20. Juli 2023, 11:48 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Bei der Suche nach möglichst günstigen Flugtickets lassen sich einige Tricks anwenden, mit denen man den Preis manchmal deutlich reduzieren kann. So gibt es beispielsweise das sogenannte „Hidden City Ticketing“ bzw. „Skiplagging“. TRAVELBOOK erklärt, wie der vor allem auch in den USA beliebten Trick mit der „versteckten Stadt“ funktioniert – und warum man sich gut überlegen sollte, ob man ihn wirklich anwendet.
Fast jeder bucht seine Flüge inzwischen online. Dabei lohnt es sich, die Preise verschiedener Anbieter und Reisesuchmaschinen zu vergleichen. Besonders geübte Bucher wenden bei der Flugsuche zudem sogenannte „Travel Hacks“, also Tricks rund ums Reisen, an, die den Preis noch mal nach unten drücken können. Manchmal sogar um einige Hundert Euro. Einer dieser Tricks ist das sogenannte „Hidden City Ticketing“, auch „Skiplagging“ genannt.
Hierbei bucht man etwa einen Flug von A nach C, mit Zwischenstopp in B. Der Clou an der Sache ist, dass man eigentlich an die Stopover-Destination B möchte, dort einfach den Flughafen verlässt und den letzten Flug nach C verfallen lässt. Manchmal ist nämlich das endgültige Reiseziel als Zwischenstopp viel billiger zu erreichen, als wenn man direkt dorthin fliegt – besonders bei interkontinentalen Flügen.
Wie funktioniert die Buchung mit Hidden City Ticketing genau?
Die in New York gegründeten Flugsuchmaschine Skiplagged, die nach eigenen Angaben günstigere Flüge als jede andere Website findet, konzentriert sich vorwiegend auf diesen Trick. Ein Beispiel: Jemand möchte von Seattle nach Amsterdam fliegen, Skiplagged findet einen Flug nach Delhi, Indien. Warum? Weil es anscheinend billiger ist, einfach in Amsterdam auszusteigen, als wenn man Amsterdam als endgültiges Ziel angibt.
Auch von Deutschland aus ist das Buchen über die Plattform möglich. Viele Flugsuchmaschinen hierzulande bieten die Hidden-City-Option allerdings nicht an. Hier müsste man selbst danach suchen, und das kann sehr lange dauern. Doch das ist nicht der einzige Grund, der gegen den Buchungstrick spricht.
Airlines gehen gegen den „Skiplagging“-Buchungstrick vor
Fluggesellschaften sehen die Anwendung des Tricks nämlich sehr ungern. Deshalb haben sich viele Fluglinien darauf festgelegt, auffallende „Hidden City Ticketing“-Reisende zu bestrafen und unter Umständen von zukünftigen Flugstrecken komplett auszuschließen. So machte zuletzt ein Fall aus den USA international von sich reden: Wie unter anderem das Onlineportal „Unilad“ berichtet, erteilte die Fluggesellschaft American Airlines kürzlich einem Teenager ein dreijähriges Flugverbot, weil er Flüge mit dem „Skiplagging“-Trick gebucht hatte. Dessen Familie hatte angegeben, ihre Flüge schon seit Jahren auf diese Weise zu buchen und sich keiner Schuld bewusst zu sein.
Laut einem Bericht von „CNN“ hat die deutsche Lufthansa im Jahr 2019 einen Passagier sogar verklagt. Dieser hatte den „Hidden City Ticketing“-Trick genutzt und dadurch mehr als 2000 Euro gespart. Vor Gericht hielt Lufthansas Klage jedoch nicht stand, da die 2112 Euro, die Lufthansa als Entschädigung für die entstandenen Schäden verlangte, keine rechtliche Grundlage hatte. Denn nur weil der Passagier nicht sein ganzes Ticket benutzt hatte, so hatte er dieses doch bezahlt. Nach dieser Niederlage zog Lufthansa seine Klage zurück. Inwieweit die Lufthansa generell kontrolliert, ob Passagiere den Buchungstrick anwenden und was dann konkret passiert, wollte eine Sprecherin der Airline auf TRAVELBOOK-Nachfrage nicht beantworten.
Bereits im Jahr 2014 ist demselben Bericht zufolge United Airlines gegen den damals 23 Jahre jungen Aktarer Zaman, den Gründer von Skiplagged, vor Gericht gezogen. In der eingereichten Klage hieß es, Zaman mache mit seiner Webseite gezielt durch Hilfe seiner Nutzer auf deutlich günstigere Flugreisen aufmerksam, als von der Airline angeboten würden. Damit begehe Skiplagged Beihilfe zum Betrug an United Airlines und sorge außerdem für einen „unfairen Wettbewerb am Markt“. Doch auch diese Klage hatte letztlich keinen Erfolg. Danach hat die Suchmaschine frech mit dem Spruch „We’re so good, United Airlines actually sued us for it“ geworben. Zu Deutsch: „Wir sind so gut, dass United uns dafür sogar verklagt hat.“
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Was gegen die Anwendung des Tricks spricht
Wer nun meint, dann könne man es mit dem Trick mal probieren, sollte sich das gut überlegen. Denn es sprechen noch weitere Gründe dagegen, mit einem Hidden-City-Ticket zu fliegen:
Das Gepäck
Wenn man per „Hidden City Ticketing“ reist, sollte man nur Handgepäck dabei haben. Das Aufgeben von Gepäckstücken wird mittlerweile immer so geregelt, dass das Gepäckstück direkt zum Ankunftsflughafen weiterbefördert wird. Dadurch gibt es keine Möglichkeit, dies am Zwischenstopp abzuholen. Mitunter kann es auch passieren, dass man beim Check-in darum gebeten wird, das Gepäck wegen Überlastung des Flugzeugs kurzfristig doch noch aufzugeben. Dem kann man sich kaum widersetzen.
Nur One-Way lohnt sich
Das Buchen eines Roundtrips, also eines Hin- und Rückflugs, funktioniert beim „Hidden City Ticketing“ nicht. Entweder man bucht One Way oder zwei separate Flüge. Das Zweite ist aber oft wesentlich teurer als ein normales Hin- und Rückflug-Ticket.
Das spontane Umdisponieren der Airlines
Durch unerwartete Zwischenfälle kann es vorkommen, dass Fluglinien in letzter Minute umdisponieren und beispielsweise nicht über den geplanten Zwischenstopp fliegen, sondern über einen anderen Flughafen. In diesem Fall gehen die Chancen, an seinem Wunschziel anzukommen, gegen null. Die Fluglinie trägt nämlich nur die Verantwortung, den Zielflughafen anzufliegen. Die Entscheidung, welcher Zwischenstopp eingelegt wird, liegt frei bei der Airline.
Man zwingt die Preise in die Höhe
Für die Airlines bedeutet es Verluste, wenn Menschen vor dem Weiterflug abspringen. Die Sitzplätze, die im Anschlussflieger frei bleiben, hätten schließlich noch anderweitig verkauft werden können. Sollten sich die Airlines durch das „Hidden City Ticketing“ zu oft ausgenutzt fühlen, könnten sie sich veranlasst sehen, die Flugpreise zu erhöhen.
Man ist für Verspätungen verantwortlich
Das Bordpersonal versucht meistens sein Bestes, wenn es darum geht, alle verspäteten Flugpassagiere abzuwarten. Wenn man sich dafür entscheidet, einfach gar nicht aufzutauchen, warten alle anderen, und unter Umständen verspätet sich der Flug.
Inwiefern sich in der Realität seitens einer Airline nachvollziehen bzw. nachweisen lässt, ob jemand das „Hidden City Ticketing“ bzw. „Skiplagging“ genutzt hat, ist fraglich. Schließlich könnte jemand im Zweifelsfall argumentieren, er habe am Flughafen aus unterschiedlichen Gründen schlichtweg den Flug verpasst und habe sich spontan entschlossen, den Weiterflug nicht wahrzunehmen.
Letztlich bewegt sich, wer das „Hidden City Ticketing“ für sich nutzt, in einer Grauzone. Wer es riskiert, kann im Glücksfall Geld sparen. Allerdings sollte man sich darüber bewusst sein, dass der eigene Vorteile unter Umständen mit Nachteilen für viele Mitreisende verbunden ist.