9. Februar 2017, 10:52 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Vagli di Sotto ist ein idyllisches Bergdorf in der Toskana und vor allem für seinen Stausee und das darin befindliche Geisterdorf bekannt, das alle paar Jahre bei der Entleerung des Sees wieder auftaucht. Jetzt macht der 900-Einwohner-Ort aber wegen einer ganz anderen Attraktion international von sich reden: In Vagli di Sotto soll künftig eine marmorne Statue von US-Präsident Donald Trump stehen. TRAVELBOOK sprach mit dem Bürgermeister der Gemeinde über die umstrittenen Pläne.
Donald Trump erntet derzeit im Internet vor allem eins: viel Spott und Häme, inbesondere aus Europa. Umso mehr sorgt nun eine Meldung aus Italien für Verwunderung, wonach ein toskanisches Dorf dem neuen US-Präsidenten eine Statue aus purem Marmor widmen will. Was steckt dahinter, oder besser: wer?
Die Statue entsteht auf Initiative von Mario Puglia, dem Bürgermeister der 930-Einwohner-Gemeinde Vagli di Sotto in der Provinz Lucca. „Für uns ist Donald Trump ein Mann, der all seine Versprechen, die er während der Wahlkampagne gemacht hat, auch gehalten hat oder noch umsetzt“, begründet Puglia seine Entscheidung auf Nachfrage von TRAVELBOOK. Er bewundere Trump für seine Konsequenz und für sein Motto „Einer gegen alle“. Und natürlich erhoffe man sich auch, dass dank der Statue noch mehr Besucher nach Vagli di Sotto kommen als ohnehin schon.
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Durch Spenden finanziert
Finanziert wird die schon jetzt umstrittene steinerne Trump-Statue aus privaten Spendengeldern. Anfang Februar postete Puglia einen entsprechenden Aufruf bei Facebook, um Gönner für die Finanzierung zu finden. Die Statue sei bereits in Auftrag gegeben worden und werde bereits angefertigt, sagt Puglia. „Allein der Marmorblock, aus dem er gefertigt wird, kostet 150.000 Euro.“ Schon jetzt hätten zahlreiche Menschen gespendet, darunter auch Deutsche und Amerikaner.
Nach seiner Fertiggestellung soll das Prachtstück in einem Skulpturenpark in Vagli di Sotto stehen, dem sogenannten Parco dell’onore e del disonore, was übersetzt etwa so viel bedeutet wie „Park der Ehre und der Schande“. Im ehrenvollen Bereich des Parks stehen etwa eine Statue von Fabrizio Quattrocchi, einem italienischen Sicherheitsmann, der 2004 im Irak entführt und getötet wurde, von der französischen Polizeihündin „Diesel“, die während eines Anti-Terror-Einsatzes in Saint Denis starb, sowie, seit vergangenem Jahr, vom verstorbenen Musiker David Bowie. Im „Bereich der Schande“ findet sich unter anderem ein Abbild von Katastrophen-Kapitän Francesco Schettino, der das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia 2012 ins Unglück steuerte.
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Ein Mann der Ehre oder der Schande?
Und wo soll Trump stehen? Das werde man noch entscheiden, sagt Bürgermeister Mario Puglia zu TRAVELBOOK. „Anfangs wird die Statue in einem Amphitheater zwischen den beiden Parkbreichen stehen. Wenn Trump sich als US-Präsident als der richtige Mann für die Entwicklung der Welt erweist, werden wir ihn natürlich im Park der Ehre platzieren.“
Vier Monate dauert es nach Angaben von Mario Puglia noch, bis der Marmor-Trump fertig gestellt sein wird, dann soll die Statue feierlich mit einem großen Fest eingeweiht werden. Ein wenig Zeit hat der neue US-Präsident also noch, um seinen künftigen Standort im Park selbst mitzubestimmen. Eine Einwohnerin der nicht weit entfernten Gemeinde Castelnuovo di Garfagna bezweifelt allerdings, ob das reichen wird: „Wäre es nicht besser, vier Jahre zu warten, um Ergebnisse zu sehen?“, schreibt sie in den Facebook-Kommentaren zum Spendenaufruf.