21. Mai 2015, 14:26 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein Haus zum Nulltarif – und das in einem Dorf, das vor Kurzem erst zum schönsten Italiens gewählt wurde? Was klingt wie ein Aprilscherz, ist tatsächlich möglich: Der 7000-Einwohner-Ort Gangi in Sizilien verschenkt mehr als 30 Häuser. Einen kleinen Haken gibt es allerdings…
Gangi ist ein italienisches Dorf wie aus dem Bilderbuch: Kleine Steinhäuschen schmiegen sich dicht an dicht um einen Berg, überragt von mehreren Kirchen und einer Burg. In den schmalen Gassen und auf den hübschen Plätzen im Ort tummeln sich Ristoranti und kleine Geschäfte, und im Rücken des Dorfes erhebt sich majestätisch der schneebedeckte Ätna, Europas höchster Vulkan. Nicht umsonst wurde Gangi im vergangenen Jahr in einem großen Zuschauervoting des TV-Senders „Rai Tre“ zum schönsten Dorf Italiens gewählt.
Falls Sie schon immer davon geträumt haben, an einem solch idyllischen Ort ein Ferienhaus zu besitzen und gleich ganz dorthin auszuwandern: Jetzt wäre die Gelegenheit dazu! Denn Gangi bietet Dutzende seiner Immobilien an – zum Nulltarif. Mit der „Initiative Gratis-Häuser“ wirbt die Gemeinde auf ihrer offiziellen Website um Abnehmer für insgesamt 31 leer stehende Gebäude.
Ungewöhnliche Rettungsaktion
So schön Gangi auch ist – für junge Menschen bieten sich hier nur wenig Perspektiven. Das 7000-Einwohner-Dorf liegt im Inselinneren Siziliens in der Provinz Palermo, die nächste größere Stadt Cefalù ist eine Autostunde entfernt. Deshalb sind in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Bewohner aus Gangi weggezogen, nach Palermo, Catania oder aufs italienische Festland. Viele Häuser stehen seitdem leer, verfallen langsam. Mit der Gratis-Haus-Aktion will Gangis Bürgermeister Giuseppe Ferrarello sein Dorf retten, es zu einem attraktiven Ort machen – für neue Bewohner und für Touristen.
Schenkung mit Auflagen
„Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“ lautet ein bekanntes Sprichwort. Im Falle der Gratis-Immobilien von Gangi sollte man aber genau das tun, denn keines der Häuser ist auch nur im Ansatz bezugsfertig – muss aber vom Erwerber innerhalb von drei Jahren in genau diesen Zustand versetzt werden. So steht es in einem speziellen Auflagenpapier, das die Gemeinde auf ihrer Website veröffentlicht hat. Zusätzlich muss der Erwerber eine Bürgschaft in Höhe von 5000 Euro bei der Kommune hinterlegen. Renoviert dieser das Haus nicht innerhalb der vorgeschriebenen drei Jahre, darf Gangi das Geld behalten.
Alle Objekte werden in einem Online-Exposé präsentiert, mit genauem Lageplan und Fotos. Während einige zumindest von außen noch recht ansehnlich sind, bröckelt bei anderen der Putz, fehlen die Fenster oder befinden sich riesige Löcher im Mauerwerk. Die potentiellen neuen Eigentümer müssen also noch einiges investieren, um die Häuser wieder bewohnbar zu machen.Die Maklerin, die mit dem „Verkauf“ beauftragt wurde, sagte dem britischen „Telegraph“: „Die Häuser brauchen neue Dächer und Böden, es muss Strom, Wasser und Kanalisation angeschlossen werden und am Ende alles neu verputzt werden. Ich schätze die Renovierungskosten pro Objekt auf etwa 35.000 Euro.“
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Aktion von Erfolg gekrönt
Auch die Kosten für den Notar und die Grunderwerbssteuer muss der neue Eigentümer selbst tragen, was nochmals etwa 6000 Euro entspricht. Trotz der im Endeffekt hohen Zusatzkosten ist die Aktion, die seit Anfang 2014 läuft, ein Erfolg: Von den 31 im Exposé gelisteten Häusern sind nur noch zehn zu haben. Alle anderen: verkauft oder reserviert. Auch Interessenten aus dem Ausland sind dabei, sogar aus den USA und Australien. Laut einem Bericht der italienischen Zeitung „La Repubblica“ wurde vor Kurzem sogar das erste Haus nach seiner Renovierung eingeweiht.
Für Gangi hat sich die „Initiative Gratis-Häuser“ gleich in mehrfacher Hinsicht gelohnt: Die leer stehenden Gebäude werden renoviert, ohne dass die Gemeinde auch nur einen Cent dazu bezahlen muss. Zudem gibt es viel neue Arbeit für die sonst unterbeschäftigten Handwerker und Bauarbeiter im Ort. Neue Ferienunterkünfte entstehen, was mehr Besucher und somit auch mehr Einnahmen für Gangi bedeutet. Und Touristen haben jetzt ohnehin noch einen Grund mehr, Gangi zu besuchen: Italiens schönstes Dorf erstrahlt mittlerweile in noch schönerem Glanz.