29. September 2020, 15:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das Flugzeug startet und schon gibt es ein unangenehmes Gefühl in den Ohren. Auch bei der Landung kennen viele Reisende diesen „Druck auf den Ohren“. Aber was passiert da eigentlich genau? Und wie hoch ist der Luftdruck in der Kabine eigentlich im Normalfall? TRAVELBOOK hat die Antworten.
Fast jeder kennt es: Bei Start und Landung entsteht ein unangenehmer Druck auf den Ohren, bei manchen schmerzt es regelrecht. Hervorgerufen wird das Phänomen durch den unterschiedlichen Luftdruck, der in der Kabine im Vergleich zu draußen herrscht.
In einem Flugzeug wird der Luftdruck künstlich erzeugt. Das ist auch nötig, damit Fluggäste und Crew die Reise in rund zehn Kilometern Höhe überleben. Denn so weit oben ist der Druck niedrig, die Luft kalt und dünn. Doch wie hoch ist der Druck in einem Flugzeug eigentlich?
Druck im Flugzeug deutlich höher
Die überraschende Antwort: Der Druck entspricht in der Kabine nicht etwa den Verhältnissen im Flachland, sondern eher denen auf der Zugspitze. Im Flieger wird standardmäßig ein Druck erzeugt, wie er 2500 Meter über dem Meer herrscht, erklärt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Die Druckkabine ist bei Flügen permanent Außendruck ausgesetzt, der vom Boden bis hinauf zur Reiseflughöhe beständig abnimmt. Sie bewegt sich dadurch. Um diese mechanischen Belastungen auszugleichen, wird in ihr der Standarddruck erzeugt und gehalten. Er sorgt damit laut DLR unter anderem dafür, dass die Kabine während des Fluges nicht zerbricht.
Warum tun im Flugzeug die Ohren weh?
Mit zunehmender Höhe sinkt der Luftdruck in der Atmosphäre. Während das Flugzeug steigt, sinkt also der Umgebungsdruck. Im Mittelohr bleibt der Druck jedoch immer gleich, weil es durch das Trommelfell luftdicht zum äußeren Gehörgang abgeschlossen ist. Es entsteht also ein Überdruck im Mittelohr, in dessen Folge sich das Trommelfell nach außen wölbt und nicht mehr frei schwingen kann. Passagiere empfinden dies als unangenehmen Druck oder Schmerzen im Ohr, manche hören auch schlechter.
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Lage des Flughafens entscheidend
Der Standarddruck sorgt für ein interessantes Phänomen: Wie sehr Passagiere der Druckausgleich beim Landeanflug belastet und etwa für Ohrenschmerzen sorgt, hängt von der Lage des Flughafens ab. Je tiefer dieser liegt, umso heftiger können die Probleme sein. Der Grund: Bis zur Landung muss der Kabinendruck dem Außendruck angeglichen werden.
Entsprechend wird zum Beispiel beim Anflug auf den Flughafen Berlin-Tegel, der rund 40 Meter über Meereshöhe liegt, wesentlich mehr Druck in der Kabine erzeugt als beim Anflug auf den Flughafen in Mexiko-Stadt, der rund 2200 Meter über Meereshöhe ist. Dort ist die Kompression kaum zu spüren, weil zwischen Kabinen- und Außendruck nur wenig Unterschied ausgeglichen werden muss.
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Passagiere, deren Ohr sich „verschlossen“ hat, sollten Gähnen oder Schlucken. Wie das Medizin-Portal „gesundheit.de“ erklärt, findet der Druckausgleich über die sogenannte Eustachische Röhre statt, auch Ohrtrompete genannt. „Diese teils knöcherne, teils knorpelige Röhre verbindet das Mittelohr mit dem Nasenrachenraum und ist normalerweise geschlossen, um das Ohr vor möglichen Infektionen aus den oberen Atemwegen zu schützen“, heißt es auf der Webseite. Beim Schlucken oder Gähnen öffne sie sich und es könne Luft aus dem Mittelohr entweichen, wodurch der Druckunterschied zur Umgebung ausgeglichen werde und das Druckgefühl auf den Ohren verschwinde.
Bei Babys kann es helfen, sie an die Brust anzulegen, um sie zum Saugen und Schlucken zu bewegen. Kleinkindern kann man etwas zu essen geben, wenn sie unter Ohrendruck leiden.