19. August 2016, 10:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Reisewerbungen ignorieren die Schattenseiten eines Landes gerne und zeigen ausschließlich glückliche Menschen, saubere Strände und friedliche, exotische Städte. Der Streetart-Künstler Monk HF hat den Spieß umgedreht: Auf seinen Postern zeigt er die ungeschönte Wahrheit und enthält dem Betrachter nicht vor, was Touristen mitunter noch alles am Urlaubsort erwartet.
Eine Frau sitzt am weißen Strand von Lesbos und sieht seelenruhig zu, wie Geflüchtete von einem völlig überfüllten Boot aus versuchen, an die Küste zu gelangen. Ein Orang-Utan kehrt dem abgeholzten Regenwald von Borneo den Rücken, ein weißer Sextourist betrachtet Prostituierte in Thailand. Darunter der zynische Schriftzug „Visit Bangkok.“
Die dunkle Seite des Tourismus
Der belgische Künstler MONK HF hat ehrliche Reiseposter entworfen: Statt Traumstränden, exotischen Inseln und friedlichen Kulturstädten illustriert er auf seinen Plakaten all das, was das Reisebüro-Marketing gern weglässt: Terrorismus, weltweite Flucht, die Zerstörung der Natur, Prostitution, soziale Ungerechtigkeit und Armut. Auf dem Online-Portal „Bored Panda“ schreibt der Belgier, dass er sich vom „ehrlichen“ Poster mit dem Titel „Visit Palestine“ inspirieren ließ, das der israelische Künstler Frank Kraus bereits 1936 entworfen hat.
MONKs Plakate machen auf zynische Art darauf aufmerksam, dass wir die großen Probleme unserer Welt gerne ausblenden, wenn wir in ferne Länder reisen: Ein Poster zeigt die Heuchelei des spirituellen Reisens nach Indien: Während eine Hindufrau im heiligen Fluss Ganges steht und betet, schwimmen an ihr Glasflaschen und Dreck vorbei, während links von ihr eine Touristin fröhlich Yoga macht.
Die politische Botschaft von MONKs Bildern richtet sich aber nicht allein an Touristen, sondern auch an die Einwohner von beliebten Reisezielen. So thematisiert eines der Plakate den Walfang auf den Färöer Inseln. Ein anderes die Umweltverschmutzung und mangelnde Müllentsorgung auf den Malediven.
Zu Brasilien hat MONK gleich zwei Poster angefertigt: Das eine zeigt eine knackige Frau im Bikini an der Copacabana, hinter der sich der bedrohliche Schatten eines bewaffneten Mannes abzeichnet, ein Symbol für die hohe Kriminalitätsrate in der Stadt sowie die gigantische Schere zwischen Arm und Reich in Brasilien.
Das zweite Bild ist ein zynischer Kommentar zu den Olympischen Spielen, die derzeit in Rio de Janeiro stattfinden. Man sieht die olympischen Ringe im verschmutzten Wasser des Atlantik treiben.
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Was die Plakate bewirken sollen
Es bleibt die Frage, inwiefern die in den Plakaten implizierte Kritik auch eine konstruktive Komponente enthält. Aufs Reisen zu verzichten ist oft auch keine Lösung: Viele der dargestellten Orte sind von der Tourismuswirtschaft abhängig. Letztlich geht es dem Künstler aber wohl vor allem darum, die Menschen zum Nachdenken anzuregen. Weitere Plakate aus der Serie finden Sie auf der Facebook-Seite des Künstlers.
MONK ist schon früher durch seine ebenso kritischen wie harten Kunstwerke aufgefallen. Das Hauptmotiv ist meistens Natur- und Tierschutz. So schuf er 2015 eine Serie von Graffitis, in denen Großwildjäger populäre Disney-Figuren wie Dumbo oder Arielle töten.