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Irre Start-up-Idee

Grönland verkauft jetzt Gletschereis an Cocktailbars in den Emiraten

Ein Start-Up aus Grönland will jetzt Gletschereis an Cocktailbars in den Vereinigten Arabischen Emiraten verkaufen. Hier im Bild das Örtchen Qeqertarsuaq und ein Eisberg. Noch darf er schwimmen.
Ein Start-Up aus Grönland will jetzt Gletschereis an Cocktailbars in den Vereinigten Arabischen Emiraten verkaufen. Hier im Bild das Örtchen Qeqertarsuaq und ein Eisberg. Noch darf er schwimmen. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

18. Januar 2024, 20:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Die Firma „Arctic Ice“ aus Grönland will ab sofort Gletschereis aus dem Land verkaufen – und zwar an exklusive Cocktailbars in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Während manche darin den Gipfel der Dekadenz sehen, betonen die Gründer des Start-Ups, damit letztlich ihrem Land zu mehr wirtschaftlicher Unabhängigkeit verhelfen zu wollen. Die Umweltbilanz des Projekts ist allerdings noch ziemlich fraglich.

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Wohl einer der kritischsten Effekte der Globalisierung ist, dass sie fortwährend Dinge produziert, die eigentlich kein Mensch braucht. In dieser Kategorie bewirbt sich jetzt ein junges Start-up aus Grönland um den Preis „Absurdeste Idee des Jahres“. Auf der größten Insel der Welt, die politisch zu Dänemark gehört, schmelzen die Gletscher, wie überall rund um den Globus, in einem besorgniserregenden Tempo. Doch genau diesen Umstand möchte die Firma „Artic Ice“ nutzen – indem es das Gletschereis künftig an exklusive Cocktailbars in den Vereinigten Arabischen Emiraten verkauft.

Diese Idee, und das mag kaum verwundern, ist laut dem renommierten „Guardian“ noch nicht einmal neu. Nur war bislang allen Unternehmen, die versuchten, Gletschereis aus Grönland zu exportieren, ein eher überschaubarer Erfolg beschieden. Sprich, sie kamen, versuchten es, und ließen es schnell wieder. Doch „Artic Ice“ möchte besser sein, wie das Unternehmen auf seiner Webseite betont. Das Verkaufsargument: Das Arktische Eis sei das reinste Wasser auf der ganzen Welt, da es seit mehr als 100.000 Jahren gefroren und nie mit Verunreinigungen in Kontakt gekommen sei.

Verheerende Umweltbilanz

Das Eis wird im Fjord von Nuuk, der Hauptstadt von Grönland, von riesigen Bruchstücken „geerntet“, die sich bereits von Gletschern abgetrennt haben. Mit einem Kran hievt die Firma für den Export geeignete Eisbrocken an Bord ihres Schiffs. Wieder an Land, wird das Eis in spezielle Tiefkühlcontainer verladen, um eine schadensfreie Ankunft der vergänglichen Ware in Dubai zu garantieren. Größere Frachter bringen es dann zunächst einmal nach Dänemark, von wo es seine lange Seereise in die Emirate antritt.

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Die effizienteste Route dauert dabei laut „Guardian“ bei einer Distanz von 9000 nautischen Seemeilen, also fast 17.000 Kilometern, 19 Tage. Eine ziemlich verheerende Umweltbilanz also. Dennoch hat „Artic Ice“ nach eigenen Angaben jüngst die erste Lieferung mit 20 metrischen Tonnen Eis von Grönland aus verschifft. Und betont, in Zukunft die Lieferungen komplett klimaneutral absolvieren zu wollen, bzw. das anfallende CO₂ anderweitig zu kompensieren. Auch in Zukunft wolle man „nachhaltig wachsen und umweltbewusste Entscheidungen“ treffen.

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Mehr Unabhängigkeit von Dänemark

Doch warum Gletschereis aus Grönland in Cocktailbars in den Emiraten, bzw. in Cocktailbars an sich irgendwo in der Welt? Laut „Artic Ice“ hat das besondere Eis keinen Geschmack und schmilzt zudem langsamer als gewöhnliches. Das verschaffe eine „besondere Erfahrung“ beim Genießen von Getränken. Zudem hoffen die Macher, damit mehr Bewusstsein für den arktischen Lebensraum zu schaffen. In Grönland selbst nutzen die Menschen schon seit jeher das besondere Eis zum Kühlen ihrer Getränke.

Mit ihrem Produkt wollen die Macher von „Artic Ice“ zudem dazu beitragen, Grönland finanziell, und damit auch politisch, unabhängiger zu machen. Aktuell ist die gigantische Insel ein selbst verwalteter Teil von Dänemark, welches auch 55 Prozent des grönländischen Haushaltsbudgets stellt. Das Land importiert mehr als es ausliefert, und neben dem Fischfang ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle. Ob dem Unternehmen letztlich ein langfristiger Erfolg beschert sein wird, bleibt abzuwarten.

Themen Dänemark
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