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Im Handgepäck

EU verschärft Regeln für Flüssigkeitsobergrenze wieder

Flugreisende verpackt ihre Flüssigkeiten fürs Handgepäck
Für das Mitführen von Flüssigkeiten im Handgepäck gelten gewisse Regeln – das hat die EU jetzt noch einmal untermauert Foto: Getty Images

6. August 2024, 18:17 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Für Flüge, auf denen nur Handgepäck mitgenommen wird, geht bei vielen Reisenden das Erwerben kleiner Kosmetik-Portionen voraus, oder zumindest das Abfüllen ihrer Cremes und Co. in als „Reisegrößen“ taugliche Behälter à maximal 100 Milliliter Inhalt. Eine, zugegeben, lästige Maßnahme. Sie beruht auf einer seit 2006 geltenden Flüssigkeitsobergrenze-Regel, die dank der neuen CT-Scanner für kurze Zeit abgeschafft worden war. Nun gilt wegen einer neuen EU-Regelung bald wieder die alte Norm.

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Seit der Einführung der Flüssigkeitsobergrenze-Regel 2006 kam es bei den Sicherheitskontrollen an Flughäfen häufig zu Problemen im Ablauf. Denn was erlaubt war und was nicht, mussten Passagiere zunächst vollständig verstehen. Die kleinen Flüssigkeitsbehälter, die in erster Linie für Kosmetik verwendet werden, durften der Vorschrift folgend eine Füllmenge von 100 Milliliter nicht überschreiten – und nein, auch ein nicht ganz aufgefüllter 125-Milliliter-Behälter war im Handgepäck nicht erlaubt. Weiterhin mussten die kleinen Fläschchen und Tiegelchen selbst noch einmal „in einem durchsichtigen, wiederverschließbaren 1-Liter-Kunststoffbeutel verpackt sein.“ So ist es beim Onlineauftritt der Bundespolizei nachzulesen. Es war also öfter mal Quetschen und Fummeln angesagt, die Beutel rissen, es mussten neue her… Kurzum: Die meisten Flugreisenden könnten auf die Flüssigkeitsobergrenze-Regel wohl gut verzichten. Das konnten sie seit Einführung der neuen CT-Scanner zuletzt auch an immer mehr Flughäfen. Eine neue EU-Regelung sorgt nun jedoch dafür, dass die alte Norm wieder zurückkehrt.

Doch wieder nur 100 Milliliter Flüssigkeit fürs Handgepäck – EU verschärft Richtlinien

Mit der Einführung der neuen CT-Scanner erhofften sich viele eine Abschaffung der Begrenzung der Flüssigkeiten, die im Handgepäck erlaubt sind. Die neuen Scanner sollen eigentlich die Abfertigung beschleunigen und die Mitnahme von Flüssigkeiten erleichtern. An einigen Flughäfen war dies bereits der Fall. Während in Deutschland erst teilweise auf CT-Scanner umgestellt wurde, sind andere Länder bereits deutlich weiter. In den Niederlanden sind die neuen Geräte zum Beispiel bereits überall im Einsatz.

Doch trotz scheinbar logischer Vorteile hat die Europäische Union nun eine neue Regelung eingeführt. Ab dem 1. September 2024 wird es wieder überall verboten sein, Flüssigkeiten über 100 Milliliter im Handgepäck mitzunehmen. Diese Regelung wird alle Flughäfen in der EU, Island, Schweiz und Norwegen betreffen. Dieses Hin und Her bei den Regeln kam für viele überraschend und verärgert besonders die Flughafenbetreiber, die bereits in die CT-Technologie für die Sicherheitskontrollen investiert haben.

CT-Scanner sind nicht verlässlich

Der Grund für die überraschende Wende bei den Sicherheitskontrollen liegt laut dem Portal „Aerotelegraph“ bei gewissen Mängeln an einigen CT-Scannern, weswegen die EU-Kommission eine Überprüfung der Geräte angekündigt hat. Ob es sich dabei um eine temporäre Regelung handelt, bleibt abzuwarten.

Kritik zu dem Vorgehen kam vor allem von den verschiedenen europäischen Flughafenverbänden. Der europäische Dachverband ACI Europe bemängelt laut „Aerotelegraph“ das Fehlen eines klaren Zeitplans und sieht verschiedene Nachteile für die Flughäfen, die bereits auf CT-Scanner umgestellt haben.

Flüssigkeitsobergrenze-Regel soll der Sicherheit dienen

Die seit 2006 laut der Bundespolizei „auf allen Flughäfen der EU und in Norwegen, Island, Liechtenstein und der Schweiz“ geltende Regel soll der Sicherheit dienen, konkret: einer „Gefährdung durch flüssige Sprengstoffe“ vorgreifen. Neben den altbekannten, genauer zu untersuchenden Gegenständen standen somit an den Sicherheitskontrollen auch Flüssigkeiten im Fokus. Reisende mussten ihre durchsichtigen, mit einzelnen Flüssigkeitenbehältern gefüllte Beutel aufs Band legen, damit diese gescannt werden können; und so bekanntlich auch Laptops und andere elektronische Geräte. Könnten die Scanner durch Koffer und Taschen durchleuchten, wären diese zusätzlichen Handgriffe – die nicht zuletzt auch immer wieder Verzögerungen bedeuten – nicht nötig. Geräte mit diesen Fähigkeiten gibt es längst. Aber sie sind eben noch kein Standard.

TRAVELBOOK berichtete im Jahr 2022 davon, dass unter anderem die Flughäfen Frankfurt am Main und München die Anschaffung der moderneren Gepäck-Scanner (man nennt sie CT- oder 3D-Scanner) planen. Die Geräte nutzen hierfür die aus der Medizin bekannte Technik der Computertomographie (kurz „CT“), welche es vermag, mithilfe von Röntgenstrahlung Bilder des Körperinneren zu erzeugen.

Großbritannien, Italien und mehr: Wo die Regel zunächst abgeschafft wurde

Verschiedene Flughäfen im Ausland waren schneller als die deutschen. So hatte auch Großbritannien 2022 angekündigt, die nützlichen Scanner in naher Zukunft an seinen großen Flughäfen einzuführen. Taten folgten dem Vorsatz zwischenzeitlich am London City Airport, dem Teesside International Airport und dem Flughafen Jersey. Die in Heathrow, Gatwick, Manchester und Stansted hinken noch hinterher, wie dazu der britische „The Guardian“ berichtet.

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Reisende aus Mailand oder Rom in Italien können derzeit noch darauf verzichten, ihre Flüssigkeiten sowie elektronischen Geräte aus dem Handgepäck zu nehmen. Gleiches gilt für mehrere spanische und noch weitere europäische Flughäfen. Auch arbeiten in Asien immer mehr Flughäfen mit der fortschrittlichen Sicherheitstechnik. TRAVELBOOK zeigt sie alle in der Übersicht – wobei die Liste als vorläufig zu betrachten ist, da sie an europäischen Flughäfen nur noch bis zum 31. August gilt, und weil immer wieder neue Flughäfen aus aller Welt hinzukommen:

  • Amsterdam Schiphol (Niederlande)
  • Mailand Malpensa (Italien)
  • Mailand Linate (Italien)
  • Rom Fiumicino (Italien)
  • London City Airport (Großbritannien)
  • Teesside International Airport (Großbritannien)
  • Jersey (Großbritannien)
  • Shannon (Irland)
  • Donegal (Irland)
  • Stockholm-Arlanda (Schweden)
  • Madrid-Barajas Adolfo Suárez (Spanien)
  • Barcelona-El Prat (Spanien)
  • Tokio-Haneda (Japan)
  • Incheon (Südkorea)
  • Jeju (Südkorea)
  • Kuwait (Kuwait)
  • Melbourne (Australien)

In Deutschland sollte man sich grundsätzlich an die Mengenvorschrift für Flüssigkeiten im Handgepäck halten

Wie sieht es um die Verteilung der Scanner in Deutschland aus? Laut einem Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport sind in Frankfurt am Main „rund 40 der Geräte im Einsatz“. Diese stehen demnach an den besonders hoch frequentierten Punkten des Airports, und eigentlich sollten sie die Obergrenze für Flüssigkeiten im Handgepäck langfristig überflüssig machen. Dennoch sollte man sich bis auf Weiteres an die bekannte Regel halten. „Denn es besteht immer noch die Möglichkeit, an einem nicht mit CT-Scannern ausgestatteten Bereich kontrolliert zu werden“, so der Sprecher zu TRAVELBOOK. Dank der neuen EU-Norm wird sich daran bis auf weiteres erstmal auch nichts ändern.

Der Flughafen München war laut einer Pressemitteilung der erste in Deutschland, „an dem die modernen CT-Scanner bei der Passagierkontrolle eingeführt wurden“. Bis Ende 2026 soll der Ausbau mit der Technologie vollumfänglich abgeschlossen sein. Doch aktuell läuft er eher schleppend – nach Angaben des Flughafens sind auf seine beiden Terminals aktuell sieben der Geräte verteilt.

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Weitere CT-Scanner in Deutschland geplant

Auch in der deutschen Hauptstadt sei es geplant, „die Sicherheitskontrollen am BER sukzessive mit hochmodernen Kontrollgeräten, sogenannten CT-Scannern, auszurüsten“. Laut einer Erklärung sind dort, genauer am Terminal 2, derzeit bereits fünf im Einsatz. Am Flughafen Düsseldorf findet man die neue Kontrolltechnik bereits an den Sicherheitskontrollen am Flugsteig B vor, heißt es dazu in einer Veröffentlichung. Und weiter: „Die Gepäckregeln bleiben allerdings unverändert und gelten für alle Reisenden, egal, durch welche Kontrollstelle sie in den Sicherheitsbereich gehen“.

So verhält es sich zusammenfassend an allen Flughäfen in Deutschland, mit immer der gleichen Erklärung: Bisher verfügt keiner von ihnen ausnahmslos über die modernen 3D- beziehungsweise CT-Scanner. Bis es so weit sein wird, behält die lästige Flüssigkeitenregel also noch Gültigkeit.

Karoline Schweers
Redakteurin

Man sollte sich nicht auf die neuen Scanner verlassen

Als ich vor Kurzem für einen Flug mit Ryanair durch die Sicherheitskontrolle am BER musste, entschied ich mich kurzerhand dazu, dieses Mal statt im Terminal 1 lieber im Terminal 2 durch die Sicherheitskontrolle zu gehen. Vorab hatte ich, wie vor allen meinen Flügen, meinen 1-Liter-Zip-Beutel mit Flüssigkeiten im Handgepäck verstaut. Vor Ort stellte ich dann jedoch fest, dass ich mir diesen eingeübten Schritt hätte sparen können. Denn überall verkündeten Schilder, dass man die mitgeführten Flüssigkeiten nun nicht mehr auszupacken brauche. Und nicht nur das: Man durfte sogar sein mitgebrachtes Wasser mit durch die Kontrolle nehmen – somit sparte ich mir, zum ersten Mal seit Jahren, das Geld für ein teures Flughafenwasser. Allerdings sollte man sich noch nicht darauf verlassen, dass das immer möglich ist. Bei meinem darauffolgenden Flug vom BER, für welchen ich dieses Mal wieder im Terminal 1 durch die Sicherheitskontrolle ging, musste ich mein mitgebrachtes Wasser wieder entsorgen und meine Flüssigkeiten im Zip-Beutel auf das Band legen. Hoffentlich werden die neuen Scanner bald großflächig eingeführt, damit Reisende ein wenig mehr Planungssicherheit bekommen. 

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