6. August 2019, 15:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Gerade in Zeiten, in denen Datenschutz und Privatsphäre eine immer größere Rolle spielen, richten einige Fluggesellschaften Kameras auf ihre Passagiere. Die jeweiligen Airlines haben bislang versichert, dass die in den Flugzeugsitzen verbauten Linsen nicht aktiviert seien. Nun aber gibt eine Airline zu, ihre Passagiere mit Kameras zu überwachen.
Die Hongkonger Airline Cathay Pacific behält sich vor, ihre Passagiere mit Kameras zu überwachen. Das geht aus den kürzlich geänderten Datenschutzrichtlinien der Fluggesellschaft hervor. Unter Punkt 2 listet Cathay Pacific auf, welche persönlichen Informationen die Airline über ihre Fluggäste möglicherweise einholt und verarbeitet. Dazu zählen auch „Bildaufnahmen durch Überwachungskameras in Flughafen-Lounges und im Flugzeug“. Laut „CNN travel“ habe Cathay Pacific bestätigt, dass Bilder von Passagieren an Bord erfasst würden, um deren Nutzung des Unterhaltungssystems zu überwachen und darüber Aufschluss zu erhalten, wie die Passagiere die Zeit während des Flugs verbringen. Aufgenommen würden die Bilder allerdings nicht mit Kameras in den Rückenlehnen der Sitze, sondern mit an anderer Stelle platzierten Kameras. Wo genau diese sich befinden, gibt die Airline nicht bekannt.
In den Datenschutzrichtlinien von Cathay Pacific heißt es, dass die Datenerfassung dazu diene, Produkte und Dienstleistungen an die Bedürfnisse der Passagiere anpassen und personalisieren zu können. Die Airline behält sich außerdem vor, die Daten für Marketingzwecke an Dritte weiterzugeben.
Empörung über Kameras in Flugzeugsitzen
Als Anfang des Jahres bekannt wurde, dass in den Flugzeugsitzen einiger Airlines, darunter Singapore, American und United Airlines, Kameras verbaut sind, machte sich in sozialen Netzwerken wie Twitter eine Welle der Empörung breit. Fluggäste befürchteten, mittels der in den Unterhaltungssystem befindlichen Mini-Linsen ausspioniert zu werden. Wie die Fluggesellschaften infolge zahlreicher Proteste mitteilten, gehörten die Kameras zur Originalausstattung der Hardware, so wie man sie von den Herstellern erhalten habe. Die Kameras seien jedoch deaktiviert und es bestünden auch keine Pläne, diese in Zukunft einzuschalten. Singapore Airlines hatte zudem erklärt, dass die Unterhaltungssysteme von den Unternehmen Panasonic und Thales stammten und in den Premium-Sitzplätzen im Airbus A350 und A380 sowie in der Boeing 777-300ER und 787-10 verbaut seien.
United Airlines reagierte schließlich auf die Kritik und klebte die Kameras ab, wie eine Sprecherin der Airline auf Nachfrage von TRAVELBOOK mitteilte.
Sinn und Zweck der Kameras
Zu welchem Zweck aber wurden die Kameras überhaupt in die Unterhaltungssysteme eingebaut? Thales entwickele Infrarottechnologie, mittels derer das Unterhaltungssystem per Hand- und Augenbewegungen gesteuert werden könne, schreibt „Aerotelegraph“. Panasonic indes entwickele mit einem Biometrik-Unternehmen Lösungen, um mittels biometrischer Erkennung etwa die Bezahlung von Duty-Free-Waren, Essen und Getränken an Bord abzuwickeln.
Kein Wunder also, dass manche Passagiere skeptisch reagieren und sich fragen, ob sie künftig mit Isolierband in der Tasche reisen müssten, um die Kameras abkleben zu können, schreibt etwa ein Twitter-User. Zumindest bei United Airlines wird dies nun nicht mehr nötig sein.
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Wie viele Airlines haben noch Kameras vorinstalliert?
Einem Bericht des Nachrichtenportals „BuzzFeed News“ zufolge hat auch die US-Airline Delta bestätigt, Entertainmentsysteme mit vorinstallierten Kameras zu verwenden. Die Hardware stammt dem Bericht zufolge ebenfalls von Panasonic. Auch die in Dubai ansässige Airline Emirates bestätigte auf Nachfrage von TRAVELBOOK das Vorhandensein von Kameras in den Bordunterhaltungssystemen. Beide Airlines versicherten jedoch, dass die Kameras nicht aktiviert seien.
Bei der deutschen Lufthansa dagegen sind in keiner der eingesetzten Maschinen Kameras in den Bildschirmen installiert und dies ist auch nicht in Planung, wie Sprecherin Sandra Kraft auf TRAVELBOOK-Nachfrage erklärte. „Wir arbeiten zwar schon heute mit Panasonic zusammen, schließen bei unserer Produktauswahl aber Bildschirme mit Kameras aus.“ Auch Condor hat nach eigenen Angaben keine Bildschirme mit integrierter Kameras in ihren Maschinen verbaut. „Wir planen auch nicht, in Zukunft daran etwas zu ändern“, teilte eine Sprecherin der deutschen Airline mit.