20. Januar 2022, 13:32 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Am 18. August 2021 steig Zara Rutherford in ein Flugzeug. Alleine, als Pilotin und um die Welt zu umrunden. Sie will mit 19 Jahren die jüngste Frau werden, die das je geschafft hat. Heute hat sie sich den Weltrekord in Belgien gesichert.
In 90 Stopps um die Welt. Die junge Pilotin Zara Rutherford war fünf Monate lang unterwegs, um den Globus mit dem Flieger zu umrunden. Und das ganz alleine. Nach 51.000 Kilometern und einigen unliebsamen Überraschungen ist sie nun in Belgien gelandet und hat einen Weltrekord gebrochen. Rutherford ist die jüngste Pilotin, die alleine um die Welt geflogen ist.
Weltrekord verzögerte sich wegen Visa- und Wetterproblemen
Ihre Route führte sie zunächst über Großbritannien nach Island, Grönland und Kanada. Danach ging es die US-Ostküste bis zur Karibik hinab, sie überquerte Kolumbien und flog schließlich an der Westküste nach Alaska, um von dort nach Russland zu reisen. Schließlich folgten China, Indonesien, Indien und Ägypten. Seit dem 9. Januar ist die Pilotin wieder in Europa und kämpfte sich über Griechenland und Bulgarien bis in die Nähe von Frankfurt/Main, wo sie ihren letzten Zwischenstopp vor dem Weltrekord einlegte.
Eigentlich wollte Rutherford schon zu Weihnachten zurück in Belgien sein. Weil sie aber ihr kleines Flugzeug auf Sicht steuert, hatte sie mehrmals auf ihrer Reise mit schlechten Wetterlagen zu kämpfen. Doch es war nicht nur die schlechte Sicht, die ihr einen Strich durch die Rechnung machte und ihre Reise um Wochen verzögerte. So musste die Pilotin auf dem Weg zu ihrem Weltrekord etwa in Alaska ausharren, weil ihr Visum für Russland aufgrund von wetterbedingten Verzögerungen ausgelaufen war. Im gesamten Oktober konnte sie deshalb keine Strecke zurücklegen, auch im November konnte sie nur vier Mal abheben. Die wenigen Flugtage nutze sie, um ganz Russland zu überfliegen.
Das Fliegen liegt ihr im Blut
Als die Pilotin Mitte Dezember in Südkorea ankommt, geht es endlich wieder schneller in Richtung Weltrekord. Doch ausgerechnet auf dem letzten Streckenabschnitt gibt es erneut Probleme. Rutherford muss ihren vorletzten Flug von Tschechien nach Deutschland kurzfristig um zwei Tage verschieben und in Benešov, einer kleinen Stadt rund 40 Kilometer südlich von Prag, ausharren. Auch in Frankfurt/Main landet sie wegen schlechter Sicht zwei Stunden später als geplant. Auf dem Weg nach Belgien aber verlief alles nach Plan.
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Zu Hause wartet eine Familie, der das Fliegen alles andere als fern liegt. Rutherfords Eltern sind Piloten. Schon als Kleinkind wusste Zara deshalb, wie ein Cockpit von innen aussieht. Nachdem sie fünf Monate im Flugzeug verbracht hat, sehnt sie sich nach etwas ganz Unspektakulären, nämlich dem Essen zu Hause, wie sie in einem Interview mit der FAZ erzählt: „Ich habe die Schnauze voll von Restaurant- und Hotelessen.“
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Rutherford will junge Pilotinnen inspirieren
Bislang wurde der Weltrekord von der US-amerikanischen Pilotin Shaesta Waiz gehalten, die unsere Erde im Alter von 30 Jahren alleine umflog. Der jüngste männliche Pilot, der alleine um die Welt geflogen ist, hat es im Juli 2021 bereits mit 18 Jahren geschafft. Ihn konnte Zara mit ihren 19 Jahren also nicht mehr überholen.
Rutherford war es ein Anliegen, diese bisher große Lücke zwischen den Geschlechtern zu schließen. Den Grund dieser Differenz sieht die junge Pilotin schon in der Erziehung von Kindern. Sie spricht von einer „Traumlücke“, da Träume ab dem Kindesalter durch die Märchen und Vorbilder, mit denen man in Berührung kommt, geprägt sind. Während bei Jungs laut Rutherford durch „Spielzeug, Straßennamen, Geschichtsunterricht und Filme“ der Wunsch entsteht, „Wissenschaftler, Astronauten, CEOs oder Präsidenten“ zu werden, werden Mädchen häufig dazu ermutigt, „schön, freundlich, hilfsbereit und süß“ zu sein. Mit ihrem Flug möchte sie ein Vorbild für junge Frauen sein. In Zukunft will Rutherford übrigens noch höher hinaus und Astronautin werden.
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