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Er wanderte 2009 nach Deutschland aus

Mathieu (36) aus Kanada: »Was ich an Deutschland liebe – und was mich total nervt

Auswanderer in Deutschland
Mathieu Pelletier ist 2009 nach Berlin gezogen – und geblieben Foto: Getty Images / privat / Collage TRAVELBOOK
Angelika Pickardt
Redaktionsleiterin

21. Januar 2022, 10:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Das Wetter oft grau, die Menschen mürrisch: Es gibt viele Deutsche, die davon träumen, ins Ausland auszuwandern oder es bereits getan haben. Umgekehrt leben aber auch in Deutschland viele Zugezogene, die ihrem Heimatland bewusst den Rücken gekehrt haben. Zum Beispiel der Liebe oder eines Jobs wegen – oder weil sie Deutschland einfach toll finden. In unserer neuen TRAVELBOOK-Serie berichten Menschen, die nach Deutschland ausgewandert sind, von ihren positiven und negativen Erfahrungen hier. Den Anfang macht Mathieu Pelletier aus Kanada.

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Der Anteil von Menschen, die aus Amerika nach Deutschland auswandern, ist verschwindend gering. So machten laut Daten des Statistischen Bundesamts Amerikaner (damit sind die Bewohner von Süd- und Nordamerika gemeint) im Jahr 2020 gerade mal 3 Prozent aller nach Deutschland Zugewanderten aus.

Insofern ist der Schritt, den der Kanadier Mathieu Pelletier bereits im Jahr 2009 gewagt hat, recht ungewöhnlich: Er zog nach Berlin. Hier verliebte er sich in eine deutsche Frau und bekam 2016 gemeinsam mit ihr eine Tochter. Im TRAVELBOOK-Interview berichtet der heute 36-Jährige, der aus einer kleinen Stadt in Quebec stammt und jetzt als Schauspieler am Atze Musiktheater in Berlin arbeitet, von seinen guten und schlechten Erfahrungen als Zugezogener in Deutschland.

TRAVELBOOK: Wie kam es, dass du dich entschieden hast, ausgerechnet nach Deutschland auszuwandern?

Mathieu: „Ich wollte unbedingt Schauspieler werden und habe an den Theaterschulen in Quebec vorgesprochen, wurde aber nicht angenommen. Da ich nicht aufgeben wollte, bewarb ich mich bei der École Internationale de Théâtre Jacques Lecoq in Paris, wo ich angenommen wurde. Das Studium führte mich also zunächst nach Paris, später dann nach Barcelona. Am Ende meines Studiums hatte ich das Gefühl, dass es schwierig werden würde, in Spanien Arbeit zu finden. Also zog ich nach Berlin. Mich hat das kulturelle Leben hier gereizt, und ich hatte Sehnsucht nach einem organisierten Ort zum Arbeiten.“

Was war dein größter „Kulturschock“, als du nach Deutschland kamst?

„Die Unfähigkeit der Deutschen, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, z. B. um anderen zu helfen. Sie sind ein bisschen wie Roboter… Aber man kann ihnen vertrauen!“

Was gefällt dir hier besonders gut?

„Die Kunstszene ist offener für Neuankömmlinge.“

Was fehlt dir am meisten von deinem Heimatland? Was ist dort besser als hier?

„Die Menschen in Quebec sind freundlicher, entspannter, flexibler und hilfsbereiter. Ich vermisse den Schnee und die Natur und meine Familie.“

Was es für dich als Zugezogener einfach, in Deutschland Freundschaften zu schließen?

„Ja.“

Was war dein bisher schönstes Erlebnis in Deutschland, das du niemals vergessen wirst?

„Die Geburt meiner Tochter.“

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Magst du deutsches Essen?

„Ich liebe die moderne deutsche Küche, vor allem die Verbesserungen, die hier in der veganen Küche vorgenommen werden. Ich liebe Spreewald-Gurken im Winter, weißen Spargel und Bärlauch im Frühling und Bier das ganze Jahr über – wobei ich aufpassen muss, dass ich nicht zu viel davon trinke.“

Gibt es eine bestimmte Eigenart der Deutschen, die du besonders seltsam findest?

„Was immer wieder vorkommt, ist, dass die Deutschen dazu neigen, alle Rechnungen auseinander zu dividieren, wenn sie zusammen ausgehen. Ich liebe es, alles durcheinander zu bringen, indem ich die Rechnung für alle bezahle. Ich sehe dann, wie sie im Kopf ausrechnen, wie viel sie mir schulden. Wenn ich dann ablehne, setzt das einen Kreis der Großzügigkeit in Gang, in dem sich der Reihe nach alle gegenseitig einladen. Das bricht ein wenig mit ihrer Regel, alles auseinander zu rechnen. Aber selbst wenn sie sich abwechselnd einladen, habe ich den Eindruck, dass sie bei verschiedenen Ausflügen genau berechnen, wer welche Rechnung übernommen hat…“

Hast du vor, für immer in Deutschland zu bleiben?

„Ja.“

Wer mehr über Mathieu Pelletier erfahren möchte, sollte sich seinen Youtube-Channel „Les Aventures du Grand Math“ ansehen. Dort vloggt der Kanadier mit viel Humor über sein Leben in Deutschland (in französischer Sprache mit englischen Untertiteln).

Themen Deutschland
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