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Wie bei „James Bond“

Wie leicht wird man bei einem Loch im Flugzeug-Fenster ins Freie gesogen?

Sog bei Loch in Flugzeugfenster
Ein Loch im Fenster und man wird direkt nach draußen gesogen? Ganz so läuft es nicht. Foto: Getty Images
Laura Graichen

8. November 2018, 10:26 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Fans der James-Bond-Filme erinnern sich vielleicht an die berühmte Szene aus dem Film „Goldfinger“ mit Sean Connery: Als der Bösewicht im Flugzeug eine Waffe abfeuert, trifft er ein Fenster. Die Folge ist ein plötzlicher Luftdruckabfall und Goldfinger wird durch den Sog aus dem Fenster herauszogen. Doch kann das wirklich passieren? Physiker haben das untersucht und genau ausgerechnet. Das Ergebnis: Möglich ist es, aber ganz so wie bei James Bond läuft es nicht.

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Richtig ist, dass ein Loch in der Außenwand sofort zu einem Druckabfall führt. Das liegt daran, dass in der Kabine ein Luftdruck fast wie an der Erdoberfläche herrscht. Der Luftdruck außerhalb des Flugzeugs ist aber viel niedriger, entspricht etwa nur einem Viertel. Zwischen Innen und Außen besteht also ein starkes Druckgefälle. Diesen Druckunterschied muss die Außenhaut des Flugzeugs aushalten.

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Angenommen, es entsteht plötzlich ein Loch in der Außenhaut, ist die Folge, dass die Luft sofort von innen durch das Loch nach außen strömt. Es entsteht tatsächlich ein Sog in Richtung der undichten Stelle. Aber die Frage ist: Wie stark ist dieser Sog?

Der Sog im Film Goldfinger wäre lediglich eine Böe gewesen

Der Physiker Metin Tolan hat das mit seinen Studenten ausgerechnet und kam zu dem Ergebnis, der Sog im Fall Goldfinger würde einen Wind der Stärke 3 erzeugen, das sind etwa 17 km/h. Zum Vergleich: Das ist eine etwas stärkere Böe, also nichts, wogegen man sich nicht stemmen könnte. Doch der Sog hängt auch davon ab, wie nah man sich am Fenster befindet.

Goldfinger wird im Film durch die ganze Kabine hin zur Fensteröffnung gesogen – das ist wohl unrealistisch. Würde er sich dagegen direkt am betreffenden Fenster befinden, wäre der Druck und damit die Sogwirkung nach draußen um ein Vielfaches höher. Dennoch würde Goldfinger wohl vor allem vom Sog gegen den Fensterrahmen gepresst werden und sich kaum so verformen, dass er durch das Fenster hinaus gedrückt würde. Das liegt zum einen an seiner Masse und zum anderen daran, dass die Sogwirkung gar nicht so lange anhält.

Je größer nämlich das Loch ist, desto heftiger ist zwar der Druckabfall, aber desto schneller ist das Druckgefälle auch ausgeglichen. Nach einem kurzen heftigen Augenblick würden in der Kabine Druckverhältnisse herrschen wie draußen in 10.000 Metern Höhe. Als Passagier würde man dann vielleicht ohnmächtig werden, mehr allerdings auch nicht.

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Immer angeschnallt bleiben!

Und was ist, wenn es sich nicht nur um ein kleines Loch handelt, sondern um ein komplett herausgerissenes Fenster? Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt bestätigt TRAVELBOOK, dass dadurch eine starke Sogwirkung entsteht, die sogar die am nächsten sitzende Person (theoretisch!) schnell aus der Maschine saugen könnte. Allerdings ist auch hier wieder zu sagen: Die Öffnung ist so klein, dass ein erwachsener Mensch nicht hindurchpassen würde. Trotzdem sollte man für alle Fälle auch im Reiseflug immer angeschnallt bleiben, erklärt Großbongardt. „Der Gurt hält das 16-fache Gewicht der Person aus, die sich auf dem Sitz befindet.“

Noch mehr spannende Fragen finden Sie in dem Buch „Warum fallen Wolken nicht vom Himmel?“ von Gábor Paál, erschienen im S. Hirzel Verlag, 19.80 Euro. 

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