16. Dezember 2024, 14:36 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine mögliche Rückkehr zum Luftschiff klingt im ersten Moment vielleicht nicht nach Fortschritt. Doch umso mehr, wenn man weiß, dass die aerostatisch angetriebenen Luftfahrtzeuge – seit dem jähen Ende ihrer Ära – von Luftfahrtingenieuren neu gedacht wurden. Moderne Varianten des Luftschiffs qualifizieren sich offenbar gar als umweltfreundliche Alternative zu Flugzeugen.
Luftschiffe waren vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert im Einsatz, sowohl im Passagierverkehr als auch für Frachttransporte und im militärischen Bereich. Die motorisierten Fluggeräte erlangten ihren Auftrieb, da ihre Hüllen mit einem Gas gefüllt wurden, das leichter als Luft war. Gelegentlich sieht man auch heute noch Zeppeline, eine spezielle Art von Luftschiffen, am Himmel – etwa als Werbeträger oder auch im Rahmen wissenschaftlicher Missionen. Nun scheint es, als könnten Luftschiffe bald wieder in einer erhöhten Frequenz verkehren.
Fliegen wir bald wieder mit Luftschiffen?
Die BBC berichtet aktuell von spannenden Entwicklungen – angetrieben von der Notwendigkeit, die Luftfahrtbranche klimaneutral zu gestalten. Diese könnten dazu führen, dass Luftschiffe bald wieder für den Passagiertransport genutzt werden, und auch darüber hinaus. Neue Materialien und Technologien ermöglichen demnach die Herstellung von „Luftschiffen der nächsten Generation“. Solcher, die sicherer, stärker und effizienter sein sollen als die Luftfahrtzeuge von früher.
Zumindest der Nachhaltigkeitsaspekt erschließt sich relativ schnell. Denn man weiß, dass Luftschiffe „aerostatisch“ angetriebenen werden: Sie nutzen den Auftrieb, der durch die geringe Dichte des Gases in ihrer Hülle entsteht. Verglichen mit Flugzeugen benötigen Luftschiffe daher wesentlich weniger Energie, um zu fliegen. Doch um dem Titel „Luftschiffe der nächsten Generation“ gerecht zu werden, braucht es natürlich noch etwas mehr.
Verschiedene Vorzüge
Mehr Informationen dazu findet man auf der Website „LTA Research“. Das US-amerikanische Unternehmen LTA entwickelt moderne Luftschiffe als nachhaltige und energieeffiziente Transportlösung. Es verfolge das Ziel, langfristig von Dieselgeneratoren auf Brennstoffzellen oder Batterien umzusteigen, wodurch sich der CO2-Ausstoß weiter reduzieren lassen soll – bis hin zu Netto-Null-Emissionen. Dank einem aerodynamischen Design sollen die modernen Luftschiffe unter anderem eine verbesserte Stabilität bei höheren Geschwindigkeiten bieten.
Nun klingelt Ihnen vielleicht noch das Wörtchen „sicherer“ im Ohr. Bekanntlich endete das Zeitalter der Luftschiffe jäh, als der als „Luxushotel der Lüfte“ entwickelte LZ 129 „Hindenburg“ – der größte Zeppelin der Welt – im Jahr 1937 vor den Augen der Welt explodierte. Die Hülle des Luftschiffs war mit brennbarem Wasserstoff gefüllt – so war es damals üblich. Dieses Risiko soll bei den modernen Fliegern nicht bestehen. Dafür arbeite man heute mit Helium, einem nicht brennbaren Gas, und weiterhin mit einer stabilen Bauweise aus Titan- und Karbonfaser-Rahmen. Neben einem Plus an Sicherheit sollen diese robusten, aber gleichzeitig leichteren Materialien es den neuen Luftschiffen ermöglichen, bei einer hohen strukturellen Integrität größere Lasten zu transportieren.
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Der Pathfinder 1 von LTA – mit einer Länge von 124,5 Metern und Breite von 20 Metern das demnach größte Luftschiff der Welt – wird laut dem BBC-Beitrag aktuell in Kalifornien getestet. Künftig soll er für einen effizienteren Frachttransport eingesetzt werden und könnte überdies laut LTA auch in der humanitären Hilfe nützlich sein. Denn, und hier zeigt sich ein weiterer Vorteil von Luftschiffen gegenüber Flugzeugen: Sie benötigen keine Start- und Landebahn, keinen umfangreichen Bahnhof – nur einen Platz zum Landen, und der könnte im Grunde sogar auf dem Wasser sein. Somit könnte man mit Luftschiffen auch Güter in Gebiete mit eingeschränkten Transportwegen liefern.
Ebenso die im Jahr 2007 gegründete britische Firma Hybrid Air Vehicles (HAV) hat ein Luftschiff entwickelt. Mit ihrem Airlander 10 präsentiert sie ihr erstes als Serienflieger konzipiertes, mit geräumigen Kabinen sowie großen Fenstern ausgestattetes Luftschiff. Es bietet Platz für bis zu 90 Passagiere, wodurch es sich als potenzielles Transportmittel für den Massenverkehr eignet. Und das eben auch in bislang eher abgelegenen Regionen.
Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h kann es in puncto Tempo mit Flugzeugen – Passagierflieger verkehren durchschnittlich bei zwischen 800 und 900 km/h – zwar nicht mithalten. Doch womöglich überwiegen die anderen Vorzüge.
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Noch mal zum Hauptthema Emissionen. Der Airlander 10 werde zwar vier Kerosinmotoren haben. Doch dank der Heliumfüllung seines Rumpfes, die – wie oben erklärt – als aerostatischer Antrieb funktioniert, sei der CO2-Ausstoß um 90 Prozent geringer als bei Flugzeugen. 2025 könnte das Luftschiff in Betrieb gehen. Darüber hinaus plant HAV bis zum Jahr 2030 die Entwicklung eines durch eine Brennstoffzelle betriebenen Elektromotors, der Wasserstoff als Energiequelle nutzt.