10. Juli 2019, 8:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Haut vor Sonnenstrahlung zu schützen, ist nicht nur im Strandurlaub wichtig, sondern ebenso auf Städtetrips, bei denen man stundenlang unterwegs ist. Was viele Reisende nicht bedenken: Sonnenschutz wird nicht erst interessant, wenn man an seinem Ziel angekommen ist, sondern kann auch bei der Anreise wichtig sein – und zwar bereits im Flugzeug.
Flugzeuge sind in der Regel in einer Höhe von rund 10.000 Metern unterwegs. Die Strahlung der Sonne in diesem Bereich ist deutlich höher als auf dem Boden. In einer Studie der „American Medical Association“ von 2014 wurde festgestellt, dass es ein Gesundheitsrisiko durch die Strahlung in luftigen Höhen für Piloten und Vielflieger gibt.
Denn Plastikfenster, zum Beispiel aus Polycarbonat, filtern in Flugzeugen die meiste Strahlung, Glasfenster hingegen lassen sogenannte UV-A-Strahlung durch. Ultraviolette Strahlung kann in drei Bereiche eingeteilt werden: die langwelligen UV-A-Strahlen, die kurzwelligen UV-B-Strahlen und die ganz kurzwelligen UV-C-Strahlen, die bereits in den oberen Schichten der Atmosphäre herausgefiltert werden und selten die Erdoberfläche erreichen.
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In der Studie wurde nachgewiesen, dass Flugzeugfenster aus Glas oder Plastik die UV-B-Strahlung abschirmen können, die langwelligen UV-A-Strahlen haben eine Chance zu 0,41 bis 53 Prozent durch Glas ins Flugzeug zu geraten. Ein Test ergab, dass die Strahlung, der Piloten und Passagiere am Fenster auf einer Höhe von 9000 Metern eine Stunde lang ausgesetzt sind, in etwa 20 Minuten auf der Sonnenbank entspricht. Die Messungen fanden im Frühling in Kalifornien und Las Vegas statt. Die Strahlung kann sich auf Flügen durch eine Schneelandschaft oder weiße Wolken verstärken, da die Strahlung an den hellen Oberflächen reflektiert und damit verstärkt wird.
Piloten haben ein erhöhtes Hautkrebsrisiko
„Piloten, die der Strahlung häufig ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Hautkrebsrisiko“, bestätigt der Münchener Dermatologe Dr. Timm Golüke auf Nachfrage von TRAVELBOOK. „Sie laufen Gefahr, vor allem Basaliome zu bekommen, sogenannten weißen Hautkrebs, der sich trotz des Namens genauso wie der schwarze Hautkrebs mit dunkler Pigmentierung auf der Haut zeigt“, erläutert er. Eine Studie von 1990 belegt, dass UV-A-Strahlen die DNA schädigen und Hautkrebs auslösen können.
Golüke würde Piloten und Flugbegleitern daher raten, stets Sonnenschutz aufzutragen – das gilt aber auch für Passagiere, die im Flieger am Fenster sitzen. Der Ausblick ist zwar schön, aber die UV-A-Strahlen können durch ein Glasfenster auf die Haut treffen und ihr Schaden zufügen.
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„Für mich war Sonnenschutz im Cockpit nie ein großes Thema“, sagt Berufspilot Patrick Biedenkapp. Er bloggt und vloggt über seinen Job, seine Reisen und Ernährung. „Mir war nicht bewusst, dass die Cockpitscheiben nicht komplett die UV-A/B Strahlung filtern“, gibt er zu, „aber es gibt wohl gravierende Unterschiede bei den verschieden Herstellern“. Bisher habe er nie Sonnenschutz beim Fliegen aufgetragen. „Natürlich verwende ich eine Pilotenbrille, um mich vor dem grellen Licht zu schützen und ich trage auch ausschließlich lange Hemden, da die Hände und Arme bei der Arbeit der Sonne intensiv ausgesetzt sind“, erzählt Patrick.
Jetzt ist daher die Sonnencreme beim Fliegen immer dabei. Vor allem ein Test mit einer speziellen Kamera hat dem Piloten die entstandenen Schäden gezeigt: „Insbesondere meine Stirn, die im Cockpit meist der Sonne ausgesetzt ist, weist schwarze Punkte auf. Diese werden im Alter als Altersflecken, Pigmentierung oder gar Krebs sichtbar“.
Erstaunlich ist, dass diese Gefährdung durch die UV-Strahlung in der Piloten-Ausbildung offenbar kein Thema ist. „Höhenstrahlung wird im Unterricht behandelt, aber wie man sich im Cockpit vor UV-Strahlung schützt nicht“, berichtet Pilot Patrick. Auch unter Kollegen wird Sonnenschutz nicht diskutiert.
Ernster Hintergrund Was hinter der besonderen Flagge am Timmendorfer Strand steckt
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Im Zweifelsfall immer eincremen
Natürlich ist nicht jeder Flug sofort gefährlich für die Haut und Piloten sind häufiger der Strahlung ausgesetzt als der durchschnittliche Reisende. Wer jedoch häufiger Kurzstrecken fliegt oder gerne auch längere Strecken am liebsten am Fenster des Fliegers verbringt, sollte für die Zeit des Flugs auf jeden Fall Sonnenschutz auftragen.
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Der Schaden für die Haut hängt von der Zeitspanne ab, die die Haut der Strahlung ausgesetzt ist und wie tief die Strahlen in die Haut eindringen. UV-A-Strahlen können bis in die zweite Hautschicht, die Lederhaut vordringen und zum Beispiel die Kollagenspeicher der Haut angreifen – das führt zur vorzeitigen Hautalterung und ist unter anderem der Grund hinter der häufigen Behauptung, Sonnenstrahlen führen zu Falten.
Die Studie der „American Medical Association“ schlägt weiterführende Untersuchungen der Strahlung über den Wolken vor und dass die Scheiben von Flugzeugen besseren UV-Schutz bieten sollten. Piloten, Flugbegleiter und Vielflieger sollten daher auf Sonnencreme und regelmäßige Checks beim Hautarzt setzen.