18. Juli 2022, 12:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Vor dem Start eines jeden Fluges weisen Flugbegleiter die Passagiere darauf hin, dass bei einem Druckabfall Sauerstoffmasken über ihren Plätzen hinabfallen. Aber wie lange können Reisende auf diese Weise eigentlich mit Sauerstoff versorgt werden?
Sobald man ein Flugzeug betreten hat und die Maschine langsam zur Startbahn rollt, wird entweder ein Sicherheitsvideo abgespielt, in dem der Sauerstoffmasken-Hinweis erfolgt, oder aber eine Flugbegleiterin demonstriert händisch, wie man sich bei einem Druckabfall verhalten sollte. Dabei wird allerdings nicht erklärt, wie lange die Sauerstoffzufuhr reicht. Vermutlich, weil es kein besonders langer Zeitraum ist.
So lange reicht die Sauerstoffzufuhr der Masken im Flugzeug
Denn die Sauerstoffzufuhr, die über die Masken erfolgt, reicht nur für etwa zwölf bis 20 Minuten. Maximal 20 Minuten kommen einem vielleicht erst einmal sehr kurz vor, sollen aber ein völlig ausreichendes Zeitfenster dafür sein, den Flieger wieder auf die richtige Höhe zu bringen und somit das Druck- und das damit einhergehende Sauerstoffproblem in der Kabine zu beheben.
Doch nicht nur der Pilot muss so schnell wie möglich handeln, um seine Passagiere und die Besatzung zu retten. Wenn der Druck abfällt, müssen Passagiere innerhalb von 30 Sekunden ihre Sauerstoffmaske aufsetzen – sonst riskieren sie zu sterben.
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Notsinkflug wegen Druckabfalls
Erst am vergangenen Sonntag (18. Juli) ist es auf einem Eurowings-Discover-Flug von der Dominikanischen Republik nach Deutschland zu einem Druckverlust in der Kabine gekommen. Die Piloten setzten am frühen Morgen über dem Atlantik einen Notruf ab und leiteten anschließend einen Notsinkflug ein, berichtet u. a. „BILD“. Die Sauerstoffmasken an Bord des Flugzeugs seien ebenfalls ausgelöst worden. Innerhalb weniger Minuten sei der Airbus A330 mit 179 Passagieren aus über 12.000 Metern Höhe auf nur noch 3000 Meter abgesunken. Gegen 6.50 Uhr schließlich landete die Maschine dann außer Plan in Düsseldorf statt in Frankfurt (Main). Alle 179 Passagiere hätten das Flugzeug nach der Landung „wohlbehalten verlassen“, wie eine Airline-Sprecherin gegenüber „BILD“ mitgeteilt habe. Die Ursache für den Druckverlust wird aktuell noch untersucht.
Ganz so glimpflich läuft es bei einem Druckabfall in der Kabine aber nicht immer ab. So erlitten etwa auf einem Flug der indischen Airline Jet Aways im Jahr 2018 wegen eines Druckabfalls zahlreiche Passagiere Verletzungen, bluteten aus Ohren und Nase. Lebensrettend für die Fluggäste waren in diesem Fall vor allem die Sauerstoffmasken. Doch wie funktionieren die Sauerstoffmasken und wie wird der Sauerstoff im Flugzeug überhaupt erzeugt?
Der Sauerstoff wird aus Chemikalien hergestellt
Der für Notfälle notwendige Sauerstoff in Flugzeugen wird an Bord über Sauerstoffanlagen bereitgestellt. Der Sauerstoff wird in den meisten Fällen mittels chemischer Sauerstoff-Generatoren direkt am Platz der Passagiere erzeugt, wie „Skybrary“ schreibt. Sie befinden sich zusammen mit den Atemmasken über den Plätzen in den sogenannten Passenger Service Units. Dort kann man unter anderem auch die Leselampe einstellen oder die Extraluftzufuhr regeln.
Das Luftfahrtbundesamt (LBA) verwies auf TRAVELBOOK-Nachfrage auf einen Artikel des britischen „Telegraph“, in dem die Chemikalien aufgezählt wurden, die diese Generatoren beinhalten können. Dazu zählt etwa Bariumperoxid, ein feines weißes Pulver, das auch in Feuerwerkskörpern enthalten ist. Weitere Chemikalien sind Natriumchlorat, ein Unkrautvernichter, sowie Kaliumchlorat, ein Salz, dessen Verbindung mit Wasser zur Herstellung von Streichhölzern verwendet wird.
Wichtig ist, dass die Reisenden die Masken mit einem Ruck heranziehen. Dadurch wird der Generator überhaupt erst ausgelöst. Auf diese Weise kann zwischen den Chemikalien eine chemische Reaktion in Gang gesetzt werden. Dabei aktivieren sich die Chemikalien gegenseitig, „verbrennen“ und produzieren so Sauerstoff.
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Wie gefährlich sind die Chemikalien?
Beim Einatmen könne man laut eines Gesundheitsexperten der University of Texas kleine Mengen chemischen Dunstes einatmen, wie er gegenüber der „Huffpost“ erklärte. „Das ist aber viel besser als die Alternative, die bedeutet, dass man wegen des fehlenden Sauerstoffs stirbt.“ Es sei außerdem aufgrund der chemischen Reaktionen üblich, einen Brandgeruch in der Kabine wahrzunehmen.