17. November 2016, 11:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Gesa Neitzel ist Ende 20, als sie beschließt, noch mal neu anzufangen. Die TV-Journalistin gibt ihren Job auf und macht eine Ausbildung zur Rangerin im afrikanischen Busch. Was sie die Erfahrung gelehrt hat und welche Pläne sie für die Zukunft schmiedet, hat sie TRAVELBOOK verraten.
Jetzt bloß nicht schnell bewegen: Gesa Neitzel starrt in die Augen von fünf ausgewachsenen Löwen. Dazwischen kein Käfig, kein Zaun. Das hier ist kein Zoo, das ist der echte afrikanische Busch. Hier gibt es nichts, was den Menschen vor den Königen der Wildnis schützt. So beschreibt Neitzel in ihrem Buch „Frühstück mit Elefanten“* ihre erste Begegnung mit einem Löwenrudel während ihrer Ausbildung zur Rangerin.
Theoretisch weiß sie, was zu tun ist: „Bei Löwen ist es genauso wie mit einer Hauskatze. Stell dir vor, du hast einen Ball. So lange du den Ball still hältst, starrt die Katze nur den Ball an. Sobald du den Ball wirfst, geht die Katze auf den Ball los. Genau so ist es mit Löwen auch. Sobald du dich bewegst, sehen sie dich als Beute.“
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»Eingesperrt in der Großstadt
Neitzel befindet sich mit Ende Zwanzig in einer Sinnkrise. Die gebürtige Hildesheimerin lebt seit zehn Jahren in Berlin – mit immer derselben Routine. Dabei träumt sie von echten Abenteuern, wie sie im Gespräch mit TRAVELBOOK erzählt. „Ich fühlte mich wie eingesperrt in der Großstadt“, sagt sie. Neitzel unternimmt immer wieder Urlaube in alle Ecken der Welt, eine Reise nach Südafrika und eine Begegnung mit echten Rangern inspiriert sie schließlich für ihr Vorhaben: Sie will sich in Afrika zur Rangerin ausbilden lassen.
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Ein Neuanfang in Afrika
Neitzels Umfeld reagiert anfangs verhalten auf ihren neuen Berufswunsch. Für viele
ist Afrika zu der Zeit gleichbedeutend mit Ebola, obwohl der Süden Afrikas gar nicht von der Epidemie betroffen ist. Je näher der Abflugtermin rückt, umso mehr Sorgen macht sie sich schließlich selbst. „Ein Neuanfang auf einem komplett anderen Kontinent, in einer komplett anderen Welt. Die Nummer wurde mir zu groß. Ich hatte Angst vor den wilden Tieren, Angst, das nicht hinzubekommen und mich blöd anzustellen“, schreibt sie. Zu diesem Zeitpunkt glaubt sie, sie werde es maximal ein halbes Jahr in Südafrika aushalten und danach in ihren alten Job zurückkehren.
Doch es kommt anders: Neitzel studiert in Afrika das Verhalten der Tiere, sie lernt Fährten zu lesen, die Gruppe durch den Busch zu führen und sich im Notfall auch mit der Waffe zu verteidigen. Langweilig wird es ihr dabei nicht: Mal verspeist ein Leopard ein Zebra, an anderer Stelle paaren sich zwei Löwen, und manchmal muss sie auch einfach nur den Reifen am Jeep wechseln.
An Deutschland vermisst sie bis auf ihre Freunde und Familie kaum etwas. Ab und zu sehnt sie sich zwar nach dem heimischen Käsekuchen oder der tellerrandgroßen Pizza, sagt aber: „Dieses typische ‚Ich bin Deutsche und mir fehlt das Schwarzbrot‘ – das hab ich nicht.“ Sie ist sich sicher, durch die Zeit im Busch viel entspannter geworden zu sein, schreibt: „Wer zu Fuß einem ausgewachsenen Elefantenbullen gegenübersteht, den bringt so schnell auch nichts mehr aus der Ruhe.“
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Gesa Neitzel verliebt sich in Afrika
Die Ausbildung ist fast zu Ende, da lernt Neitzel Frank kennen. Er ist Australier mit südafrikanischen Wurzeln, der wie sie Safari-Guide werden will. In ihm findet Gesa ihren „partner in crime“, so etwas wie einen Seelenverwandten. Er lehrt sie, ihr Gewehr richtig zu halten, die afrikanischen Vogelarten zu unterscheiden und erzählt ihr magische Geschichten über den Süden Afrikas. Sie verbringen viele gemeinsame Abende damit, über ihre Träume zu sprechen – und verlieben sich dabei ineinander.
Das Paar will in Afrika bleiben – trotz aller Hürden: Denn viele Ranger-Jobs gibt es nicht. Vor allem nicht für Ausländer. „Der große Traum wäre es, uns in zehn Jahren in Botswana im Okawango-Delta niederzulassen und ein kleines Guest House zu eröffnen“, sagt sie zu TRAVELBOOK. Und weiter: „Wenn man in sich das Verlangen hat, etwas zu finden, was einen wirklich glücklich macht, dann muss man raus und das suchen“, sagt Gesa. In Afrika scheint sie ihr Glück nun gefunden zu haben.
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