der Einreise nicht schlecht gestaunt haben. Denn entweder steht einem die Landung auf einer nicht mal 2000 Meter langen – und auf beiden Seiten vom Mittelmeer begrenzten – Flugpiste bevor, oder aber eine Fahrt darüber hinweg. So oder so: Man muss die Landebahn passieren.
Da kann es schon mal vorkommen, dass man unmittelbar hinter der Grenze zu Spanien auf der vierspurigen Winston Churchill Avenue im Stau steht. Denn hier gilt: Luft- vor Bodenverkehr. Ähnlich einem Bahnübergang müssen Passanten und Autos mehrmals am Tag etwa zehn Minuten vor einer Schranke warten, sobald Flugzeuge landen oder starten. Eine derartige Verkehrsregelung ist auf der ganzen Welt einzigartig.
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Rund 550.000 Passagiere in 2016
Dabei frequentieren täglich etwa vier bis acht Passagierflugzeuge den Airport. Einzige Destinationen sind Großbritannien, unter anderem London und Manchester, und Tanger in Marokko. Hinzukommen Flugzeuge für den Gütertransport und Privatmaschinen. Rund 550.000 Fluggäste waren 2016 auf der Durchreise am Airport von Gibraltar. Zum Vergleich: Am größten Flughafen der Welt, dem Hartsfield–Jackson Atlanta International Airport in den USA, waren es 2016 rund 104 Millionen Passagiere.
Um den Verkehr zukünftig besser regeln zu können, existieren seit 2007 Pläne der Regierung für einen vierspurigen Tunnel, der unter der Landebahn hindurch verlaufen soll. Die Idee scheint vor allem sinnvoll für Einheimische, die die Grenze mehrmals am Tag überqueren oder es eilig haben, in die gerade mal 460 Meter entfernte Stadt zu kommen.
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Bauarbeiten an Unterführung
Dabei sind allerdings weder Passanten noch Autos zur Nutzung verpflichtet – die aberwitzige Kreuzung soll weiterhin bestehen bleiben, wie unter anderem die britische Zeitung „Daily Mail“ berichtet. Ursprünglich sollte die Unterführung bereits vor sechs Jahren eröffnet werden. Doch es wird immer noch gebaut…