26. August 2021, 15:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Fliegen in einem Gefährt, das wie ein Luxushotel aussieht, Fenster von der Decke bis zum Boden hat und dabei auch noch 75 Prozent weniger Treibstoff verbraucht als die Konkurrenz? Das soll ab 2024 mit dem „Airlander 10“ möglich sein. Dabei handelt es sich nicht um ein Flugzeug, sondern um ein gigantisches Prallluftfahrtschiff. Welche Strecken der Airlander fliegen soll, und wo der Haken ist: die Details.
Wer schon immer davon geträumt hat, in einem Luxus-Prallluftschiff einen Kurzurlaub zu machen, wird vom „Airlander 10“ begeistert sein. 100 Passagiere sollen in dem geräumigen Gefährt, das halb Flugzeug, halb Luftschiff ist, Platz finden. Großer Pluspunkt: Wer in dem Luftschiff fliegt, tut sogar noch etwas Gutes für die Umwelt. Denn der Airlander soll ab Start 2025 75 Prozent weniger Treibstoff als vergleichbare Flugzeuge verbrauchen – und ab 2030 sogar komplett elektrisch betrieben werden, wie es seitens des Unternehmens Hybrid Air Vehicles (HAV) heißt.
Übersicht
Der „Airlander 10“: Größter Zeppelin der Welt
Der 92 Meter lange, 25 Meter hohe und 43 Meter breite „Airlander 10“ ist das derzeit größte Luftschiff der Welt. Es überzeugt nicht nur mit dem grünen Antrieb, sondern vor allem mit seinem luxuriösen Design. Dazu gehören breite Ledersitze, bodentiefe Fenster und die Möglichkeit, an Bord direkt in einer Suite zu schlafen oder im Kreis von bis zu 20 Personen zu dinieren. „Seit vielen Jahrzehnten bedeutet Fliegen, in einer Metallröhre mit winzigen Fenstern zu sitzen – eine Notwendigkeit, aber nicht immer ein Vergnügen. Im Airlander ist das ganze Erlebnis angenehm und sogar genussvoll“, erklärte George Land, Direktor für kommerzielle Geschäftsentwicklung bei Hybrid Air Vehicles.
Erste Tickets für die Reise zum Nordpol buchbar
Ab 2024 sollen erste Flüge mit dem „Airlander 10“ angeboten werden: Das schwedische Start-up Ocean Sky bietet bereits jetzt die Möglichkeit, Plätze an Bord zu reservieren. Allerdings kann sich diese Reise nicht jeder leisten. Die „Horizon-Kabine“ für 2 Personen kostet umgerechnet knapp 200.000 Euro. Wohlgemerkt für einen 36-stündigen Ausflug: In Longyearyen auf Spitzbergen soll das Schiff um 18:00 Uhr starten, um gegen 9 Uhr am Nordpol zu landen. Nach einer Erkundungstour mit einem Guide geht es am selben Nachmittag schon wieder zurück.
Langsam, aber flexibel einsetzbar
Auch wenn der Airlander an die gigantischen Zeppeline wie die Hindernburg erinnert, handelt es sich hier um ein anderes Modell, nämlich einen sogenannten Blimp, wie diese Art der Prallluftschiffe auch genannt werden. Ursprünglich wurde es als Überwachungsfahrzeug für Aufklärungsmissionen in Afghanistan entwickelt. Der große Vorteil des Blimps ist nämlich, dass das Flugzeug von fast jeder ebenen Fläche starten und dort auch landen kann.
Es gibt allerdings auch einen großen Nachteil: die Geschwindigkeit. Der Prototyp des Airlanders erreichte bei Tests nämlich bislang maximal 92,6 Kilometer pro Stunde. Zum Vergleich: Eine Boeing kommt in der Spitze auf die zehnfache Geschwindigkeit. Es ist also gut, dass der Blimp so luxuriös ist. Reisende können sich etwa auf der Route Oslo-Stockholm auf eine Flugzeit von sechseinhalb Stunden freuen. In einem normalen Flugzeug dauert der Flug circa eine Stunde.
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Dennoch scheint der Luftschiffsmarkt, zumindest nach Angaben von HAV, zu boomen. Alleine in den nächsten Jahren 20 Jahren beliefen sich die Schätzungen des Luftschiffsmarktes nach Unternehmensangaben auf 50 Milliarden Dollar. Bis dahin sollen bereits 265 Airlander auf dem Markt sein. Dafür will das Unternehmen ab 2025 mindestens zwölf Luftschiffe pro Jahr auf den Markt bringen, wie der „Guardian“ berichtet.
Welche Strecken für den Airlander noch geplant sind
Neben der Nordpol-Route hat das Unternehmen bereits weitere Routen für das Luftschiff angekündigt. So sollen ab 2025 etwa Barcelona und Palma de Mallorca miteinander verbunden werden (die Reise würde dann viereinhalb Stunden dauern), sowie Liverpool – Belfast (5 Stunden und 20 Minuten) und Seattle – Vancouver (ca. 4 Stunden).
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Damit der Airlander in Serie gehen darf, mussten insgesamt 200 unfallfreie Stunden in der Luft nachgewiesen wurden. Insgesamt absolvierte der Prototyp dafür sechs Testflüge – von denen allerdings nicht alle glimpflich endeten. Zu Beginn der Entwicklungsphase hatte das HAV-Team einige Rückschläge einstecken müssen. Im August 2016, nur kurz nach dem erfolgreichen Erstflug, war das Luftschiff bei der Landung beschädigt worden. Im darauffolgenden November hatte sich der Airlander 10 in seiner alten Base auf dem Cardington Flugfeld in Bedfordshire von seinem Haltemast losgerissen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) damals berichtete. Durch einen eingebauten Sicherheitsmechanismus sei die Hülle aufgerissen und das Helium entwichen.