26. Oktober 2021, 16:45 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Kennen Sie dieses Gefühl, wenn Sie Ihr Leben lang von einer bestimmten Sache überzeugt waren – und plötzlich herausfinden, dass Sie die ganze Zeit einem kompletten Irrtum erlegen waren? Unserer Autorin erging es kürzlich genau so, und zwar mit dem banalen Wort „Zebrastreifen“. Denn das wurde mitnichten nach dem schwarz-weiß gestreiften Tier benannt. Für TRAVELBOOK schreibt sie auf, was wirklich hinter dem Namen steckt.
Ja, ich musste erst 40 Jahre alt werden, um herauszufinden, wofür die Buchstaben ZEBRA im Zebrastreifen wirklich stehen. Nämlich für „Zeichen eines besonders rücksichtsvollen Autofahrers“. Darauf gekommen bin ich überhaupt nur, weil ein Freund bei Facebook ein Bild einer dieser Sprücheklopfer-Seiten geteilt hatte, auf dem die Wahrheit über den Zebrastreifen geschrieben stand. Ich hielt das zunächst für einen Scherz, das hatte sich doch garantiert irgend so ein Schlauberger ausgedacht, weil es so schön passend klang. Trotzdem googelte ich sicherheitshalber nochmal die Wörter „Zebrastreifen“ und „Name“ – und siehe da, es stimmt!
Wie unter anderem der „Bayerische Rundfunk“ berichtet, geht der Name auf eine Aktion des Hamburger Abendblatts im Jahr 1954 zurück. Zu diesem Zeitpunkt hießen die gestreiften Fußgängerüberwege übrigens noch in schönstem Amtsdeutsch „Dickstrichketten“. Im Rahmen der Aktion wurden Autofahrer, die sich an den Dickstrichketten besonders rücksichtsvoll verhielten, mit einem „Gutpunkt“ ausgezeichnet. Diese Gutpunkte konnten sich erfolgreiche Teilnehmer der Aktion in Form eines Aufklebers auf die Autoscheibe kleben. Weil der Name „Zeichen eines besonders rücksichtsvollen Autofahrers“ abgekürzt zum „Zebra“ wurde, war auf den Stickern das schwarz-weiß gestreifte Tier abgebildet. Im Volksmund wurden aus den Dickstrichstreifen – dem Himmel sei dank – schließlich Zebrastreifen.
Zebrastreifen ist nur der umgangssprachliche Name
Was mir ebenfalls bis zu meinem kleinen Rechercheausflug in Sachen Zebrastreifen nicht bewusst war: In korrektem Amtsdeutsch heißen die gestrichelten Fahrbahnmarkierungen heute Fußgängerüberwege, kurz: FGÜ. Allerdings bezweifle ich, dass irgendein Autofahrer bremsen würde, wenn ihm sein Beifahrer zuriefe: „Achtung, da kommt ein FGÜ!“
Erfunden hat die Überwege laut „Bayerischem Rundfunk“ übrigens der britische Verkehrsminister James Callaghan, der im Jahr 1949 die ersten Straßenstreifen auf den Asphalt malen ließ. Die britischen Streifen waren allerdings anfangs blau und gelb und wurden erst später schwarz-weiß.
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Andere Länder, andere Streifen
Und noch ein paar weitere spannende Fakten über den guten alten Zebrastreifen habe ich herausgefunden. Zum Beispiel, dass es in Island und Österreich bereits Zebrastreifen in 3D-Optik gibt, wodurch die Autofahrer (noch) aufmerksamer werden sollen. Wenn man sich dieses Video ansieht, kann man sich gut vorstellen, dass das funktioniert:
Richtig geschockt hat mich dieses Detail aus einem Bericht des „Hamburger Abendblatts“: Demnach wurde die erste Autobahn der Schweiz von Luzern nach Kriens im Jahr 1956 mit mehreren Fußgängerüberwegen ausgestattet. Da es jedoch an den betreffenden Stellen zu mehreren schweren Verkehrsunfällen kam, hat man die Überwege bald wieder entfernt.
Zum Abschluss noch ein Superlativ: Als größter Zebrastreifen der Welt gelten die Markierungen an einer Kreuzung im Stadtteil Shibuya in Tokio. Hier strömen die Fußgänger in alle Richtungen – auch diagonal – über die Zebrastreifen, während alle Autofahrer rot haben.