27. März 2024, 14:44 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Kurze Sommerkleidung oder legere Komfortkleidung? Urlauber tragen auf Flügen häufig Kleidung, die bequem und auf die erwarteten Temperaturen abgestimmt ist. Doch nicht immer ist das die richtige Wahl. Manch eine Kleiderwahl kann im Ernstfall sogar lebensbedrohlich werden.
Wer in den Urlaub fliegt, fragt sich oft: Welches ist das richtige Outfit für den Flug? Bequemlichkeit ist ein großer Faktor, schaut man sich die Massen an Flugreisenden in komfortablen Leggings und Jogginghosen an. Die Scharen an Urlaubern, die schon in Flip-Flops und kurzen Hosen losfliegen, lassen vermuten, dass auch der Zielort ein Kriterium bei der Kleiderwahl ist. Und doch können all diese Kleidungsstücke zum Verhängnis werden. TRAVELBOOK erklärt, was man im Flugzeug niemals anziehen sollte.
Was man im Flugzeug nicht anziehen sollte
Kleidung aus Kunstfasern
Viele Reisende tragen Leggings und Jogginghosen beim Fliegen, um sich während des langen Sitzens den größtmöglichen Komfort zu schaffen. Doch oftmals sind diese Kleidungsstücke aus synthetischen Fasern – und damit im Ernstfall ein Sicherheitsrisiko. Wieso erklärt Flugsicherheits-Expertin und Autorin Christine Negroni gegenüber „The Sun“: „Alle tragen jetzt Yoga-Hosen in Flugzeugen, doch ich vermeide jegliche Kunstfasern, da diese eher brennen und an dir kleben bleiben, wenn es brennt.“ Neben Leggings und Jogginghosen sind auch viele Pullis und Strickjacken zumindest teilweise aus Kunstfasern, wie etwa Polyester.
Ein Kinderkleidungs-Brenntest von Stiftung Warentest aus dem Jahr 2009 zeigt, dass reine Baumwolle, mit Ausnahme dicker Jeans, zwar schneller als reines Polyester brennt – dafür jedoch schmolz und tropfte. Dadurch können tiefe Schäden in der Haut entstehen. Laut dem Test sind besonders Stoffgemische gefährlich, „da sie beide Reaktionen – starkes Brennen und heißes Abtropfen – zeigen“, wie es bei Stiftung Warentest heißt. Auch bei Kleidung aus Polyacryl, Polyacrylmischungen sowie Wollmischungen bestehe doppelte Brandgefahr.
„Sicher wäre es nur, wenn die Kleidung aus flammenhemmenden Stoffen hergestellt würde“, sagt auch Professor Dr. Ulrich Kneser vom Schwerbrandverletztenzentrum Ludwigshafen. Er fügt allerdings auch hinzu: „Aber das ist realitätsfremd.“ Allerdings: Wer Kleidung aus Baumwolle und Kunstfasern im Flugzeug trägt, kann zumindest auf die Reihenfolge achten. Denn laut Stiftung Warentest spielt die eine große Rolle: „Labortests zufolge kann synthetische Oberbekleidung durch ihr Schmelzen vermeiden, dass auch die Baumwollunterwäsche entflammt. Außerdem brennt sie in der Regel langsamer ab. Ein Betroffener hat so mehr Zeit, die brennenden Kleider abzustreifen. Baumwolle über Polyamid & Co. kann eher wie ein Docht wirken und es erst recht zum Schmelzen auf der Haut bringen. Der Schaden ist dann womöglich größer.“
Flip-Flops, Sandalen und High Heels
Auch beim Schuhwerk kann die falsche Kleidung schnell zur Lebensgefahr im Flugzeug werden. Denn im Fall einer ungeplanten Flugzeugräumung ist es besser, geschlossenes und festes Schuhwerk zu tragen. So kann es im Notfall dazu kommen, dass der Boden mit Öl oder Wasser bedeckt ist – dann würde man in Flip-Flops eher ausrutschen. Im schlimmsten Fall brennt der Boden sogar, hier sind offene Schuhe generell problematisch.
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Wer sichergehen möchte, dass er in jeder Lage seine Schuhe tragen darf, sollte laut einem Sprecher der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO) besser Modelle mit flachen Absätzen wählen. Was man im Flugzeug also auf keinen Fall anziehen sollte, sind High Heels. Und wenn man das nicht wusste, vor Flugbeginn? Dann heißt es im Zweifelsfall: zurücklassen. Wenn die Flugbegleiter in einem Notfall genug Zeit haben, eine Evakuierung vorzubereiten, „werden Gäste mit hohen Schuhen gebeten, diese auszuziehen und auch nicht mitzunehmen“, so der UFO-Sprecher.
Weniger dramatisch, aber dafür deutlich häufiger Thema für Flugreisende: Bei offenen Schuhen leidet vielfach der Komfort, weil es kalt wird. Denn ob auf Kurz- oder Langstreckenflügen, die Klimaanlagen an Bord kühlen die Kabine mitunter auf frische Temperaturen herab. Entsprechend ist es im Flugzeug deutlich kälter als die vielleicht erwarteten Temperaturen am Ankunftsort.
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Kurze Hosen, Tops und flatternde Kleidung
Apropos Kälte: „Ich sehe immer wieder Gäste mit kurzen Hosen. Das wäre mir persönlich zu frisch“, sagt der UFO-Sprecher. An Bord gebe es nur eine bestimmte Anzahl Decken, irgendwann seien die verteilt. „Ein Tuch, ein Schal, ein Pullover, ein Cardigan, eine Strickjacke: So etwas im Handgepäck zu haben, ist immer eine gute Idee“, rät der Experte.
Ein weiterer Punkt: kommt zwar selten vor, dass ein Flugzeug schnell geräumt werden muss. Aber wenn, dann darf die Kleidung für die Passagiere nicht zum Hindernis werden. Gäste sollten nichts tragen, womit sie irgendwo hängen bleiben könnten. Auf flatternde Kleidung oder Tops oder Jacken mit Ketten sollte man verzichten.
Unpassende Kleidung für den Ankunftsort
Neben dem persönlichen Befinden ist auch der Ankunftsort ein wichtiges Kriterium für die Kleiderwahl. Der UFO-Sprecher rät: „Die Frage, die man sich vor einem Flug und vor dem Kleiderschrank stellen sollte, ist immer: Wo fliege ich hin? Was ist das Angemessenste an meinem Ziel?“ Etwa im Nahen Osten im Minirock und mit einem Bikinitop aus dem Flugzeug zu steigen, sei „vielleicht nicht die schlaueste Idee“.
Oft habe man an seinem Zielflughafen keine Möglichkeit, sich schnell umzuziehen. Ein guter Tipp sei es daher, sich schon im Flugzeug so zu kleiden, dass es vor Ort passt. Außerdem helfe es dem Passagier „auch für das allgemeine Wohlbefinden an Bord, wenn man unterwegs nicht von anderen Passagieren angesprochen wird, wie man denn aussehe“.
Keine zu freizügigen Outfits
Dass einem Passagier das Mitreisen verweigert wird, weil er aus Sicht des Kabinenpersonals gegen Kleidervorschriften verstößt, sei zumindest bei zahlenden Gästen nicht zu erwarten, sagt der Flugexperte. Immer wieder kommt es aber zu Vorfällen, bei denen Passagiere wegen ihres Outfits nicht ins Flugzeug gelassen wurden. So wurde etwa einer Frau, die mit American Airlines von Jamaika nach Miami fliegen wollte, der Zutritt zur Maschine verweigert, weil ihr Jumpsuit angeblich zu freizügig war. In einem anderen Fall wollte Thomas Cook eine junge Passagierin nicht mitnehmen, weil sie ein bauchfreies Top trug – erst, als sie sich eine Jacke überzog, durfte sie mitfliegen.