9. August 2022, 11:07 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Haben Sie schon mal den Begriff „So-da-Brücke“ gehört? Als die TRAVELBOOK-Redaktion darüber stolperte, wurde erst einmal laut gelacht. Es handelt sich nämlich um Brücken, die quasi ins Nirgendwo führen. Und davon gibt es mehr, als man denkt – auch in Deutschland.
Eine Brücke dient normalerweise einem ganz bestimmten Zweck, nämlich von A nach B zu kommen. Zum Beispiel um einen Fluss zu überqueren, eine Schlucht oder eine Straße. Es gibt aber auch Brücken, die einfach in der Landschaft herumstehen und vollkommen nutzlos sind. Sie sind quasi „einfach so da“ – weshalb man ihnen umgangssprachlich den Namen „So-da-Brücken“ oder wahlweise „Soda-Brücken“ verpasst hat.
Ein besonders eindrucksvolles Exemplar einer solchen „So-da-Brücke“ steht in Castrop-Rauxel in Nordrhein-Westfalen, und das nun schon seit mehr als 40 Jahren (siehe Foto oben). Im dortigen Stadtteil Frohlinde hat man, so berichtet es das lokale Nachrichtenportal „24vest.de“, im Jahr 1978 mit dem Bau des Betonklotzes begonnen, zwei Jahre später war die Brücke fertig. Allerdings „endet“ sie auf beiden Seiten im Nirgendwo, denn eine weiterführende Straße wurde nie gebaut.
Ursprünglich sollte die Brücke laut 24vest.de Teil einer neuen Ortsumgehungsstraße werden, der L654n. Diese sollte als Entlastung für eine andere Straße dienen, welche von vielen LKW befahren wird. Allerdings gab es um den Bau der Umgehungsstraße aus verschiedenen Gründen jahrzehntelang Streit. Mal wurde beschlossen, sie doch zu bauen, dann wieder legte man die Pläne auf Eis.
Wie der Landesbetrieb Straßen.NRW auf TRAVELBOOK-Nachfrage im vergangenen Jahr mitteilte, könnte die Umgehungsstraße aber irgendwann vielleicht doch noch gebaut werden. „Die Landesstraße L654n, für welche die Soda-Brücke gebaut worden ist, steht nach wie vor im Landesstraßenbedarfsplan und ist für das Verkehrsministerium NRW damit weiterhin von Interesse“, teilte eine Sprecherin mit. Konkrete Planungen gebe es allerdings noch nicht. „Da die Möglichkeit der Realisierung der L654n also weiterhin besteht, ist die Brücke so lange vorzuhalten, bis die Landesstraße entweder gebaut wird – und die Brücke damit einen Nutzen erfährt – oder die Planungen durch das Verkehrsministerium nicht weiter verfolgt werden“, so die Sprecherin weiter.
Außerdem erfülle die Brücke unterdessen durchaus einen Zweck. „Sie wird als Anschauungsbeispiel u.a. für Baureferendare genutzt, weil aufgrund des fehlenden Anschlusses das Innenleben der Brücke gut sichtbar ist.“
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Nicht die einzige „So-da-Brücke“ in Deutschland
Tatsächlich ist die „So-da-Brücke“ in Castrop-Rauxel bei Weitem nicht das einzige sinnlose Brückenbauwerk in Deutschland. So gibt es etwa in Saarbrücken die sogenannte „Tote Brücke“ über den Fluss Saar, die eigentlich als Straßenbrücke geplant war, aber nie zu einer solchen wurde. Eine „tote Brücke“ gibt es auch bei Euskirchen: Hierbei handelt es sich um eine Autobahnbrücke an der A 1, die bereits in den 1970er Jahren gebaut und nie an das Straßennetz angeschlossen wurde.