29. Oktober 2019, 17:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Haben Sie sich auch schon mal gefragt, warum besonders bei Billigfliegern einige Sitzreihen im Flugzeug so oft kategorisch leer bleiben? TRAVELBOOK hat sich das Phänomen von Experten erklären lassen – und überraschende Antworten erhalten.
29Sicher haben Sie das auch schon einmal erlebt: Sie buchen Ihren Flug in den Urlaub bei einem Billiganbieter, in der Wartehalle drängen sich die Menschen dicht an dicht; es herrscht hektisches Gedrängel, um das Flugzeug auch ja als einer der Ersten zu besteigen – und dann das: Mehrere Reihen in dem Flugzeug, das auf den ersten Blick so voll erschien, bleiben komplett leer.
Was manche als Zufall abtun, hat tatsächlich Methode, vor allem bei Billigairlines. Doch warum bleiben gerade vorne, hinten und an den Notausgängen so oft ganze Sitzreihen frei?
Thomas Homolka, PR Manager bei der Reisesuchmaschine Skyscanner, zu TRAVELBOOK: „Um einen der Plätze in der ersten Reihe oder am Notausgang zu reservieren, muss der Reisende deutlich tiefer in die Tasche greifen. Diese Plätze kosten bis zu sechsmal mehr als ein herkömmlicher Platz im Flugzeug. Vielen Reisenden dürfte der Preis für diese Annehmlichkeit zu hoch sein.“
Es hat auch mit der Balance zu tun
Felix Gottwald, Pilot bei Lufthansa Cargo, hat noch eine andere Erklärung: „Sitzen bei einem vergleichsweise leeren Flug zu viele Passagiere hinten, kann es durchaus nach hinten kippen. Es gibt einige Fälle, in denen das bereits passiert ist. Das ist vor allem bei kleineren Flugzeugen ein Problem, da das Gewicht eines Menschen hier in der Gesamtrechnung einen größeren Einfluss hat.“
Auch würde ein Flug teurer werden, wenn das Flugzeug nicht gut ausbalanciert wäre: „Ist der Schwerpunkt weit vom Ideal entfernt, muss man dies natürlich ausgleichen, indem das Flugzeug entsprechende Ruderausgleichsbewegungen durchführt“, so Gottwald zu TRAVELBOOK. „Dies führt zu einem höheren Luftwiderstand, was wiederum zu höherem Treibstoffverbrauch führt.“
Balanceprobleme im Lufthansa-Airbus A320neo
Balanceprobleme sind auch der Grund, warum auf den sechs Plätzen in der letzten Sitzreihe des A320neo bei Lufthansa seit diesem September keine Passagiere mehr sitzen dürfen. Das berichtet das Luftfahrtnachrichtenportal „aero.de“ unter Berufung auf das US-Portal Aviation Week Network. Auf Nachfrage von TRAVELBOOK bestätigte ein Sprecher der deutschen Airline die Berichte und erklärte, dass die Maßnahme als Konsequenz auf einen EASA-Sicherheitshinweis vom 1. August ergriffen worden sei. Mehr über die Gründe erfahren Sie hier:
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„Wo niemand sitzt, wird auch nichts dreckig“
Viele Airlines halten Pilot Felix Gottwald zufolge aber auch gerade Plätze in den vorderen Reihen oft frei, um sie ggf. kurzfristig an Statuskunden und Vielflieger vergeben zu können. Auf Langstreckenflügen würden diese Reihen nicht selten auch für Eltern mit Kindern bzw. Babys reserviert, da man hier spezielle Babykörbchen anbringen könne.
Manche Airlines würden aber laut Gottwald sogar regelrecht versuchen, ihre Kunden „zu erziehen“: „Oft wird der Platz in der Economy künstlich beschränkt. Dadurch kaufen Kunden eventuell teurere Plätze.“ Sei der Flug nicht so voll, könne es sich lohnen, Reihen zu blockieren, damit die Reinigung im Anschluss schneller geht, denn: „Wo niemand sitzt, wird auch nichts dreckig.“