15. November 2023, 10:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Piloten und Pilotinnen in Uniform wirken auf die meisten Menschen beeindruckend. Besonders aufmerksamen Passagieren wird dabei bereits aufgefallen sein, dass sich die Uniformen in einigen Details unterscheiden – zum Beispiel bei der Anzahl der Streifen. Doch welche Bedeutung haben diese eigentlich? TRAVELBOOK hat bei Experten nachgefragt.
Sie ist das Statussymbol eines jeden Piloten: Wer ein Flugzeug steuert, trägt, für alle sichtbar, eine Uniform – und an dieser befinden sich Schulterklappen mit Streifen. Auch an den Ärmeln finden sich Streifen. Doch ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass keineswegs jede Uniform dieselbe Anzahl an Streifen aufweist?
Pilot Patrick Biedenkapp, der über seine Arbeit regelmäßig bei Instagram und auf seinem Blog berichtet, erklärt: „Die Streifen stehen für den Dienstgrad und auch gleichzeitig für die Verantwortung. Die Anzahl und Breite der Streifen können bei Fluggesellschaften abweichen, und es gibt keine einheitliche Vorgabe.“
Der Flugkapitän hat vier Streifen auf der Uniform
Generell gelte aber: Der Kapitän oder Pilot in Command einer Maschine trage stets vier Streifen, was darauf hinweise, dass er verantwortlich für die Sicherheit ist und auch die Entscheidungs- und Weisungsbefugnis an Bord hat.
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Co-Pilot und First Officer haben vier Streifen auf der Uniform
Biedenkapp weiter: „Der Co-Pilot oder First Officer trägt drei Streifen. Er vertritt zum Beispiel auf Ultra-Langstreckenflügen den Kapitän während dessen Ruhepause. Es gibt auch eine Variante, bei der einer der drei Streifen breiter ist. Dies impliziert einen höheren Erfahrungsgrad.“ In Einzelfällen trage ein solcher First Officer, der gerade erst am Anfang seiner Karriere stünde, auch nur zwei Streifen – dies weise darauf hin, dass er weniger Erfahrung habe als ein Drei-Streifen-Co-Pilot.
Markus Wahl, ehemaliger Präsident der „Vereinigung Cockpit“, ergänzt: „Es gibt Airline-spezifische Besonderheiten, wie zum Beispiel einen Second Officer bei der Cathay Pacific, der dann nur zwei Streifen trägt. Diese deuten darauf hin, dass diejenige Person die Abläufe noch lernen muss.“ Bei der Lufthansa gebe es zudem auch den Rang eines Senior First Officer, der zum Beispiel auf Ultralangstreckenflügen zum Einsatz kommen könne.
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15-20 Jahre Erfahrung bis zum Kapitän
Wahl verrät auch, wie viel Zeit und Aufwand es kostet, um sich die Höchstzahl von vier Streifen zu verdienen: „Um Kapitän zu werden, benötigt man im Schnitt 15 bis 20 Jahre Erfahrung – das sind 10.000 bis 15.000 Flugstunden.“ Dazu müsse man im Flugsimulator trainieren, regelmäßige Arztbesuche absolvieren und überwachte Trainingsflüge durchführen – dann habe man eine Chance auf das Kapitänstraining, in dem der Lernfortschritt unter Aufsicht erfahrener Mitarbeiter wiederum geprüft werde. Diese Schulung könne noch einmal ein halbes bis dreiviertel Jahr dauern.
Hier einmal die Status-Übersicht für die Streifen auf der Uniform:
- Vier Streifen: Kapitän
- Drei Streifen: Co-Pilot bzw. First Officer oder Senior First Officer
- Zwei Streifen: First Officer mit weniger Erfahrung oder Second Officer, airlinespezifisch
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Ursprung der gelben Streifen
Woher die Streifen auf den Pilotenuniformen überhaupt kommen, erklärt ein Pressesprecher von Ryanair: „Sie sind historisch zu begründen. Die Pilotenuniformen der Passagierfluggesellschaften sind auf traditionelle Militär- und Marineuniformen zurückzuführen, wobei die Streifen hierarchische Ränge repräsentieren.“ Die Anzahl der Streifen sei übrigens ein international vereinheitlichter Standard, „vereinzelt mit kleinen Unterschieden bei den Langstreckenbetreibern.“ Auch könnten die Mützen und Jacken von Linienpiloten bestimmte Details enthalten, die auf Unterschiede zwischen Lang- und Kurzstrecken hinweisen.