9. Oktober 2015, 18:17 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Unseren blauen Erdball von der Stratosphäre aus betrachten: Dieser Traum könnte bald auch für normale Urlauber wahr werden. Ballon-Flüge ins All sind günstiger geworden und sollen ab 2017 auch für Fluggäste buchbar sein.
Ins All mit Minibar an Bord: Bislang starteten Ballonflüge in die Stratosphäre, um wissenschaftliche Experimente im Auftrag der NASA zu ermöglichen – ohne Passagiere, nur mit Messgeräten. Aber schon in naher Zukunft sollen sie auch Touristen in die unendliche Weite befördern. Ab 2017 will die Space-Firma „World View Enterprises” mit ihren Ballons Fluggäste an den Rand des Weltalls bringen. Ein spezielles Training oder eine Astronauten-Ausbildung seien nicht nötig.
Mit der Luxus-Kapsel ins All schweben
„Stellen Sie sich vor, Sie steigen in die Stille des Sonnenaufgangs hinauf, immer höher, sanft unter einem Ballon. Schwebend in der Schwärze des Alls betrachten Sie die Erde …” So wirbt die Space-Firma mit Sitz in Arizona für ihre Erlebnis-Flüge.
Sechs Passagiere und zwei Flugbegleiter nehmen in der nach Firmenangaben „bequemen, stylischen” Space-Kapsel Platz, für die es bereits detaillierte Pläne gibt, während ein riesiger High-Tech-Ballon mit Helium gefüllt wird. Dann beginnt der Aufstieg.
Martini mit Weltraum-Blick
Etwa eineinhalb bis zwei Stunden lang schweben die Passagiere Richtung Weltraum, bis der Gasballon eine Höhe von etwas über 30 Kilometer über der Erdoberfläche erreicht hat. Dort endet die Erdatmosphäre und der der Ballon steigt nicht mehr höher. „Es ist ausgeschlossen, dass er ins All hinaustreibt”, versichtert die Firma. „Helium ist leichter als Luft, und so treibt der Ballon quasi auf der Atmosphäre herum wie eine Eisscholle auf dem Wasser.”
Zwei Stunden lang können die Passagiere dann den Weltraum-Blick genießen, während der Ballon „auf der Stratosphäre segelt”, wie es der Anbieter lyrisch beschreibt. „Sie haben genug Zeit, um atemberaubende Panoramen zu erleben, mit den Lieben daheim zu kommunizieren und sich an der Minibar zu erfrischen”. Auch eine Bordtoilette ist vorgesehen.
Probleme aufgrund mangelnder Schwerkraft dürfte es dabei nicht geben, da der Ballon gerade noch am äußersten Rand der Erdatmosphäre schwebt. Gleichzeitig müssten die Passagiere aber auch keine g-Kraft fürchten, wie etwa in einem schnell fahrenden Auto auf der Erde, so dass Drinks eigentlich nicht überschwappen könnten, erklärt Firmen-Mitberünder Jane Poynter in einem Artikel über die ”erste Minibar im Weltraum.”
Sicherer Rückflug mit Riesen-Fallschirm
Für den Rückflug auf die Erde wird das Gas schließlich langsam abgelassen. Für eine sanfte Landung sorgt auch ein riesiger Fallschirm, der so genannte „ParaWing”, jüngste Neuerung in der Entwicklung. 2014 hatte World View schon einmal angekündigt, Touristen bald ins All zu schicken. Damals hieß es noch, dies sei schon 2016 möglich.
Dass es nun doch etwas länger dauert, liegt vielleicht – wie so oft – an den Herausforderungen einer sicheren Landung. Die neue Partnerschaft mit der Fallschirm-Firma „United Parachute Technologies” sei „ein Meilenstein” in der Entwicklung, so World Vision.
Von schwebender Plattform aus Dieser Heißluftballon soll Touristen ab 2024 ins Weltall bringen
„Schnäppchen” für 67.000 Euro
Außerdem verkündete die Firma eine erhebliche Vergünstigung der Flüge, die bereits jetzt im Namen der Wissenschaft ohne Passagiere starten. „Bisher war es unglaublich selten möglich und teuer, die Stratosphäre zu erreichen”, so Alan Stern, Chefwissenschaftler von World View und Leiter des NASA-Projekts „New Horizons”. „Wir werden das, was jetzt noch eine teuere Rarität ist, zur bezahlbaren Routine machen”.
Das trifft im gewissen Sinne auch auf die geplanten Welttraum-Passagierflüge zu. Zwar soll eine Ballon-Fahrt immer noch etwa 67.000 Euro pro Person kosten. „Wenn man bedenkt, dass Spaceshuttle-Flüge mehrere zehn Millionen Euro kosten, ist das allerdings ein Schnäppchen”, betont Unternehmensmitbegründerin Jane Poynter.
(mgr)