25. Oktober 2018, 17:15 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Wirtschaftsprofessor Claudio Piga von der britischen Keele-Universität hat versucht, den Zeitpunkt zum Buchen von Billigflügen, etwa bei Ryanair, zu bestimmen. Demnach zahlen Früh- und Last-Minute-Bucher höhere Preise.
Die Schnäppchen-Preise der Billigflieger klingen häufig sehr verlockend, doch je nach Buchungszeitraum und Gebühren kann sich der Preis aufsummieren und der Traum vom günstigen Trip platzen. Aber gibt es einen perfekten Zeitpunkt, an dem man besonders günstige Tickets ergattern kann?
Wirtschaftsprofessor Claudio Piga von der Keele-Universtät in Großbritannien und seine italienischen Kollegen Marco Alderighi und Alberto A. Gaggero wollten genau das herausfinden und haben innerhalb eines Zeitraumes von einem Jahr rund 37.000 des Billig-Flugunternehmens Easyjet untersucht. Die überraschende Erkenntnis der Untersuchung, die die Forscher auch in einem Blogpost aufgeschrieben haben: Frühbucher zahlen im Schnitt mehr für ihr Ticket, aber auch die Last-Minute-Schnäppchenjäger haben mit ihrer Strategie nur wenig Erfolg.
Früh- und Last-Minute-Bucher machen nicht immer die besten Deals
Das liegt daran, dass Lowcost-Airlines wie Ryanair und Easyjet 15, zwölf oder neun Wochen vor Abflug auf die Kundschaft setzen, deren höchste Priorität ein bestimmtes Flugdatum ist. Die Reisenden werden den betreffenden Flug buchen, unabhängig von einem besonders geringen Preis – solange der Flug an dem gewünschten Datum stattfindet.
Man könnte nun also glauben, dass die Flugpreise kurz vor dem Abflug besonders stark sinken. Immerhin möchten die Airlines leere Plätze auf den Flügen möglichst vermeiden. Bei Billigfliegern gelten aber offenbar andere Regeln. Je näher das Abflugdatum heranrückt, desto höher werden die Ticketpreise. Die Zielgruppe für Spontan-Käufe sind nämlich Geschäftsreisende und nicht etwa Schnäppchenjäger. Wer kurzfristig einen Termin wahrnehmen muss, achtet eher auf Pünktlichkeit als auf besonders geringe Kosten.
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Wie entstehen die unterschiedlichen Flugpreise?
Der Eindruck, dass Flugunternehmen ihre Preise willkürlich verändern oder einem nicht zu durchschauenden Algorithmus folgen, ist zumindest im Fall von Easyjet, Ryanair & Co. nicht korrekt. Die Plätze im Flugzeug werden von Beginn an in Kategorien unterteilt. In Claudio Pigas Untersuchungen ist die Rede von „Eimern“, die jeweils mehrere Sitze im Flieger enthalten. Jeder Eimer wird mit einem Preis versehen. Anfangs ist die Anzahl der Plätze in den Eimern gleichmäßig verteilt. Hier gilt das Prinzip „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Das bestätigt auch Robin Kiely, Head of Communications bei Ryanair. Die Preise „steigen nur so schnell, wie die Niedrigstpreisklassen in den 6 Monaten vor Abflug verkauft werden“.
Wie komme ich nun an die günstigen Flüge?
Wer einen kostengünstigen Flug bei Ryanair oder Easyjet ergattern möchte, sollte spätestens zehn Tage vor Abflug buchen. „Das bedeutet aber nicht, dass das der beste Zeitpunkt zum Buchen ist“, erklärt Claudio Piga auf Nachfrage von TRAVELBOOK. Die wichtigste Erkenntnis, die Piga und seine Kollegen aus ihrer Recherche gezogen haben, ist: „Je mehr Plätze im Flugzeug weg sind, desto höher wird der Preis für verbleibende Sitze“. Piga hat auch herausgefunden, dass der Preis mit jedem Sitz, der verkauft wird, im Schnitt um rund drei Prozent steigt.
Das würde in der Theorie letztendlich bedeuten, dass die günstigsten Tickets nur diejenigen kriegen, die besonders früh buchen. Flüge sind meist ein Jahr im Voraus buchbar, diese Option nutzen aber nur die wenigsten – diejenigen, die eben Wert auf ein bestimmtes Flugdatum legen. Die Wahrscheinlichkeit ein günstiges Ticket zu ergattern, ist der Zeitraum von etwa mehreren Wochen vor dem Flug, jedoch nicht später als zehn Tage vor dem Flug.
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Preise bleiben über mehrere Woche konstant, steigen dann rasant an
Auch wenn die günstigsten Tickets schnell vergriffen sind, ist die nächste Kategorie je nach Flug über mehrere Wochen hinweg verfügbar und immer noch im Schnäppchen-Bereich. Es kommt nämlich immer wieder vor, dass Plätze in den Preiskategorien umverteilt werden – und wieder mehr günstige Ticket verfügbar sind.
Angenommen die günstigte Kategorie enthält Tickets für 20 Euro und in der nächstteureren Kategorie müsste man bereits 30 Euro zahlen, dann werden die Plätze für 20 Euro wahrscheinlich am schnellsten vergriffen sein. Durch die Umverteilung zwischen den Kategorien werden die Tickets für 30 Euro laut den Untersuchungen besonders lange verfügbar sein und so den Anstieg der Preise zunächst drosseln – und auf die letzten Tage vor dem Flug verlagern.