22. August 2016, 11:56 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer auf den Mount Everest in Nepal will, muss auf dem Tenzing-Hillary Airport landen – und erlebt hier sein erstes Abenteuer mit Nervenkitzel-Garantie. Das Rollfeld liegt mitten in einer Wohnsiedlung, ist nur wenige Hundert Meter lang, und dahinter geht’s steil in die Tiefe. Willkommen auf dem wohl krassesten Flughafen der Welt!
Ein kleines Flugzeug rast die Startbahn hinunter, links und rechts von ihm Häuser, keine zehn Meter weit entfernt. Wenn die Maschine das Ende der Startbahn erreicht hat, muss sie definitiv abgehoben haben – denn dahinter geht es 600 Meter steil in die Tiefe. Allein beim Anblick dieses waghalsigen Manövers stellt sich ein mulmiges Gefühl ein. Wie muss es sich erst anfühlen, wenn man selbst in einem der Flugzeuge sitzt, die auf der schmalen Piste starten oder landen?
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Fakt ist: Wer den Mount Everest in Nepal besteigen will, kommt um einen Flug zum Tenzing-Hillary Airport in Lukla nicht herum. Es sei denn, er nimmt einen einwöchigen, beschwerlichen Fußmarsch von Jiri aus in Kauf, dem letzten Bergdorf, das noch mit dem Auto erreicht werden kann. Weil die meisten ihre Kräfte aber lieber für den Aufstieg auf den höchsten Berg der Welt sparen und sich den ungleich teureren Hubschrauberflug nicht leisten können, landen sie am Ende doch fast alle auf dem winzigen Flughafen in 2846 Metern Höhe.
Die Piste ist nur 527 Meter lang, weshalb hier ausschließlich spezielle STOL-Flugzeuge verkehren dürfen, also Maschinen mit der Fähigkeit, auf sehr kurzen Strecken starten und landen zu können. Doch damit nicht genug: Die Steigung der kurzen Landebahn beträgt rund 12 Prozent, was bedeutet, dass sie nur bergwärts angeflogen werden kann. Noch abenteuerlicher als heute schon ging es vor 2001 zu, als der Tenzing-Hillary Airport noch keine asphaltierte Piste hatte und die Maschinen auf Schotter landen mussten.
Ein Passagier hat die Landung auf dem nepalesischen Flughafen gefilmt:
Weil der Flughafen eine wichtige Station auf dem Weg von Kathmandu zum Mount Everest ist, ist der Andrang in der Hochsaison im Mai und Oktober entsprechend hoch. 50 Flüge werden in dieser Zeit jeden Tag auf dem Tenzing-Hillary Airport abgefertigt, was ihn zum geschäftigsten Flughafen Nepals macht. Obwohl es nur eine gemeinsame Start- und Landebahn gibt, erfolgen Starts und Landungen mitunter im Abstand von wenigen Minuten – wobei das startende Flugzeug zunächst auf einer tieferen Flughöhe bleibt und so dem landenden Flugzeug mit etwas Höhenabstand in Gegenrichtung begegnet. Ist die Sicht aufgrund der Wetterbedingungen zu schlecht, müssen die Piloten mitunter auf dem 23 Kilometer südwestlich gelegenen Flughafen Phaplu zwischenlanden.
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Bei derart gefährlichen Bedingungen, wie sie am Tenzing-Hillary Airport herrschen, bleiben Unfälle nicht aus. Seit der Eröffnung des Flughafens im Jahr 1964 wurden mehrere Maschinen bei Start- oder Landeanflügen beschädigt oder vollständig zerstört, zum Teil gab es dabei Tote und Verletzte. Das schwerste Unglück ereignete sich am 8. Oktober 2008, als eine Yeti-Airlines-Maschine mit 19 Menschen an Bord beim Landeanflug zu tief flog und gegen die Bergflanke unter der Piste prallte. 18 Passagiere starben, darunter zwölf Deutsche. Einzig der Pilot überlebte den Absturz. Seit dem Unglück, das aufgrund von schlechter Sicht passierte, ist man vorsichtiger geworden und der Tenzing-Hillary Airport wird häufiger gesperrt.