13. März 2025, 10:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Gehören Sie zu den Menschen, die im Bus den Platz wechseln, wenn der Sitznachbar hustet und niest? Im Flugzeug ist das im Zweifelsfall nicht möglich. Eine Passagierin erlebte genau diese Situation und bat die offensichtlich erkältete Person neben ihr, eine Maske aufzusetzen – mit unerwarteten Folgen. Der Vorfall hat im Netz hitzige Diskussionen ausgelöst. Wer ist im Recht, wie sollte man sich in einem solchen Fall verhalten? TRAVELBOOK klärt auf.
Während der Coronapandemie gehörte Mund-Nasen-Schutz zum Alltag. Das Tragen der Masken war zeitweise Pflicht, sowohl auf Reisen als auch im Alltag. Für viele Menschen hat diese Erfahrung das Bewusstsein für Ansteckungsgefahren nachhaltig geschärft. Dieses war es wohl, was eine Passagierin auf einem Flug der United Airlines dazu veranlasste, ihre „nasshustende, niesende und nasentriefende“ Sitznachbarin zum Aufsetzen einer Maske aufzufordern. Auf der Nutzerplattform Reddit, wo sie unter dem Namen Lex_Mariner aktiv ist, schilderte sie die Szene detailliert.
Übersicht
Aufforderung zum Tragen einer Maske hat überraschende Folgen
Die Angesprochene reagierte verärgert, schreibt Lex_Mariner auf Reddit. Statt die Maske aufzusetzen, betätigte sie den Service-Knopf. Eine Flugbegleiterin kam – und wies, zu deren Überraschung, die sich im Recht wähnende Bittstellerin zurecht. „Sie können keinen anderen Passagier auffordern, eine Maske zu tragen“, habe die Airline-Mitarbeiterin sie angeherrscht. Wie Lex_Mariner weiter berichtet, wurde daraufhin sie selbst umgesetzt, „auf einen Mittelsitz in der Nähe der Toiletten“. Die Erkältete übernahm daraufhin den demnach viel besseren Economy-Plus-Platz am Gang.
Die Geschichte endet hier nicht. Auf Reddit hat der Beitrag mittlerweile rund 1800 Kommentare erhalten, von denen laut Lex_Mariner viele implizierten, dass sie sich unhöflich verhalten habe. Dem müsse sie jedoch vehement widersprechen. Tatsächlich ist der Tenor der Kommentare nicht eindeutig. Viele Nutzer finden die Bitte alles andere als unangemessen – einige fordern sogar eine Zurechtweisung der „unverschämten“ United-Airlines-Flugbegleiterin. „Natürlich können Sie einen kranken Sitznachbarn bitten, eine Maske zu tragen“, lautet etwa ein Kommentar. Ob dieser Wunsch erfüllt wird, sei eine andere Frage.
Auch interessant: 8 Tricks, mit denen Sie fast immer neben einem freien Sitz fliegen
Muss kranker Sitznachbar eine Maske aufsetzen?
Wer ist im Recht? Die Person, die sich vor einer offensichtlich kranken mitreisenden schützen möchte? Oder der Fluggast, der sich weigert, eine Maske zu tragen?
TRAVELBOOK hat den Frankfurter Rechtsanwalt Frank Berresheim befragt. Er erklärt, dass aus der im Beförderungsvertrag enthaltenen Fürsorgepflicht theoretisch eine Nebenpflicht entstehen könnte, wonach die Fluggesellschaft eine erkrankte Person zum Tragen einer Maske auffordern kann. Kurz zur Erklärung: Die Fürsorgepflicht von Airlines dient unter anderem der Sicherheit der Passagiere an Bord und umfasst auch den Schutz vor möglichen Gefährdungen und Gesundheitsrisiken. Die konkrete Umsetzung dieser Pflicht liegt im Ermessen der jeweiligen Fluggesellschaft.
Bei United Airlines scheint es eine entsprechende Nebenpflicht nicht zu geben. So jedenfalls wäre das Verhalten der Flugbegleiterin zu deuten. Wie ist es in Deutschland?
Flugbegleiterin: »So wäre ich mit der Situation umgegangen
„Auch ich hätte die Passagierin umgesetzt“, erklärt eine Flugbegleiterin der Lufthansa, die anonym bleiben möchte, auf TRAVELBOOK-Nachfrage. Das wäre das logische Vorgehen – vorausgesetzt natürlich, es sind noch freie Plätze verfügbar. Und wenn nicht? „Dann könnte die Person, die eine Ansteckung vermeiden möchte, selbst eine Maske anziehen. Wenn sie keine dabei hat, ist das kein Problem, wir haben genügend an Bord.“
Sollte auch dieses Angebot keinen Anklang finden und das Flugzeug noch am Boden sein, gibt es laut unserer Insiderin eine dritte Möglichkeit: Die Person, die sich nicht mit einem erkälteten Sitznachbarn abfinden möchte, könnte sich selbst aus der Situation befreien – und wieder aussteigen. Im Klartext: „Umsetzen geht nicht, Maske geht nicht? Dann ciao, nehmen Sie gerne den nächsten Flieger“, fasst es die Flugbegleiterin zusammen.

Anwalt erklärt Darf mir mein Arbeitgeber Urlaub im Risikogebiet verbieten?

4 Fahrten – und jedes Mal war alles anders Wie sich Bahnfahren während der Coronakrise anfühlt

Flugbegleiterin verrät 9 verbreitete Fehler, die Fluggäste besser vermeiden sollten
Fazit
Sofern keine gesetzliche Maskenpflicht besteht oder spezielle Regelungen wie etwa Hausrecht greifen, haben Sie kein Recht, von einer anderen Person – sei es Ihr Sitznachbar oder jemand anderes – das Tragen einer Maske zu verlangen. Wenn Sie sich vor einer Ansteckung schützen möchten, können Sie entweder selbst eine Maske aufsetzen oder den betroffenen Bereich verlassen.
Übrigens: Im oben geschilderten Fall soll es noch zu einer Ansteckung gekommen sein. Zumindest behauptet dies Lex_Mariner. Ihr Ehemann, der in der Nähe der erkälteten Frau sitzen geblieben sei, war demnach wenige Tage später ebenfalls erkrankt. Warum er nicht selbst eine Maske aufgesetzt hat, erklärt sie nicht.